Granaten, Sprengstoff und Giftgasangriffe: Wer als Geschäftsmann oder als Regierungsoberhaupt die Sorge haben muss, im Auto beschossen zu werden oder einem Sprengstoffattentat zum Opfer zu fallen - in vielen Ländern nicht abwegig - kann jetzt den neuen Audi A8 L Security in einer gepanzerten Version ordern. Mit bis zu 500 PS ist dieser Luxus-Panzer dazu noch dynamisch unterwegs und bietet im Innenraum zahlreiche Annehmlichkeiten von der Wohlfühloase bis hin zum Internet. Die Auslieferung beginnt im dritten Quartal 2014. Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un sollte sich einen kaufen.
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Dieser Panzer widersteht sogar dem Militärbeschuss
Mit 5,27 Metern Länge und 3,12 Meter Radstand ist der neue Audi A8 L Security eine repräsentative Limousine und lässt sich optisch kaum von der Serienversion unterscheiden. Als Basis dient eine modifizierte Serienkarosserie, während die spezifischen Bauteile von Hand in einer geschützten Produktionsumgebung entstehen. In etwa 450 Arbeitsstunden bauen geschulte Mitarbeiter die Schutzkomponenten ein, bevor die Karosserie zur Endmontage zurück ins Werk transportiert wird.
Der neue Audi A8 L Security besitzt die offizielle Zertifizierung des Deutschen Beschussamtes in München und erfüllt die Anforderungen der Beschussklasse VR 7 nach der Richtlinie BRV 2009. Das Kürzel BRV steht für „Bullet Resistant Vehicles“ (kugelsichere Fahrzeuge). In der Klasse VR 7 gelten die höchsten Anforderungen im Bereich ziviler Sonderschutzlimousinen: Das Blech und die Verglasung der Fahrzeugzelle müssen dem Beschuss mit NATO-Hartkernmunition standhalten. In Teilbereichen entspricht die Panzerung den Kriterien der Klassen VR 9 und VR 10. Die Widerstandsfähigkeit gegen Sprengungen ist nach der Richtlinie ERV 2010 geprüft (Explosion Resistant Vehicles).
In der Sicherheitszelle der Sonderschutz-Limousine, die als selbsttragendes Bauteil in die Karosserie integriert ist, kommen extrem zähe und widerstandsfähige Materialien zum Einsatz, wie zum Beispiel warmumgeformter Panzerstahl, Aramidgewebe, Keramik, Aluminium in spezieller Legierung und mehrlagiges Glas. An den Übergangsstellen überlappen sich die Schutzmaterialien, um größtmögliche Sicherheit zu realisieren.
Die Aluminium-Seitenschweller schließen massive Ballistikprofile ein, die den Schutz gegen Explosivwaffen erhöhen. Der gepanzerte Fahrzeugboden aus einer speziellen Aluminiumlegierung dient demselben Zweck. Der neue Audi A8 L Security widersteht einem Angriff mit Militär-Handgranaten. Selbst eine Sprengladung, wie sie das Prüfprogramm definiert, gefährdet das Leben der Passagiere nicht, wie Versuche mit Dummys nachwiesen.
Bei den Türfenstern, der Front- und der Heckscheibe verwendet Audi Spezialglas, das auf der Innenseite eine splitterhemmende Polycarbonat-Schicht trägt. Auf Wunsch bewegen elektromechanische Fensterheber die Seitenfenster, die sich nahezu ganz absenken lassen. Eine Doorstop-Funktion hält die Tür in jeder gewünschten Position.
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Einen zentralen Bereich der Sonderschutzlimousine stellt die sogenannte Kommunikationsbox im Gepäckraum dar, die neben den Steuergeräten der Fahrzeug- und Kommunikationselektronik eine zusätzliche Batterie und Teile der optionalen Komponenten enthält. Zur Serienausstattung des neuen Audi A8 L Security gehört außerdem eine Wechselsprechanlage, mit der die Passagiere bei geschlossenen Fenstern mit der Außenwelt kommunizieren können. Die Anlage nutzt einen Lautsprecher im Singleframe-Grill sowie Mikrofone für den Innenraum und den Außenbereich.
Giftgasangriffe und Feuer: Der Audi weiß sich zu wehren
Audi hält für den neuen A8 L Security viele Optionen bereit, die den Schutz weiter verbessern. Eine von ihnen ist das Notausstiegssystem, eine patentierte Technologie der Marke. Wenn der Fahrer oder der Fondpassagier einen verplombten Schalter drücken und einen der inneren Türgriffe ziehen, lösen pyrotechnische Trennschrauben in den Scharnieren die Tür von der Karosserie, die sich dann mit leichtem Druck nach außen aufstoßen lässt.
Sollte es tatsächlich brennen, sorgte Audi mit einem Feuerlöschsystem vor, das per Tastendruck oder per Wärmesensor aktiviert wird. Das Löschmittel strömt aus zwei Behältern, die im Gepäckraum montiert sind, durch Rohre am Unterboden. Düsen spritzen es in die Radhäuser, an den Unterboden, an den Tank und in den Motorraum.
Giftgasangriffe? Kein Problem: Das Notfall-Frischluftsystem arbeitet mit zwei Druckflaschen, die im geschützten Bereich untergebracht sind. Auf Tastendruck versorgt es den Innenraum über Ausströmer mit frischer Atemluft - in den meisten Fällen lange genug, um eine Gefahrenzone zu durchfahren oder wieder zu verlassen. Das System erzeugt Überdruck im Autoinneren und verhindert so das Eindringen giftiger Gase.
Viele zusätzliche Lösungen komplettieren das Programm, wie zum Beispiel ein Rauchabzug für den Innenraum, eine LED-Signalanlage für Konvoifahrt, Standartenhalter, Blitzleuchten, eine Sirene und auf Wunsch der Einbau von analogem und digitalem Behördenfunk. Darüber hinaus geht Audi auch auf individuelle Sonderwünsche seiner Kunden ein.
Antrieb: Mit 500 PS durch den Beschuss
Für den neuen Audi A8 L Security stehen zwei starke Motoren zur Wahl: der 4.0 TFSI und der W12 FSI. Der kleinere Achtzylinder mit 4,0 Litern Hubraum leistet 435 PS und stemmt von 1.500 bis 5.000 U/min satte 600 Nm Drehmoment auf die Kurbelwelle. So ausgestattet, spurtet der Audi-Panzer in 7,5 Sekunden von 0 auf Tempo 100. Die Twinscroll-Turbolader sorgen dabei für einen frühen und steilen Drehmomentaufbau und ein spontanes Ansprechverhalten. Der durchschnittliche Spritverbrauch beträgt 10,9 Liter pro 100 Kilometer.
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Beim Zwölfzylinder im neuen Audi A8 L Security W12 handelt es sich um einen Sauger. Mit 500 PS und 625 Nm Drehmoment beschleunigt der W12-Motor die große Sonderschutz-Limousine in 7,1 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt elektronisch limitierte 210 km/h. Im Mittel verbraucht der W12 13,5 Liter Kraftstoff pro 100 Kilometer.
Bei beiden Motoren übernimmt eine Achtstufen-Tiptronic, die eine hohe Gesamtspreizung aufweist, die Kraftübertragung. Ihre Steuerung erfolgt elektronisch über einen Wählhebel oder über Wippen am Lenkrad. Der permanente Allradantrieb quattro leitet die Kräfte auf alle vier Räder. In der Grundauslegung arbeitet der Allradantrieb sportlich-heckbetont - bei Bedarf schickt er das Gros der Momente auf die Achse mit der besseren Traktion.
Platte Reifen stoppen diesen Audi nicht
Der neue Audi A8 L Security soll einen luxuriösen Abrollkomfort bieten. Das Fahrwerk, die Bremsanlage und die elektronischen Regelsysteme entwickelte Audi speziell für das gestiegene Gewicht. Die Luftfederung „Adaptive Air Suspension“ samt geregelter Dämpfung banden die Macher in das Fahrdynamiksystem „Audi Drive Select“ ein, mit dem der Fahrer die Arbeitsweise vieler Technikbausteine zu variieren vermag. Alternativ zur hydraulischen Zahnstangenlenkung gibt es die Dynamiklenkung, die ihre Übersetzung an das gefahrene Tempo anpasst.
Serienmäßig rollt die Sonderschutz-Limousine auf 19 Zoll großen Schmiederädern. Die Reifen besitzen das ungewöhnliche Format 255/720 und den hohen Tragkraftindex 117. Kunststoffringe auf den Felgen ermöglichen sogar nach einem Defekt die Weiterfahrt mit maximal 80 km/h.
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Innenraum: Ein Ort der Ruhe und Behaglichkeit
Das Interieur des neuen Audi A8 L Security entpuppt sich als Wellness-Lounge. Im Fond gibt es zwei Einzelsitze mit elektrischer Einstellung. Die vorderen Komfortsitze, ebenfalls vielseitig justierbar, bieten optional Massage- und Belüftungsfunktionen. Auf Wunsch montiert Audi den Ruhesitz - einen weit verstellbaren rechten Fondsitz mit elektrisch beweglicher Fußablage, Belüftung und Massage. Dazu ist eine durchgehende Mittelkonsole mit großen Ablagefächern lieferbar, ergänzt durch das „Rear Seat Entertainment“ mit zwei 10,2 Zoll großen Displays. Optionale Features wie ein Klapptisch, eine Kühlbox und eine Standheizung gestalten den Aufenthalt noch angenehmer.
Neben der luxuriösen Sitzanlage befinden sich eine Vierzonen-Klimaautomatik mit einem Ionisator, elektrische Fond-Jalousien, ein Surround-Sound-System von Bose und ein TV-Tuner serienmäßig an Bord. Die „MMI Navigation plus“ liest den Verlauf der Strecke im Voraus mit und liefert die Daten an die Steuergeräte der Tiptronic, der Scheinwerfer und der optionalen „Adaptive Cruise Control“. Ein weiteres Serien-Feature stellt die „Einparkhilfe plus“ mit Umgebungskameras dar.
Bei aller Fülle an Funktionen bietet der neue Audi A8 L Security ein klares, leicht verständliches Bedienkonzept. Als zentraler Bestandteil erweist sich das MMI-Terminal (MMI = Multi Media Interface) auf der Konsole des Mitteltunnels. Mit dem großen Dreh-/Drück-Steller und dem Touchpad, dem „MMI Touch“, kann der Fahrer durch Zeicheneingabe viele Navigations- und Multimedia-Funktionen steuern.
Selbstredend, dass die Insassen dank „Audi Connect“ mit dem Internet verbunden sind. Für den Fahrer holt das System maßgeschneiderte Online-Services ins Auto, während sich die Passagiere mit ihren mobilen Endgeräten an einen WLAN-Hotspot ankoppeln können.
In vielen Fällen dürfte das Sicherheitssystem „Audi Pre Sense“ sogar Unfälle und ihre Folgen mindern. Dazu kommen Funktionen, wie zum Beispiel ein Spurwechselsystem, ein Spurhalteassistent und ein Nachtsichtassistent.