Chrysler geht in die Insolvenz, nachdem Verhandlungen mit den Gläubigern des Unternehmens über einen Schuldenerlass platzten. Der US-amerikanische Automobilbauer bot den Gläubigern bei einem Schuldenverzicht angeblich im Gegenzug Anteile am Unternehmen an, was die Notwendigkeit eines Insolvenzverfahrens verhindert hätte. Vermutlich schuldet Chrysler über 40 Banken und Hedgesfonds ca. 6,9 Millionen US-Dollar.
© Foto: Speed Heads
Nach dem Scheitern der Verhandlungen reichte Chrysler am 30.04.2009 mit 24 seiner einhundertprozentigen Tochtergesellschaften in den USA unter Federführung des U.S. Finanzministeriums freiwillig Anträge unter Chapter 11 des US-Insolvenzgesetzes beim Insolvenzgericht für den Southern District of New York ein.
Chrysler wird außerdem einen Antrag unter Abschnitt 363 des Insolvenzgesetzes stellen und damit um die schnelle Anerkennung des Gerichtes für eine Vereinbarung mit Fiat und den Verkauf der erstrangigen Anlagegüter an ein neues Unternehmen ersuchen. Der Vorteil dieser Einreichung ist die Schnelligkeit: Sie sollte innerhalb eines Zeitraumes von 30 bis 60 Tagen die Entstehung eines schlankeren, neuen Unternehmens ermöglichen. Jedoch könnten die Gläubiger nach wie vor mit ihren Ansprüchen das Insolvenzverfahren blockieren
Nach dem Verfahren und von den Schulden entlastetet, plant Chrysler, zusammen mit Fiat ein neues Unternehmen zu gründen, an dem Fiat anfangs 20 Prozent erhält und später mit insgesamt 35 Prozent einsteigen will. Auf diese Weise wollen Chrysler und Fiat ihre jeweiligen Produktionsstrukturen und ihre Zulieferbasis optimieren und sich gegenseitig den Zugang zu weiteren Märkten verschaffen. Antriebe und Komponenten von Fiat werden auch in Chrysler-Werken produziert.
Während des Restrukturierungsprozesses von Chrysler will die US-Regierung ausreichend Finanzierungsmittel zur Eigenverwaltung des Unternehmens zur Verfügung stellen, um das Tagesgeschäft aufrecht zu erhalten. Das Unternehmen wird ohne Unterbrechung Garantieansprüche begleichen, Zulieferer bezahlen und das Händlernetz aufrechterhalten.
Mit Abschluss der Transaktion gehören der Gewerkschaft VEBA (Voluntary Employee Beneficiary Association) 55 Prozent des neuen Unternehmens über einen Trust. Die Regierungen der USA und Kanadas werden proportional Anteile von 10 Prozent am Unternehmen besitzen. Fiat wird anfänglich 20 Prozent der Anteile an Chrysler halten und das Recht besitzen, seine Anteile an Chrysler in drei Teilen um weitere 15 Prozent zu erhöhen, wenn bestimmte Kriterien erfüllt sind.
© Foto: Speed Heads
Fiat kann seinen Anteil an Chrysler um 5 Prozent erhöhen, wenn Chrysler die Plattform für ein Fahrzeug mit einem Verbrauch von durchschnittlich 5,9 Litern pro 100 Kilometer zur Produktion in den USA erhält. Weitere 5 Prozent sind möglich, wenn eine verbrauchsgünstige Motorenfamilie zur Produktion in den USA. und zur Verwendung in Chrysler-Fahrzeugen zur Verfügung steht. Die letzten 5 Prozent gibt es für Fiat beim Zugang von Chrysler zum globalen Vertriebsnetz von Fiat. Der italienische Automobilbauer Fiat kann kein Mehrheitseigner bei Chrysler werden, solange nicht alle Schulden an die US-Regierung zurückgezahlt sind.
„Wir möchten jedem persönlich versichern, dass das neue Unternehmen Qualitäts- Fahrzeuge der Marken Jeep, Dodge und Chrysler sowie Teile unter der Marke Mopa produzieren und unterstützen wird. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Chrysler werden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des neuen Unternehmens. Die Chrysler-Händlerniederlassungen bleiben geöffnet und bedienen weiterhin unsere Kunden. Sämtliche Fahrzeuggarantien bleiben ohne Unterbrechung bestehen und Kunden können unsere Fahrzeuge weiterhin mit vollem Vertrauen kaufen“, erklärte Bob Nardelli, Vorsitzender des Verwaltungsrates und Chief Executive Officer (CEO) von Chrysler.
Nardelli, der Chrysler seit August 2007 leitet, kündigte dem Verwaltungsrat von Chrysler und dem US-Finanzministerium außerdem seine Absicht an, den Konzern nach der Entstehung des neuen Unternehmens aus Chapter 11 und nach der Vollendung der Allianz mit Fiat zu verlassen. Er wird als Berater zu Cerberus Capital Management zurückkehren, die noch zu 100 Prozent Anteile an Chrysler halten, nachdem Daimler Anfang der Woche seine 19,9 Prozent an Chrysler kostenlos an Cerberus abgab.
Aston Martin (Gast)
02.05.2009
Es war ja abzusehen, dass es Chryler als erstes erwischt. Die Modellpalette ist unausgewogen und ohne Daimler fehlt ein Partner. Da dürfte der Einstieg von Fiat ganz gelegen kommen, um schnell einen Neuanfang zu wagen. Vernünftige Plattformen und Motoren sind ja ausreichend vorhanden. Bleibt nur zu hoffen, dass sich Fiat dann nun von einem Angebot für Opel absehen wird. Man sollte in Italien eh vorsichtig sein. Was ein großer Einkauf verschiedener Marken aus einer Firma machen kann, sieht man aktuell bei GM.
speedheads
10.06.2009
Fiat kann nun doch beim insolventen US-Konkurrenten Chrysler einsteigen. Der Oberste Gerichtshof der USA machte den Weg für das Geschäft frei. Die Richter hoben eine erst gestern verfügte Blockade wieder auf. Der Supreme Court wies damit einen Antrag von mehreren großen Chrysler-Aktionäre zurück, die den Zusammenschluss mit Fiat verhindern wollten. Die Kläger hatten das Geschäft als verfassungswidrig eingestuft. Die US-Regierung beharrte dagegen auf dem Verfahren und warb weiter für Fiat als Chrysler-Partner. [SIZE="1"]Quelle: Auto-Reporter[/SIZE]