Wenn die Luft vibriert und sich der Geruch verbrannten Gummis mit dem Duft von Holzkohle-Grills vermischt, dann findet das legendäre 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring statt. Doch dieses Jahr hatte es das Rennen vom 21.06.2014 - 22.06.2014 besonders in sich: Audi gewann den Langstreckenklassiker nach 32 Führungswechseln mit einem neuen Distanzrekord, während ein anderes Team eine neue, unglaubliche Rundenbestzeit im Rahmen des 24-Stunden-Rennens setzte. Dazu gab es packende Kämpfe auf Augenhöhe und einen Stratosphären-Springer auf der Rennstrecke.
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Harte Kämpfe und so schnell wie selten zuvor
25,378 Kilometer: So lang ist eine Runde auf der Eifel-Achterbahn in einer Kombination aus Grand Prix-Kurs und Nordschleife. Exakt eine Woche nach dem 13. Erfolg bei den berühmten 24 Stunden von Le Mans, gewann Audi mit dem bis zu 570 PS starken R8 LMS ultra nun das ebenso prestigereiche 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring. Die Sieger: Das Team Phoenix Racing mit den vier deutschen Fahrern Christopher Haase, Christian Mamerow, Rene Rast und Markus Winkelhock. Dabei stellte das Sieger-Quartett mit 159 Runden und insgesamt 4.035,102 Kilometern einen neuen Distanzrekord auf.
Der Sieg des Audi-Teams war hart erkämpft. Das Rennen startete am Samstag um 16.00 Uhr. Die Fans verfolgten in den frühen Morgenstunden des Sonntags ein direktes Duell um die Führung. Im Zehntelsekundenabstand kämpfte Audi-Pilot Christian Mamerow mit dem Mercedes des Black-Falcon-Teams. Dann folgte der vorläufige Höhepunkt beim Kampf um die Spitze: Im Parallelflug überquerten der später zweitplatzierte Black Falcon Mercedes-Benz SLS AMG GT3 (Jeroen Bleekemolen, Andreas Simonsen, Christian Menzel und Lance David Arnold) und der Phoenix-Audi nach 102 Runden zeitgleich die Ziellinie.
Der Ingolstädter Supersportler übernahm schließlich die Führung und baute fortan den Vorsprung kontinuierlich aus. Nach 24 Stunden gab es einen Vorsprung von nur 2:59.737 Minuten auf das zweitplatzierte Team mit dem Mercedes-Benz SLS AMG GT3, das letztes Jahr das Rennen noch gewinnen konnte. Zeit zur Entspannung gab es nie: Fünf verschiedene Marken kämpften auf den ersten sechs Plätzen, die ersten drei Teams lagen lange Zeit sogar in derselben Runde. Zeiten von unter 8:30 Minuten pro Runde zeigten noch später den Charakter eines Sprintrennens, das die Zuschauer in den Bann zog.
Gewinner Markus Winkelhock brachte es auf den Punkt: „Der neue Rundenrekord zeigt, wie hoch die Leistungsdichte in diesem Jahr war. Von der ersten bis zur letzten Runde bin ich immer volle Attacke gefahren, immer am Anschlag. Es war ein sehr, sehr hartes Rennen. Drei, vier Stunden vor Schluss hat sich dann abgezeichnet, dass wir auf Podiumskurs liegen und vielleicht sogar gewinnen können.“
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McLaren MP4-12C GT3 schafft Fabelzeit
Bereits im Qualifying markierte der Franzose Kevin Estre mit einer Fabelzeit von 8:10.921 Minuten eine neue Bestmarke. Noch nie war ein Fahrzeug schneller beim 24h-Rennen als der McLaren MP4-12C GT3. Zu Beginn dominierte Polesitter Estre die Konkurrenz. Doch es folgten ein technisches Problem und später ein Unfall. Selbst während des Rennens fuhr der McLaren eine Rundenzeit von 8:19.607 Minuten. Zum Vergleich: In der Top 10 fuhren vier Teams Rundenzeiten von 8:21 Minuten, der werksseitig eingesetzte Aston Martin erzielte seine beste Runde mit 8:20,682 Minuten.
Felix Baumgartner überrascht beim Rennen
Anfangs musste der Extremsportler Felix Baumgartner, der durch seinen Fallschirmsprung aus der Stratosphäre in 38.694,4 Metern Höhe weltberühmt wurde, bei seiner neuesten Herausforderung viel Häme einstecken. Die Nordschleife windet sich wie eine Achterbahn durch die Eifel und stellt eine der größten Herausforderungen für Fahrer und Auto dar, so dass Rennfahrerlegende Jackie Stewart der schwierigen Rennstrecke den Namen „Grüne Hölle“ gab. Grund genug für Felix Baumgartner, sich im Rahmen eines Projektes dieser Herausforderung als Fahrer eines Audi R8 LMS ultra zu stellen und vorher in wenigen Monaten durch Audi eine intensive Vorbereitung zum Rennfahrer zu genießen.
Als zweitbester Audi überquerte schließlich der R8 LMS ultra der „Audi Race Experience“ die Ziellinie. Felix Baumgartner und seine Teamkollegen Frank Biela, Marco Werner und Pierre Kaffer erreichten das Ziel auf dem 9. Platz. Damit gelang Baumgartner ein viel beachtetes, erfolgreiches Debüt bei diesem Langstrecken-Klassiker. Der 45jährige Österreicher war logischerweise rund 30 Sekunden langsamer als die Top-Piloten des gesamten Rennens. Aber Felix Baumgartner fuhr kontinuierlich Runden um die 9-Minuten-Marke und blieb sogar mehrmals unter dieser bemerkenswerten Zeit. Baumgartners beste Rennrunde: 8:52 Minuten. Das verdient Respekt!
Die Top 10 des diesjährigen Rennens:
1. Haase/Mamerow/Rast/Winkelhock (Audi R8 LMS ultra), 159 Runden
2. Bleekemolen/Simonsen/Menzel/Arnold (Mercedes SLS AMG GT3), + 2:59.737 Minuten
3. Zehe/Hohenadel/Bastian/Engel (Mercedes SLS AMG GT3) - 2 Runden
4. Henzler/Dumbreck/Ragginger/Imperatori (Porsche 911 GT3 R) - 2 Runden
5. Mücke/Turner/Lamy (Aston Martin Vantage GT3) - 2 Runden
6. Klingmann/Baumann/Hürtgen/Tomczyk (BMW Z4 GT3) - 2 Runden
7. Primat/Götz/Heyer/Rehfeld (Mercedes SLS AMG GT3) - 3 Runden
8. Stuck/Sandritter/Brück/Rostek (BMW Z4 GT3) - 5 Runden
9. Baumgartner/Werner/Biela/Kaffer (Audi R8 LMS ultra) - 6 Runden
10. Busch/Busch/Lauck/Landmann (Audi R8 LMS ultra) - 7 Runden