Endlich: BMW bringt nach langer Zeit wieder einen echten Supersportwagen auf den Markt. Die Enthüllung der Studie „BMW Vision M Next“ offenbart ein 600 PS starkes Biest, das wie eine Mischung aus den legendären BMW Turbo X1 und BMW M1 sowie einem rassigen Lamborghini Huracán wirkt. Während einige über einen Nachfolger des BMW i8 spekulieren, ist diese Studie zu Höherem berufen: ein eigener Supersportwagen von BMW M in Mittelmotor-Bauweise. Grund genug, sich die Studie samt Antrieb live anzugucken; denn hier entsteht etwas richtig Großes.
BMW Turbo X1, BMW M1 und Lamborghini: Eine historisch enge Verbindung
Aktuell mag es sich beim BMW Vision M Next nur um eine Studie handeln. Doch BMW weist bei der Präsentation bereits darauf hin, dass es mit dieser Vision keine leeren Versprechungen gibt. Gerne erinnern wir uns daran zurück, wie aus dem 2009 gezeigten BMW Vision EfficientDynamics vier Jahre später der BMW i8 wurde. Wir vermuten, dass die Serienversion des neuen Supersportwagens von BMW M bereits in ca. zwei bis drei Jahren präsentiert werden könnte
© Foto: Daniel Kirchbauer, BMW
Dann sind da noch die drei Namen, die eine enge Verbindung besitzen und sich im Design des BMW Vision M Next widerspiegeln: BMW Turbo X1, BMW M1 und Lamborghini. Der BMW Turbo X1 war ein Prototyp und Technologieträger von 1972, der das Grundkonzept für den berühmten, von 1978 bis 1981 produzierten BMW M1 lieferte. Und die Italiener spielten ebenfalls eine Rolle: Die Entwicklung des M1 erfolgte nach den Vorgaben von BMW bei Lamborghini, so dass die Auto-Szene den M1 auch als „Lamborghini-BMW“ bezeichnete.
Design BMW Vision M Next: Starke Optik - und dazu neue Technologien
Bereits auf den ersten Blick sorgt der BMW Vision M Next für ein emotionales Feuerwerk. Diese Studie zeigt einen echten Supersportwagen, der seine Kraft und Fahrdynamik optisch zeigen darf. Ausdrucksstark gestalteten die Macher die Front mit einer modernen Interpretation der charakteristischen BMW-Doppelniere und einem schaufelförmigen Lufteinlass darunter. Ein transparenter Layer mit einem lasergravierten und beleuchteten Muster verschließt die Nierenöffnungen.
Überhaupt ist der Front mit ihren scharfen Linien und den großen Luftöffnungen die Angriffslust ins Gesicht geschrieben. Bei den scharf gezeichneten, weit außen liegenden Scheinwerfern gelangt erstmals die „Laser Wire“-Lichttechnologie zum Einsatz, bei der mit Phosphor beschichtete Glasfasern eine neue, sehr schmale und extrem präzise Umsetzung der Scheinwerferelemente ermöglichen.
© Foto: Daniel Kirchbauer, BMW
Die flache, keilförmige Silhouette und die nach hinten ansteigende Linienführung verleihen dem BMW Vision M Next bereits im Stand eine mächtige Dynamik. Akzente setzen darüber hinaus die ausgeprägten Seitenschweller aus recyceltem Carbon und riesige Luftöffnungen vor den Hinterrädern, welche die Aerodynamik weiter verbessern. Die hinteren Felgen sind zudem mit 22 Zoll genau ein Zoll größer als die vorderen 21-Zoll-Felgen und unterstreichen so optisch die Keilform des Supersportwagens.
Ein besonders starkes Statement setzt das breite Heck mit seinem mächtigen Diffusor, der ebenfalls aus recyceltem Carbon besteht. Besonders cool: Die Gestaltung der Heckscheibe mit ihren dreiteiligen Lamellen aus Glas zitiert den BMW M1. Wozu die „Laser Wire“-Technologie fähig ist, zeigen die Rückleuchten: Im Inneren zeichnet auf jeder Seite eine einzige, hauchdünne Glasfaser eine abstrahierte EKG-Linie eines Herzschlags in extrem präziser Ausführung.
Antrieb BMW Vision M Next: Dieser Hybrid-Antrieb ist abartig schnell
Im vollen Angriffsmodus leistet der Hybrid-Antrieb des BMW Vision M Next mächtige 441 kW/600 PS. Der Vision M Next soll im reinen Elektromodus sogar mehr Leistung generieren als der BMW i8 mit all seinen Antriebskomponenten zusammen - und das sind beim i8 immerhin 275 kW/374 PS. Das System besteht bei der neuen Studie aus einem 2,0 Liter großen Vierzylinder-Turbobenziner in Mittelmotor-Bauweise und je einem Elektromotor an der Vorder- und der Hinterachse. Damit besitzt die Studie einen echten, auf viel Traktion ausgelegten Allradantrieb. Es passt gut zur Querdynamik, dass es sich um einen Hybrid-Antrieb handelt; denn ein reines Elektroauto wäre deutlich schwerer.
© Foto: Fabian Kirchbauer, BMW
Für mächtig Vortrieb ist gesorgt: Die elektrifizierte Supersportwagen-Studie erzielt eine Höchstgeschwindigkeit von bis zu 300 km/h. Noch beeindruckender ist die Sprintzeit: Von 0 auf 100 km/h vergehen nur drei Sekunden. Die Reichweite im rein elektrischen Fahrbetrieb beträgt bis zu 100 km - in den meisten Fällen genug, um einen Großteil der Fahrten rein elektrisch zurückzulegen. Damit ist der BMW Vision M Next für Innenstädte mit potenziellen Null-Emissions-Zonen gerüstet.
Doch werden die künftigen Kunden bereit sein, für einen Vierzylinder-Turbobenziner den hohen Preis eines Supersportwagens zu zahlen? Was sich alles aus einem 2,0 Liter-Vierzylinder-Turbobenziner herausholen lässt, zeigt grundsätzlich zum Beispiel der kompakte Mercedes-AMG A 45, der bislang auf 381 PS kam. Beim neuen Mercedes-AMG A 45 sollen es 387 PS und in der extremeren S-Variante sogar 421 PS sein. Dennoch: Ein elektrifizierter M-Supersportwagen sollte, meiner Meinung nach, in diesem Segment mindestens einen Sechszylinder-Hybridantrieb erhalten.
Innenraum: So funktioniert die Fahrerorientierung der Zukunft
Jetzt geht es beim BMW Vision M Next in die weiter entfernte Zukunft: Sobald sich der Fahrer nähert, wird das Auto per Gesichtserkennung entriegelt. Anschließend genügt ein Druck auf den Touchsensor, damit sich die Scherentüren komplett öffnen. Im Innenraum zeigt sich der nächste Wandel: Während die Displays bei heutigen Autos immer größer werden, setzt BMW bei diesem Sportwagen auf ein konsequent fahrerorientiertes Cockpit mit kleineren Displays und innovativen Technologien.
© Foto: Daniel Kraus, BMW
Das horizontal ausgerichtete Lenkrad besitzt zwei kleine Displays, über die sich die Fahreinstellungen adaptieren lassen. Dahinter befindet sich erstmalig ein „Curved Glass“-Display, das sich wie ein Visier transparent um das Lenkrad spannt und unter anderem in fünf Clustern Informationen wie Drehzahl, Geschwindigkeit, Energie-Management des Fahrzeugs und die Fahrmodi anzeigt. In die Windschutzscheibe integrierten die Macher ein vollflächiges Augmented-Reality-Headup-Display, das visuelle Informationen wie Richtungspfeile der Navigation, Gefahrenpunkte und sogar Ideallinien bei Kurven auf die Straße projiziert.
Mehr noch: Die angezeigten Informationen passen sich nach der sogenannten „Focus Logic“ der Geschwindigkeit an. Je höher die Geschwindigkeit, desto mehr konzentrieren sich die Informationen auf die fahrrelevanten Angaben und verlagern sich ins direkte Sichtfeld des Fahrers. Für ein neues Fahrerlebnis sorgen darüber hinaus die beiden Sitzschalen, die BMW mit Schaumstoff auskleidete und den Körper von Fahrer sowie Beifahrer optimal umschließen, polstern und stützen. Selbstredend, dass die Sitzschalen über eine Memory-Funktion verfügen. Bei hohen Kurvengeschwindigkeiten brauchen sich die Insassen keine Sorgen zu machen, dass Getränke im Cup-Holder überschwappen: Die gyroskopischen Getränkehalter gleichen starke Quer- und Längsdynamik aus.
In puncto Materialqualität zeigt sich der Innenraum des BMW Vision M Next bestens verarbeitet. Das Interieur dominiert ein nachtblaues Mikrofasertextil, das an Leder erinnert, aber dennoch eine optisch und haptisch eigenständige Anmutung besitzt. Leder gelangt nur sehr reduziert zum Einsatz. Lediglich die Details wie Lenkrad und Türzuziehgriffe, die Fahrer und Beifahrer unmittelbar mit der Hand berühren, sind mit diesem Material versehen. Funktionelle Elemente wie die Luftausströmer integrierten die Macher fast unsichtbar.