Am Wochenende verfolgten rund 180.000 Motorsport-Begeisterte vor Ort das 33. ADAC Zürich 24-Stunden-Rennen auf der Nürburgring-Nordschleife - und sie sollten es nicht bereuen, trotz zum Teil widriger Witterungsverhältnisse an die Strecke gekommen zu sein. Vom Start an zeigten die 217 Starter besten Rennsport und packende Zweikämpfe. Spektakuläre Überholmanöver waren im Minutentakt zu sehen.
Doppelsieg zum Abschied
Die Plätze eins und zwei belegte das Team BMW Motorsport mit den beiden BMW M3 GTR. Pedro Lamy (Portugal), Duncan Huisman (Niederlande), Andy Priaulx (Großbritannien) und Boris Said (USA) fuhren im GT-Coupé mit der Startnummer 2 insgesamt 139 Runden auf der 25,378 Kilometer langen Strecke und verwiesen damit ihre deutschen Teamkollegen Dirk Müller, Jörg Müller und Hans-Joachim Stuck mit 134 Runden auf den zweiten Platz.
© Foto: Speed Heads
Im vergangenen Jahr hatte BMW ebenfalls einen Doppelsieg in der Eifel erringen können. 2004 stand allerdings das Trio Dirk Müller/Jörg Müller/Stuck ganz oben auf dem Treppchen. Für BMW ist es der 18. Gesamtsieg auf der Nordschleife. Zum ersten Mal in der Geschichte von BMW konnte ein und dasselbe Team in zwei aufeinander folgenden Jahren einen Doppelerfolg beim 24-Stunden-Rennen feiern. Mit dem Doppelsieg bei den 24 Stunden auf dem Nürburgring endete die erfolgreiche Karriere des BMW M3 GTR. Der bullige GT-Sportwagen wurde 2001 für den Einsatz in der American LeMans Series (ALMS) entwickelt und bescherte der Marke auf Anhieb sämtliche Titel in der GT-Klasse dieser Meisterschaft. Zukünftig wird der BMW im Museum zu sehen sein.
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In diesem Jahr machte es die Konkurrenz den Blau-Weißen allerdings nicht leicht. Bereits in einer frühen Phase des Rennens verunfallte Duncan Huisman durch einen eigenen Fehler, was das Team einiges an Zeit kostete. Der zweite BMW verbrachte in den Nachtstunden aufgrund eines Kupplungsschadens viel Zeit an der Box und startete anschließend eine famose Aufholjagd. Beide BMW-Teams profitierten in den frühen Morgemnstunden von Ausrutschern und Ausfällen der direkten Konkurrenz. Besonders der Motorplatzer des Manthey-Porsches sowie ein Ausritt der Viper von Zakspeed Racing erleichterte den Blau-Weißen die Wiederholung des Vorjahreserfolges.
Die Zakspeed-Viper ist zurück
Ein eindrucksvolles Comeback mit einem dritten Rang feierte die Mannschaft von Zakspeed Racing mit dem Siegerauto aus dem Jahre 2002, einer Dodge Viper. Ein Jahr vor der Markteinführung der Marke Dodge in Deutschland unterstützte Chrysler Deutschland den Einsatz der Dodge Viper von Zakspeed. Von Rennbeginn an fuhr die rote Viper ganz vorn mit, phasenweise sogar an der Spitze. Auch der überaus souveränen Vorstellung des Manthey-Porsches folgte die Viper GTS-R bis tief in die Nacht. Erst ein Ausritt im Dunkeln verursachte eine längere Standzeit in der Box und verhinderte einen noch größeren Erfolg.
Der tragische Held: Manthey-Porsche
Nach zwei dritten Plätzen in den vergangenen beiden Jahren wollte das Team von Olaf Manthey in diesem Jahr endlich siegen. Dafür wurde der Porsche GT3 MR akribisch vorbereitet. Sicher zählte der Manthey-Porsche zu den großen Favoriten auf den Sieg, aber dass der Neunelfer im Qualifying so dicht an den Porsche Turbo von Alzen Motorsport herankommt, hat einige dann doch überrascht. Im Rennen war der Porsche von Beginn an schnell unterwegs. Früh wurde die Führung übernommen. Zu dominant war die Vorstellung. Die Konkurrenten hatten zu keinem Zeitpunkt des Rennens die Möglichkeit, den Rückstand auf den Manthey-Porsche zu verkürzen. Alle Siegesträume waren dann gegen 6.30 Uhr ausgeträumt, als der Elfer im Pflanzgarten in den Sicherheitsausgang geschoben wurde. Grund des Ausrollens war ein kapitaler Motorschaden. Das Team wechselte das Aggregat in Rekordzeit und wollte das Rennen unbedingt fortsetzen. Nach einer furiosen Aufholjagd wurde das Rennen auf dem neunten Gesamtrang beendet.
Alzen-Porsche unglaublich schnell, aber im Pech
Es war alles so gut geplant. Im Training wurde der Porsche 996 Turbo auf die Pole Position gestellt. Das gesamte Alzen Team zeigte sich superoptimistisch. Doch bereits in der ersten freien Rennrunde begann das Desaster für die Alzen-Mannschaft. Nach dem fliegenden Start fehlte es dem Turbinchen einfach an Leistung und eine Vielzahl von Fahrzeugen passierten den schwarzen Turbo. Daher rollte Uwe Alzen direkt wieder in die Box, wo das Fahrzeug längere Zeit repariert wurde. Nur kurze Hoffnung kam auf, als der Porsche endlich wieder losfuhr. Aber mehr als ein häufiges Testfahren der Grand-Prix-Strecke wurde es für einige Umläufe nicht.
Im weiteren Rennverlauf ereilten den Turbo immer wieder kleinere und größere Zwischenfälle, sogar Feuer fing er während der Nacht in der Box. Allerdings war das Fahrzeug dann, wenn es fuhr, immer unglaublich schnell. Fast unglaublich erscheint bei all den Problemen der am Ende zehnte Gesamtrang.
Endergebnis - die Plätze 1 bis 10:
1. Lamy / Said / Huisman / Priaulx (BMW M3 GTR) 139 Runden
2. D. Müller / J. Müller / Stuck (BMW M3 GTR) +5 Runden
3. Zakowski / Lechner / Bert (Dodge Viper GTS-R) +7 Runden
4. Beil / Fischer / Hulverscheid / Althoff (Porsche 911 GT3) +9 Runden
5. Bermes / Koll / Schornstein / Bovensiepen (Porsche GT3 Cup) +9 Runden
6. Ickx / Duve / Hemroulle / Lambrecht (Porsche GT3 Cup) +10 Runden
7. Schmidt /Ney /Bär / Irmgartz (Porsche 911 GT3 RS) +11 Runden
8. Morin / Morin / Morin / Levin (Porsche 996 GT3 Cup) +11 Runden
9. Luhr / Bernhard / Collard / Tiemann (Porsche 911 GT3 MR) +12 Runden
10. Alzen / Alzen / Ludwig / Dumbreck (Porsche 996 Turbo) +13 Runden
///M Power
09.05.2005
Dieses 24h Rennen bot genau das, was ich von diesem Klassiker erwartet hab. Tolle Rennszenen, aber leider auch viele Ausfälle. Von den Spitzenteams waren am Schluss eigentlich nur noch die Werks-BMW und das Zakspeed-Team mit einer Viper richtig im Rennen. Das Alzen- und Manthey-Team konnten das Rennen zwar noch beenden, hatten nach ihren großen Problemen aber keinerlei Siegchancen mehr. Ebenso bedauernswert: Der erneute Ausfall von Johannes Scheid, der in den frühen Morgenstunden des Sonntag aufgrund eines Motorschadens aufgeben musste. Sehr beeindruckend fand ich, wie sich die Alzen-Truppe (meine Befürchtungen, dass der Alzen-Porsche schon wieder nach so kurzer Zeit alle Siegchancen verliert, bestätigten sich leider) nach den anfänglichen, gravierenden Elektronikproblemen noch auf den 10. Platz kämpften. Man muss sich das mal vorstellen, sie hatten ~ 2 Stunden Rückstand auf die Spitzengruppe. Ebenso beeindruckt bin ich vom Manthey-Porsche. Aufgrund des Fehlers mit dem sequentiellen Getriebe und dem daraus resultierenden Motorschaden wurden sie nach hinten durchgereicht. Doch auch sie haben sich wieder gefangen und eine tolle Aufholjagd gestartet, welche sie schließlich auf Platz 9 vorschwemmte. Ausserdem muss man sagen, dass die Leistung der Manthey-Truppe, einen Motor- + Getriebewechsel in nur 45 min. durchzuführen, schon fast rekordverdächtig ist. Und jetzt zum Schönsten - dem Doppelsieg der beiden Werkseingesetzten Schnitzer BMW. Nach dem Doppelsieg im Vorjahr konnte man zwar schon so etwas in der Richtung erahnen, doch nach den Problemen der beiden GTR in der Abend- und Nachtphase schien ein erneuter Sieg fast nicht mehr möglich. Doch sie haben erneut unter Beweis gestellt, was in diesem Wagen und vor allem in den Fahrern steckt. Nicht ohne Grund ist BMW die erfolgreichste Marke der Nordschleife. Schade, dass die M3 GTR nun ihren Platz im Museum von Schnitzer und BMW finden. Ich hätte sie gerne noch ein paar Jahre beim 24h-Rennen gesehen. Zur Übertragung des DSF. Manchmal hätte ich ausflippen können, als andauernd Werbung kam (die zudem auch noch enorm lang war), aber letztendlich kann ich sagen, dass es eine schöne Berichterstattung war. Glücklicherweise werden sich die Verantworlichen des 24h-Rennens nächstes Jahr dafür einsetzen, dass das Rennen zu einem späteren Zeitpunkt stattfindet. Die Witterungsbedingungen waren wirklich übel. Mich hätte mal interessiert, was passiert wäre, wenn es in der Nacht nicht trocken geblieben wäre, sondern angefangen hätte zu schneien.
Landy
09.05.2005
Bei wirklich schwerem Schneefall hätte mein Geheimtip (der schwarze RS4) noch richtig was reißen können *g* Insgesamt war es ein gutes Rennen, leider nicht so richtig spannend weil die Abstände viel zu groß waren.
Likwit
09.05.2005
[QUOTE]der schwarze RS4[/QUOTE] Den hab ich leider nur einmal ganz kurz gesehen. Hät ich gern mehr von gesehen.
Hartge
09.05.2005
Erneut ein grandioser Doppelsieg der Schnitzer-Truppe und ein würdiger Abgang dieses absolut geilen Rennwagens. :love: Ich würde mir nur wünschen mehr Live-Bilder zu sehen. Wenn ich mich an 2001 oder 2002 erinnere - da wurde mindestens doppelt so viel gezeigt.
HorstWorst
10.05.2005
Was mich als Fahrer eines Alfa 147 JTD natürlich besonders freut, ist der 13.Platz des 147 JTD in der Gesamtwertung. Ein Sieg in der Dieselklasse war nach den Ergebnissen der letzten Jahre ja schon fast Pflicht, allerdings in der Gesamtwertung nur die beiden M3 GTR, die Viper und eine Horde GT3-Porsches vorbeizulassen, finde ich als Diesel-Kompakten schon sehr beeindruckend. ... OK, ein 320i war auch noch dazwischen ;)