Bürgerinitiative fordert Tempo 80: Kampfangsage an Sportwagen-Fanatiker?

Liebhaber der flotten Fahrweise müssen nun ganz stark bleiben; denn die Landesregierung von Nordrhein-Westfalen prüft, ob zusätzliche Tempolimits auf den Autobahnen in NRW helfen könnten, die Bevölkerung stärker vor Lärm zu schützen. Was für den einen ein Ohrenschmaus ist, man denke beispielsweise an den satten Sound einer Chevrolet Corvette oder eines Mercedes-AMG, stellt für den anderen Stressfaktor Nummer eins dar.

Tempo 80 auf deutschen Autobahnen?

Erst vor Kurzem blitzte die Polizei einen Mercedes mit 246 km/h, obwohl nur 100 km/h erlaubt waren. Dagegen gehen nun immer mehr Bürgerinitiativen an Rhein und Ruhr vor. Besonders im Sommer sei die Lärmbelästigung, wenn Sportwagen und Motorräder unterwegs seien, besonders schlimm. Aber mal ehrlich: Wenn man auf der Suche nach Ruhe und Frieden ist, sollte man nicht in die Nähe einer Autobahn ziehen, oder? Okay, die Grundstücke waren wahrscheinlich preiswerter als woanders. Aber erst bauen und dann beschweren? Zudem verursachen Fahrzeuge aus der Oberklasse bei zügigem Tempo womöglich weniger Lärm als ein aufgemotzter Golf mit Sportauspuff bei Tempo 160. Ein serienmäßiger Schalldämpfer macht es möglich.

© Foto: Speed Heads

Zudem kostet die ganze Forschung mehr als es die Lärmschutzwälle tun würden. Aber wir kennen Deutschlands Bürokratie. Das kann also noch länger dauern mit der Erforschung. Eine andere Möglichkeit wäre die Kombination aus Lärmschutzmauern und einem lärmabsorbierenden Asphalt, der sogenannte Flüsterbelag. Gesehen, getestet und für gut befunden. Aber auch hier keine konkrete Entscheidung, diesen öfter einzusetzen. Dabei wäre es so praktisch und das Radio lässt sich dann ebenfalls viel besser hören.

Der Lärm ist aber nicht nur an der A 45 ein Thema, sondern ebenso an der Autobahn 2 im Dortmunder Norden und bei Hamm/Rhynern. Drei Anträge liegen bereits vor, in denen Initiativen Tempo 80 auf der Mintarder Ruhrbrücke der A 52 und im Bereich der A 44 bei Essen-Heisingen fordern. Allerdings erweist sich die bisherige Rechtsgrundlage, solche Limits anzuordnen, außer an Unfallschwerpunkten als eher dünn.

Lärmspitzen aufgrund von Rasern?

Zwei Jahre sollen nun auf 12 Kilometern der A 45 Messungen erfolgen. Bei Tempolimit 100 würden dann vor allem die Anwohner befragt, wie sie den Verkehrslärm dann fänden. Es besteht der Verdacht, dass nicht der ständige Verkehrsstrom stört, sondern eben die Raser und diejenigen, die zu kräftig beschleunigen und somit solche störenden „Lärmspitzen“ verursachen.

Allerdings gab es bereits mehrere solcher „Feldversuche“ immer mit dem Ergebnis, dass die Autos nicht besonders laut seien. Interessanterweise beschwert sich niemand, der an einer Landstraße wohnt, auf der man teilweise schneller als 80 km/h fahren darf und komplett ohne Schutzwälle auskommt. Sollte dieser Feldversuch tatsächlich zur Einführung einer Geschwindigkeitsbegrenzung von 80 km/h auf Autobahnen führen, wird es sicherlich nicht lange dauern, bis sich die nächste Bürgerinitiative bildet, die sich dann aufgrund von Staubildung über den Schmutz und Gestank der Abgase beschwert.