Cadillac CT6 Test: 417 PS und fetter Luxus zum heißen Preis

, 23.07.2016


Sie trauen es sich - und es kommt noch mehr: 417 PS stark, Luxus neu interpretiert und dazu Technologien, die es bei Audi, Mercedes-Benz und BMW noch nicht in Serie gibt. Der neue Cadillac CT6 soll nicht nur mit Komfort überzeugen, sondern darüber hinaus in puncto Agilität, Dynamik und Fahrspaß ganz oben in der Liga mitspielen. Positioniert zwischen der Mercedes-Benz E-Klasse und der S-Klasse beziehungsweise dem BMW 5er und dem 7er, gibt es den großen Caddy ab September 2016 bereits für 73.500 Euro - und das sehr umfangreich ausgestattet. Wie sich der Cadillac CT6 in der gehobenen Platinum-Ausführung tatsächlich macht, wie er sich fährt und was uns im Innenraum erwartet, soll dieser Test zeigen.

Niedrig, breit und kantig: Bereits optisch besitzt der Cadillac CT6 einen hohen Coolness-Faktor und zieht mit seinem ausdrucksstarken Look im Straßenbild sofort die Blicke auf sich. Besonders markant erweisen sich die lange Motorhaube und die vertikale Scheinwerfer-Struktur mit neuartigen LED-Light-Blades, die den vorderen Bereich des Fahrzeugs umrahmen. Die Front besticht geradezu durch den eindrucksvollen Chrom-Kühlergrill und echte Kraft ausstrahlende Linien.

Das flache, weit nach hinten gezogene Dach und das knackige Heck heben die Dynamik der 5,18 Meter langen, 1,88 Meter breiten (ohne Außenspiegel) und 1,47 Meter hohen Cadillac CT6 Limousine weiter hervor. Die breite Spur und die 20 Zoll großen Felgen mit „Pirelli P Zero"-Reifen tragen ebenso zum eindrucksvollen Auftreten der Limousine bei wie zahlreiche feine Chrom-Komponenten, die für noch mehr Glanz sorgen. Den Kofferraumdeckel versahen die Macher mit einem Heckspoiler, während der CT6 seinen Sound durch vier prägnante Endrohre in die Freiheit entlässt.

Antrieb: Fesselnder Fahrspaß in 8 Gängen

Völlig neu ist der 3,0 Liter große V6-TwinTurbo-Benziner des Cadillac CT6 3.0TT, der 417 PS bei 5.700 Touren generiert. Das maximale Drehmoment von satten 555 Nm steht bei 5.100 U/min zur Verfügung. In Kombination mit einer weich und schnell schaltenden 8-Gang-Automatik spurtet die große Premium-Limousine in nur 5,7 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 240 km/h.

Das Triebwerk per Knopfdruck zum Leben erweckt, beschleunigt der Cadillac CT6 souverän nach vorne. Schade, dass das maximale Drehmoment erst so spät anliegt. Beim Anfahren und bei niedrigen Geschwindigkeiten zeigt sich die Gaspedal-Annahme - insbesondere im auf den Alltag ausgelegten „Tour“-Modus - etwas träge, bevor der CT6 richtig zupackt und seine Kraft ausspielt. Überholmanöver meistert die große Limousine schnell dank des hohen Maximaldrehmomentes.

Aber dann gelang Cadillac ein großes Kunststück: Bei flotter Fahrt durch Kurven fällt sofort das deutlich reduzierte Fahrzeuggewicht auf - die große Limousine fühlt sich an wie eine kleinere, agile Sport-Limousine und besitzt dazu wenig Seitenneigung. In der „Luxury“-Ausführung wiegt der Cadillac CT6 nur 1.879 Kilogramm, in der „Platinum“-Linie 1.950 Kilogramm. Das ist heutzutage für eine 5,18 Meter lange Premium-Limousine ein Traumgewicht. Als beeindruckend erweist sich darüber hinaus bei der Fahrt der sehr leise Innenraum.

Im Idealfall benötigt der Cadillac CT6 3.0TT AWD Platinum durchschnittlich 9,6 Liter Benzin auf 100 Kilometern, was einem CO2-Ausstoß von 223 g/km entspricht Dazu muss sich der Fahrer allerdings sehr zurückhalten - unterstützt durch eine Zylinder-Deaktivierung beim V6-Turbobenziner, wenn der Cadillac CT6 nicht unter Volllast unterwegs ist.

Fahrwerk mit Überraschung: Für diesen Spaß ist Umdenken angesagt

Wer noch immer denkt, dass sich US-amerikanische Fahrzeuge weich anfühlen und Kurven nicht dynamisch nehmen können, sollte schnell umdenken. Bei Cadillac stellte für mich Ende 2012 bei einer ersten Fahrt der ATS mit seinem, damals untypisch für einen Ami, eher straff als komfortabel abgestimmten Fahrwerk den großen Wendepunkt dar. Ich war überrascht, wie agil sich der Cadillac ATS als Mitbewerber von BMW 3er und Mercedes-Benz C-Klasse im Kurven-Geläuf bewegte. Die US-Amerikaner legten nach und präsentierten mit dem Cadillac CTS-V 2015 eine 649 PS starke Performance-Limousine, bei der die Konkurrenz erblasste; denn der CTS-V zeigte dem BMW M5 und dem Mercedes-AMG E 63 beim Spurt die Rücklichter - und der CTS-V beherrscht genauso beeindruckend die Kurvenreviere.

Cadillac gab dem CT6 einige feine Zutaten mit auf den Weg, um den Fahrspaß in Kurven wirkungsvoll zu steigern: einen Allradantrieb, eine magnetische Fahrwerksregelung und eine Hinterachslenkung, wie sie von Porsche bekannt ist. Die Fahrmodi „Tour“, „Sport“ und „Snow“ wirken sich unter anderem auf die Lenkung, die Gaspedal-Annahme, die Dämpfung, das Getriebe und sogar auf den Allradantrieb aus. Gelungen ist dabei die große, spürbare Spreizung zwischen den Modi „Tour“ und „Sport“.

Den variablen und für eine hohe Traktion sorgenden Allradantrieb legten die Macher hecklastig aus. Im „Tour“-Modus leitet das System 60 Prozent der Kraft nach hinten, im „Sport“-Modus sind es sogar 80 Prozent, so dass sich der Cadillac CT6 schön aus Kurven herausdrücken lässt. Im „Snow“-Modus für Schnee und schlechte Wetterbedingungen liegt die Verteilung der Antriebsmomente bei 50/50.

Per Knopfdruck kann sich der Fahrer für Komfort oder einen Tacken Straffheit entscheiden. Die magnetische Fahrwerkregelung stimmt für jedes Rad unabhängig voneinander die Raddämpfung auf die Millisekunde und alle Straßenverhältnisse genau ab. Im „Tour“-Modus werden Bodenunebenheiten besser absorbiert als im strafferen „Sport“-Modus.

Die Überraschung: Die große US-amerikanische Limousine bietet echten Kurvenspaß und ist dabei sehr ausbalanciert. Das Fahrwerk ist dabei nicht zu straff und immer komfortabel. Je härter man den Cadillac CT6 fährt, desto besser fühlt er sich an.

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