Drei Elektromotoren, bis zu 307 kW/503 PS und eine elektrische Reichweite von über 500 Kilometern: Der Audi e-tron quattro Concept illustriert die Elektrifizierungs-Strategie von Audi. Doch damit begnügten sich die Macher nicht und statteten die Studie für die CES (Consumer Electronics Show) in Las Vegas mit den Infotainment-Entwicklungen und Assistenz-Systemen von morgen aus - ein spannender Ausblick auf Technologien, die schon bald in Serie gehen. Auch das Auto an sich zeigt bereits die nahe Zukunft: Der Audi e-tron quattro Concept deutet den neuen Audi Q6 an, der 2018 auf den Markt kommt.
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Design: Der Gegner ist klar ausgemacht - Weltneuheit bei Lichtleitern
Der Audi e-tron quattro Concept ist 4,88 Meter lang, 1,93 Meter breit und nur 1,54 Meter hoch. Die Gegner des neuen Audi Q6 sind klar ausgemacht: BMW X6 & Co. Mit seiner SUV-typischen Karosserie, der extrem flachen Silhouette, der coupéhaften Dachlinie und dem schnittigen Dachkantenspoiler wirkt das Concept Car sehr dynamisch.
An der Front präsentiert Audi die neue Designsprache seiner e-tron-Modelle: Der Singleframe-Kühlergrill betont die Breite des Autos. Fünf horizontal verlaufende Aluminium-Lamellen verbinden die OLED-Elemente (Organic Light Emitting Diode, organische Leuchtdioden) der Lichtsignatur grafisch miteinander. In den unteren Bereich des Grills integrierten die Macher ein optisch dezentes, kompaktes Sensor-Rack, das die meisten Sensoren für die Fahrer-Assistenzsysteme und die neuen Systeme zum pilotierten Fahren umfasst.
Als Weltneuheit gelangt die Matrix-Laser-OLED-Technologie zum Einsatz. Alle Hauptlichtfunktionen generiert der Audi e-tron quattro Concept mit der Matrix-Laser-Technologie. In kleine Pixel zerlegt, kann ihr Lichtstrahl die Straße hochauflösend und fein geregelt ausleuchten. Im unteren Bereich der Front liegt darüber hinaus eine neue, markante Signaturbeleuchtung aus fünf Leuchten-Elementen. Jedes von ihnen kombiniert einen LED-Leuchtkörper mit einem sehr flachen blauen OLED-Element. Die OLED-Elemente lassen sich dimmen und können unterschiedliche Lichtszenarien darstellen.
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Über das Heck verläuft ein LED-Lichtleiter, der die Leuchten miteinander verbindet und so die Breite des Autos unterstreicht. Ähnlich wie die Einheiten an der Front gestaltete Audi die Heckleuchten ebenfalls in zwei Zonen: Im oberen Bereich befinden sich neun flach angeordnete OLED-Einheiten, die Schlusslicht-Funktionen übernehmen. Drei weitere OLED-Einheiten liegen übereinander gestaffelt darunter.
Aerodynamik: Das Auto passt sich automatisch an
Erheblich zur großen Reichweite von mehr als 500 Kilometern trägt eine aktive Aerodynamik bei, die sich ständig anpasst. Auf der Frontklappe, an den Flanken und am Heck steuern elektrisch bewegliche Aerodynamik-Elemente ab 80 km/h den Luftstrom je nach Bedarf und verbessern so die Durch- und Umströmung. An Bord ist das Windgeräuschniveau niedrig, Motorgeräusche gibt es im Elektroauto ohnehin nicht.
Auch die vertikalen Abrisskanten an den Seitenwänden und der völlig geschlossene Unterboden mit seinen neu konzipierten Mikrostrukturen tragen zur Reduzierung des Luftwiderstands bei. Der cw-Wert des Audi e-tron quattro Concept beträgt nur 0,25 - eine neue Bestmarke für das SUV-Segment, wo die Werte zumeist deutlich jenseits von 0,30 liegen.
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Kameras ersetzen ferner die konventionellen Außenspiegel - ein weiterer Beitrag zur exzellenten Aerodynamik und zugleich ein Ausblick auf die Zukunft des Autofahrens. Die Kameras besitzen einen „High Dynamic Range“-Sensor (HDR) und stellen das Umfeld des Autos mit 1,3 Milionen Pixel und 60 Bildern pro Sekunde flüssig dar. Das Bild dieser virtuellen Außenspiegel überträgt das System auf zwei im vorderen Bereich der Türen integrierte OLED-Displays.
Elektro-Power: Riesige Reichweite und spurtstark wie ein Sportwagen
Die Elektromotoren treiben den Audi e-tron quattro Concept an: eine E?Maschine wirkt auf die Vorderachse, die beiden anderen auf die Hinterachse. Gemeinsam leisten die Elektromotoren 320 kW/435 PS. Beim Boosten kann der Fahrer kurzzeitig sogar 370 kW/503 PS und mehr als 800 Nm Drehmoment abrufen. Die Konzeptstudie bietet Fahrleistungen wie ein Sportwagen: Wenn der Fahrer das rechte Pedal voll durchtritt, sprintet der Audi e-tron quattro Concept von 0 auf 100 km/h in nur 4,6 Sekunden. Die elektronisch begrenzte Höchstgeschwindigkeit von 210 km/h ist rasch erreicht.
Das Konzept der drei E?Maschinen, das Audi erstmalig vorstellt, macht die Technikstudie zum e-tron quattro. Ein intelligentes Antriebsmanagement steuert das Zusammenspiel je nach Situation, wobei ein Höchstmaß an Effizienz im Fokus steht. Der Fahrer entscheidet über den Grad der Rekuperation, das Fahrprogramm „S“ oder „D“ und den Modus des Fahrdynamiksystems „Audi Drive Select“. Bei sportlicher Gangart auf einer kurvenreichen Straße verteilt der „Torque Control Manager“ die Momente je nach Bedarf aktiv zwischen den Hinterrädern für maximale Dynamik und Stabilität.
Die große Lithium-Ionen-Batterie integrierte Audi in den Boden der Fahrgastzelle, um dem Audi e-tron quattro Concept eine ausgewogene Achslastverteilung und einen tiefen Schwerpunkt zu verleihen - Voraussetzungen für ein dynamisches Handling. Die Energiekapazität der Batterie von 95 kWh ermöglicht mehr als 500 Kilometer Reichweite. Das „Combined Charging“-System (CCS) erlaubt das Laden mit Gleich- und Wechselstrom. Nach einer halben Stunde Ladezeit an einer 150 kWh-Schnellladesäule steht dem Fahrer eine Reichweite von mehr als 400 Kilometern zur Verfügung.
Alternativ ist die Studie auf die Technologie „Audi Wireless Charging“ ausgelegt, das kontaktlose Laden per Induktion. Der Ladevorgang ist sehr komfortabel: Der Audi e-tron quattro Concept nutzt ein System für pilotiertes Parken, das ihn selbstständig auf die richtige Position über der induktiven Bodenladeplatte führt. Zudem steuert an sonnigen Tagen ein großes Solardach Strom für die Antriebsbatterie bei. Eine Wärmepumpe klimatisiert derweil den Innenraum hocheffizient.
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Dynamik: Noch spontaner und noch fahrstabiler
Auch das Fahrwerk bringt den Hightech-Charakter der Konzeptstudie zum Ausdruck. Die „Adaptive Air Suspension Sport“, eine Luftfederung mit geregelter Dämpfung, senkt die Karosserie bei höherem Tempo ab, was den Luftwiderstand verringert. Die Dynamik-Allradlenkung kombiniert eine Dynamiklenkung an der Vorderachse mit einer Lenkung für die Hinterräder. Je nach Tempo und Fahrsituation schlagen die Räder gegen- oder gleichsinnig zu den Vorderrädern ein, wodurch der Audi e-tron quattro Concept noch spontaner und fahrstabiler reagiert. Bei niedrigen Geschwindigkeiten ist die Studie sehr wendig.
zFAS: Die Zentrale für das pilotierte Fahren
Der Audi e-tron quattro concept vereint alle Funktionen des pilotierten Fahrens - darunter das pilotierte Fahren im Stau und das pilotierte Parken. Diese Dienste stehen für Sicherheit, Zeitgewinn, Effizienz und Komfort, vor allem in Situationen, in denen der Fahrer über- oder unterfordert ist.
Die Konzeptstudie besitzt alle Technologien an Bord, die Audi für das pilotierte Fahren entwickelte: Radarsensoren, eine 3D-Videokamera, Ultraschall-Sensoren und einen Laser-Scanner. Die Daten laufen im zentralen Fahrerassistenzsteuergerät (zFAS) zusammen. Das System errechnet in Echtzeit ein vollständiges Umgebungsmodell des Autos und stellt die Informationen allen Assistenzsystemen und den Systemen für das pilotierte Fahren zur Verfügung. Auch diese Technologien stehen bei Audi kurz vor dem Serieneinsatz.
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Innenraum: Die nächste Stufe des virtuellen Cockpits
Im Innenraum des Audi e-tron quattro Concept befindet sich bereits das künftige Anzeige- und Bedienkonzept von Audi. Dabei entwickeln die Macher das „Virtual Cockpit“ (virtuelles Cockpit) zum „Virtual Dashboard“ (virtuelles Armaturenbrett) weiter. Alle Displays von Audi werden in Zukunft in OLED-Technologie konzipiert.
Im direkten Blickfeld des Fahrers befindet sich das neue „Virtual Cockpit Curved OLED“ mit einer Bildschirmdiagonale von 14,1 Zoll beziehungsweise 35,8 Zentimeter und einer Auflösung von 2.240 x 720 Pixel. Die genutzte AMOLED-Technologie (Active Matrix Organic Light Emitting Diodes) ermöglicht dabei die freie Display-Form.
Zusätzlich zum „Virtual Cockpit“, das in Verbindung mit dem Multifunktionslenkrad alle wesentlichen Informationen sicher bedienbar zur Verfügung stellt, gibt das MMI (Multi Media Interface) zur Bedienung des Infotainment-Systems in der Mittelkonsole einen Ausblick auf die digitale Zukunft: zwei großformatige Touch-Displays. Während der obere Bildschirm klassische Infotainment-Inhalte wie die Navigation und Medien steuert, dient der untere Screen sowohl zur Texteingabe per Handschrift als auch zur Bedienung der Klimaautomatik.
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Auf dem multifunktionalen Display lassen sich zusätzlich individuelle Favoriten zum schnellen Funktionsaufruf konfigurieren. Alle wesentlichen Funktionen integrierte Audi in die beiden Displays, um eine individuelle Personalisierung der Inhalte wie ebenso eine spätere Aktualisierung und Erweiterung der Funktionen einfach zu ermöglichen. Das vollständig digital ausgeführte Bedienkonzept schafft somit die Grundlage für ein System, das sich an das Nutzungsverhalten des Kunden anpasst. Mit intelligenten Hinweisen und personalisierbaren Umfängen entwickelt sich das System immer mehr zu einem Assistenten im Auto.
Die neue MMI-Bedienung mit „MMI Touch Response“ erkennt bekannte Touch-Gesten aus der Consumer Electronic. Das System gibt dem Fahrer ein deutlich am Finger spürbares Feedback, wenn er zum Beispiel durch Listen scrollt oder die Klimatisierung regelt. Die Auswahl und Aktivierung einer Schaltfläche wird durch einen sanften Druck auf das Display aktiviert. Das Handgelenk ruht dabei komfortabel und erschütterungsfrei auf dem breiten Wählhebel für die Fahrstufen.
Seamless Connect Experience: Das Auto lernt den Fahrer kennen
Das gesamte System lernt zukünftig den Fahrer, seine Gewohnheiten und Vorlieben kennen und unterstützt ihn aktiv. Das Navigationssystem sendet zum Beispiel bei einem aufkommenden Stau eine Startempfehlung an den Fahrer, so dass er sein gewünschtes Fahrziel pünktlich erreichen kann. Während der Fahrt zeigt das System außerdem aktuelle Zusatzinformationen wie Verkehrs- und Gefahrenmeldungen in der 3D-Karte im Blickfeld des Fahrers an. Auch Umgebungsinformationen oder die Lage von umliegenden Ladestellen für die elektrisch angetriebenen e-tron-Modelle von Audi stehen zur Verfügung.