Nach dem Fluten der fünf Zylinder eröffnen über 500 PS die Symphonie der Abgasanlage, während sich alle vier Räder in den Schotter krallen und das Fahrzeug nach vorn schießt. Kurzes Anstellen des Hecks, das Flattern der Turbine ist zu vernehmen und schon schießt das Monster durch die nächste Kurve. So in etwa dürfte vielen Motorsport-Fans der Audi Sport Quattro S1 E2 im Gedächtnis hängen geblieben sein. Schreiende, ganze Welten erschütternde Töne aus einer Zeit, in welcher der Pikes Peak noch nicht asphaltiert war und zu Übertragungen von Walter Röhrls Fahrten Atemgeräte gereicht wurden.
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Doch der Wandel der Zeit macht auch vor Rallye-Legenden nicht halt und so beehrt uns der Audi S1 schon lange nicht mehr mit seinem 5-Zylinder-Orchester. Aber wie heißt es so schön: Der König ist tot - lang lebe der König! Etwas Ähnliches dachte sich wohl das Team EKS rund um Ex-DTM-Fahrer Mattias Ekström und versucht nun mit einem neuzeitigen Audi S1 - selbstverständlich auf Basis des Audi A1 - die Rallye-Welt zu erobern.
Die Rallye-Szene wandelte sich jedoch in den vergangenen Jahren. So starten die beiden Audi S1 EKS RX quattro nicht in der World Rally Championship (WRC), sondern in der FIA-Rallycross-Weltmeisterschaft, bei der die Rundstrecken mit engen Schikanen, Haarnadeln und Belagwechseln die Fahrer überall auf der Welt auf die Probe stellen. Nicht zu vergessen auch die anderen Fahrzeuge, die gleichzeitig mit auf der Strecke sind und Spiegel an Spiegel um die Podiumsplätze kämpfen.
Diese Art des Rallyesports wird von Saison zu Saison größer und besitzt mit der Global-Rallycross-Championship und der FIA-Weltmeisterschaft nun zwei große Aushängeschilder. Mit dabei sind sowohl ehemalige Rallye-Fahrer und allgemein Dirt-Experten wie die Solberg-Brüder oder auch amerikanische Stars wie Ken Block, Top Gear USA-Moderator Tanner Foust und Travis Pastrana. Auch Citroens Wunderwaffe Loeb ließ sich bereits auf das Abenteuer Rallyecross ein. Solche Fahrerfelder versprechen über das ganze Jahr harte und vor allem viele spannende Duelle und Rennen.
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Doch trotz der vielen Veränderungen zu früher sind die grundlegenden Dinge, welche ein Rallye-Fahrzeug ausmachen, geblieben. So wird der neue Audi S1 von EKS von einem Turbomotor, wenn auch nur noch mit vier Zylindern, befeuert. Die Kraft der über 560 Pferdestärken werden ebenfalls weiterhin per Allrad auf die verschiedenen Untergründe übertragen. Derweil verbreitet die Optik in jedem Rückspiegel Angst und Schrecken. Egal ob riesige Luftschlitze, ein massiver Doppelheckflügel oder die extrem breiten Radkästen, alles drückt den einen Lebenswunsch aus: Ich will jagen!
Die Fahrer müssen ebenfalls nicht nur angriffslustig, sondern außerdem gut vorbereitet sein; denn der Sprint von der Startlinie bis auf Tempo 100 ist schneller vollbracht als ein Atemzug. Genauer gesagt in 1,9 Sekunden. Das sind Werte, die selbst ein Formel 1-Fahrzeug aufhorchen lassen.
Ans Steuer der beiden Audi S1 RX Quattro für EKS greifen dabei Teamchef Mattias Ekström und Junior World Rally Champion Pontus Tidemand. Damit die beiden bei solch einer Beschleunigung die Gänge noch sauber eingelegt bekommen, gelangt beim Audi S1 EKS RX Quattro ein sequenzielles 6-Gang-Getriebe zum Einsatz.
Ihr Debüt gaben die neuen Audi Rallyewaffen beim FIA WM-Lauf im norwegischen Hell. Auch wenn man dort je einen der vier Vorläufe gewinnen konnte, reichte es am Ende nicht für einen der heiß begehrten Plätze im Halbfinale. Beim WM-Lauf in Höljes machten sich dann jedoch bereits die weiteren Testkilometer des Teams bemerkbar. Teamchef Ekström brachte den ersten Sieg für EKS in der FIA RX-Weltmeisterschaft nach Hause.