Wenn es um legendäre Schneider von Sportwagenkleidern geht, fällt meist auch der Name Bertone. Giuseppe „Nuccio“ Bertone hieß der 1972 verstorbene Gründer und Chef, und Bertone Nuccio Concept heißt folgerichtig die Jubiläumsstudie der Italiener zur 100 Jahrfeier des Unternehmens. Der Nuccio zeigt mit scharfkantigen Linien und massiven Proportionen die mögliche Zukunft der Supersportwagen, wie sie seit jeher bei Bertone gezeichnet wurden.
© Foto: Bertone
Spätere Berühmtheiten wie Giorgio Giugiaro und Sergio Pininfarina schufen einst bei Bertone so zeitlose Klassiker wie NSU Sport Prinz oder Lamborghini Miura und Diablo. Auch der rasende Keil Lancia Stratos geht auf Bertone zurück, ebenso wie „Normalos“ vom Schlage eines VW Polo 1 oder Saab 9-5. Heute erinnert der Nuccio Concept vor allem an die Studie „Lancia Stratos Zero“ von 1970, besonders mit seiner extremen Keilform. Vielversprechender Gedanke: Sollte er in dessen Fußstapfen treten, wäre eine Serienfertigung denkbar.
Ebenso als Mittelmotorsportwagen erinnert der Nuccio an den Stratos. Als Antrieb dient ein 480 PS starkes 4.3-Liter-V8-Triebwerk. Der 4,80 Meter lange und nur 1,22 Meter hohe Bolide ist flach und muskulös, was die enorme Breite von 1,95 Metern noch unterstützt. Seine Silhouette wirkt wie aus einem Guss. Neben der einstigen Studie zum Stratos erinnert das Nuccio Concept an Legenden wie den Alfa Romeo Carabo von 1968 oder den drei Jahre später vorgestellten Lamborghini Countach - damals das personifizierte Böse auf Rädern. Im Laufe des Jubiläumsjahres 2012 wird das aktuelle Bertone-Showcar mehrere prominente Auftritte haben, unter anderem beim Concorso Italiano in Laguna Seca im August.
Der Nuccio treibt das bekannte, bereits im Stand sehr dynamisch wirkende „Cab Forward“-Design auf die Spitze. „Cab Forward“ ordnet die Fahrerposition dem Ziel unter, Platz für den Mittelmotor zu schaffen, und arbeitet deshalb mit einem extrem nach vorne orientierten Cockpit.
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Unter der Führung von Design-Direktor Mike Robinson stellte die aktuelle Bertone-Crew einen Supersportler auf die Räder, der mit vielen konvexen und konkaven Linien das Formenspiel angespannter Muskeln imitiert. Die Anlehnung an den Stratos Zero schlägt sich am deutlichsten in der riesigen Windschutzscheibe nieder. Die Seitenansicht mit stark abfallender Fensterlinie erinnert eher an den Lamborghini Countach.
Die Dachpartie des Berone Nuccio Concept entstand völlig unabhängig vom Stratos Zero und Konsorten und erinnert weniger an automobile Vorbilder als an moderne Architektur. Ein knalliges Orange soll die Innovationskraft der luftig-leichten Dachstruktur unterstreichen - eben jener starke und kreativ wirkende Farbton, der als Nuccio Berones Lieblingsfarbe galt.
Unter anderem die Lufteintrittsöffnungen an der Front sind inspiriert von organischen Grafiken und unterstreichen weiter den futuristischen Gesamteindruck der Studie. Die LED-Scheinwerfer kreierten die Macher als horizontale Lichtbalken, die sich jeweils über die gesamte Breite von Front und Heck erstrecken.
Im Innenraum herrscht Minimalismus, farblich abermals durch das knallige Orange hervorgehoben. Innen wie außen taucht das Ypsilon als Design-Element auf, das unterhalb der absteigenden Fensterlinien an der Seite einen starken Akzent setzt. Wegen der extremen Keilform ersetzt ein riesiger 26-Zoll-Monitor im Innenraum das fehlende Heckfenster - eine technische Fahrhilfe, über die sich die Fahrer früherer Mittelmotor-Sportwagen von Bertone gefreut hätten.