DTM: Alesi gewinnt - Schneider ist Meister

, 05.10.2003

Vor einer beeindruckenden Kulisse von 105.000 Zuschauern wurde beim Saisonfinale der DTM Motorsport vom Feinsten geboten, das der ehemalige Formel-1-Pilot Jean Alesi aus Frankreich in seinem Mercedes mit einem Vorsprung von nur zwei Zehntelsekunden vor dem Zweiten Mattias Ekström aus Schweden (Abt-Audi TT-R) gewann. In den ersten sechs Runden fuhr Ekström 2,1 Sekunden Vorsprung auf die Verfolger heraus, doch der erste Boxenstopp kostete ihn den möglichen Sieg: Nachdem Ekström von seiner Crew in nur 4,3 Sekunden abgefertigt worden war, versperrte ihm ein anderes Fahrzeug beim Losfahren den Weg. Zurück auf der Strecke, musste Ekström den späteren Sieger Jean Alesi vorbei lassen. „Ich habe mich wieder an ihn heran gekämpft, aber er hat einfach keinen Fehler gemacht und mir keine Gelegenheit geboten, ihn zu überholen", berichtete Ekström. Dritter wurde Marcel Fässler aus der Schweiz im AMG-Mercedes.


Neuer Champion der DTM 2003 ist Bernd Schneider (Mercedes), der sich mit dem in der Gesamtwertung bis dahin mit nur einem Punkt Vorsprung führenden Christijan Albers (Mercedes) einen spannenden Titelkampf lieferte, der an Dramaturgie nicht zu überbieten war. Zuerst holte sich Schneider in der 18. Runde beim Eingang des Motodroms einen Plattfuß, so dass der knapp hinter ihm liegende Albers wieder auf Titelkurs war. Schneider hatte jedoch Glück, dass dies wenige Meter vor der Einfahrt in die Boxengasse passierte und kaum Zeit verlor. Ab der 25. von 37 Rennrunden kam es zu einem brisanten, direkten Duell der beiden Titelrivalen: Albers machte sich im Rückspiegel von Schneiders Mercedes-Benz breit. „Es wäre richtig eng geworden. Aber ich kann damit gut leben, dass es so ausgegangen ist“, atmete Schneider durch. In der 27. Runde wurden die Hoffnungen von Albers jäh mit einem Reifenschaden beendet. Mit dem Platten musste der Niederländer einen langen Weg zur Box zurücklegen und fiel so mit dem zwölften Platz aus den Punkterängen heraus. Schneider genügte sein 6. Platz, um neuer Champion zu werden. Er sicherte sich so den Titel in Europas führender Tourenwagen-Serie nach 1995, 2000 und 2001 bereits zum 4. Mal. Insgesamt hat Schneider in DTM und ITC 37 Siege eingefahren.

Zum Abschluss gab es noch viel Rauch: Alesi, Schneider und Albers boten den Zuschauern vor der Mercedes-Tribüne mit zahlreichen und reichlich Qualm erzeugenden "Donuts" noch einmal Action. Danach stiegen Meister Schneider und Vizemeister Albers spontan aus ihren Wagen und lagen sich in den Armen – glücklich über ihre erreichten Saisonplätze und den Wegfall der Anspannung.

Die DTM bot in diesem Jahr viele spektakuläre Rennen, bei denen alle drei Marken (Mercedes-Benz, Opel und Audi) für Highlights und Rennkrimis sorgten. Im kommenden Jahr werden - wie bei der klassischen DTM - erneut Limousinen an den Start gehen.


Die Plätze 1 bis 10 der DTM auf dem Hockenheimring:

1. Jean Alesi (F) im AMG-Mercedes 1:46:00,013 Stunden
2. Mattias Ekström (S) im Abt-Audi + 0,213 Sekunden
3. Marcel Flässler (CH) im AMG-Mercedes + 4,295 Sekunden
4. Peter Dumbreck (GB) im Opel + 5,350 Sekunden
5. Laurent Aiello (F) im Abt-Audi + 7,303 Sekunden
6. Bernd Schneider (D) im AMG-Mercedes + 14,566 Sekunden
7. Timo Scheider (D) im Opel + 26,709 Sekunden
8. Peter Terting (D) im Audi S line + 32,935 Sekunden
9. Christian Abt (D) im Abt-Audi + 34,340 Sekunden
10. Alain Menu (CH) im Opel + 35,510 Sekunden

Fahrerwertung nach 10 Rennen:*

1. Bernd Schneider (D) mit 68 Punkten
2. Christijan Albers (NL) mit 64 Punkten
3. Marcel Fässler (CH) mit 57 Punkten
4. Mattias Ekström (Schweden) mit 46 Punkten
5. Jean Alesi (Frankreich) mit 42 Punkten
6. Laurent Aiello (Frankreich) mit 41 Punkten
7. Peter Dumbreck (Großbritannien) mit 31 Punkten
8. Timo Scheider (Deutschland) mit 12 Punkten
9. Alain Menu (Schweiz) mit 9 Punkten
10. Manuel Reuter (Deutschland) mit 5 Punkten
11. Gary Paffett (Großbritannien) mit 4 Punkten
12. Christian Abt (Deutschland) mit 3 Punkten
13. Thomas Jäger (Deutschland) mit 2 Punkten
14. Jeroen Bleekemolen (Niederlande) mit 2 Punkten
15. Joachim Winkelhock (Deutschland) mit 1 Punkt
16. Martin Tomczyk (D) mit 1 Punkt
17. Karl Wendlinger (Österreich) mit 1 Punkt
18. Peter Terting (Deutschland) mit 1 Punkt

[I]* Bei Punktgleichstand werden die Platzierungen der einzelnen Rennen mit bewertet[/I]

13 Kommentare > Kommentar schreiben

06.10.2003

Herrliches DTM-Finale. Wie ich sehe, ist das Bild oben von meiner Mercedes-Tribüne. Vielleicht bin ich ja sogar zu erkennen :D :p ! Ich saß auf Höhe der Front von Schneider in der drittletzten Reihe der blauen Sitze. Hatte also einen perfekten Blick auf die Donuts ;) ! Ist leider ein wenig verschwommen. Das "Silbermännchen" wäre dann ich gewesen :D . War ein schönes Wochenende mit Sieg von Alesi und Meisterschaft für Schneider. Allerdings habe ich mir wegen der 2 Platten bei Schneider und Albers ein wenig Sorgen gemacht. Was muß das gerade den Meisterschaftsaspiranten passieren? Naja, ist eigentlich alles so gelaufen wie ich es wollte.

06.10.2003

Endlich darf der Loser Alesi auch mal ein paar Rennen gewinnen :D:D:D

06.10.2003

Das Ende einer Saison voller Mercedes-Überlegenheit. Nächstes Jahr wirds hoffentlich besser mit den neuen Regeln...

06.10.2003

@Anaxagore Stimmt - aber da nächstes Jahr wohl komplett andere Fahrzeuge an den Start gehen werden, werden die Karten absolut neu gemischt. Wir können gespannt sein.

06.10.2003

C-Klasse gegen Vectra und A4... Da eröffnen sich ganz neue Möglichkeiten der Spannung in der DTM. Was ich an der DTM schade finde ist, dass eine Marke immer gleich mit allen Autos überlegen ist, wenn sie mal einen Vorsprung haben. Sind zuviele Werksautos im Feld und generell zu wenige Marken...

06.10.2003

@ rennfahrer² [QUOTE]Endlich darf der Loser Alesi auch mal ein paar Rennen gewinnen [/QUOTE] Alesi war nicht besonders gut in der F1, in der DTM schlägt er sich hingegen richtig gut. Er hat nicht umsonst zwei mal in Hockenheim gewonnen. Außerdem hat er mit HWA ein siegfähiges Team, in dem er sein Können auch umsetzen kann. Nicht wie damals in der F1 mit Prost oder Jordan!

06.10.2003

War Alesi nicht ziemlich lange mit Ferrari unterwegs???

06.10.2003

Zusammen mit Gerhard Berger noch. In den dunklen Tiefen der Ferrari Geschichte...

06.10.2003

[QUOTE]War Alesi nicht ziemlich lange mit Ferrari unterwegs???[/QUOTE] Ja, das stimmt! Er fuhr von 1991 bis 1995 für Ferrari, also schon eine Weile her.

07.10.2003

Alesi war in seiner frühen F 1 Jahren ein ganz wilder Fahrer. Das erste Mal wurde ich auf ihn aufmerksam, als er bei einem US GP in den ganz frühen 90ern auf einer völlig unterlegenen Hasenkiste den favoritisierten Senna in den Betonwandungen von (war das noch) Long Beach ?) überholt hat. Und Senna hat sich nachher wütend über den unverschämten Frischling, dem ein solch dreistes Überholmanöver nicht anstand, beschwert ! Alesis Reaktion war sinngemäß, wenn er schneller gewesen wäre, hätte ich ja nicht vorbeifahren können! Der erste Pluspunkt: Der zweite folgte 91 oder 92 im Training zum GP in Monza, schon auf Ferrari. Unvorstellbar, wie Alesi es damals geschafft hat, das Auto querstehend über die Kerbs driften zu lassen, obwohl in dem Jahr noch alle Autos mit Traktionskontrollen usw fahren durften. Zu der Zeit trat "leone" Mansell gerade ab und Alesi konnte ihn würdig ersetzen, sicher nicht bei den Erfolgen, wohl aber bei der persönlichen Einsatzbereitschaft, dem Draufgängertum ! Unvergessen auch das Monzarennen, in dem Alesi auf dem damals völlig unterlegenen Ferrari auf seiner Hausstrecke vor den tobenden Fans das Rennen bis kurz vor Ende angeführt hat, bis ein lächerlicher Kleinschaden (es war glaube ich ein defektes Radlager) seinen Sturmlauf gestoppt hat. Oder Alesis Ferrari Führung bis kurz vor Schluß bei einem saukalten Oktoberrennen 94 oder 95 auf dem Nürburgring, als er kurz vor Schluß vom einem Nachwuchsfahrer namens Schumacher auf Benetton nach einem Verbremser überholt wurde. (Damals wäre ich von den Blaukäppchen fast verdroschen worden, weil ich unter den jubelnden Schumi Fans gewgt habe, meinen Unmut zu äußern...) Dann ging´s zu Benetton und der Abstieg folgte. Aber auf eines konnte man sich beim jungen Alesi immer verlassen : Er fuhr volles Rohr, immer am limit oder kurz drüber, vorne ankommen oder das Auto schrotten. Dafür hatte er meine vollen Sympathien ! Kaimann

07.10.2003

@ Kaimann [QUOTE]Dafür hatte er meine vollen Sympathien ! [/QUOTE] Warum hatte ;) ? Alesi ist jetzt in der DTM immer noch als der wilde und ungestüme Fahrer bekannt. Er setzt seine emotionale Fahrweise der F1 in der DTM fort, deshalb ist er bei HWA und den Fans auch so wahnsinnig beliebt. Ich mag ihn auch besonders. Seine Emotionalität hat man am besten zu Beginn der Saison 2002 in Hockenheim miterleben können. Wir saßen auf der Haupttribüne (Start und Ziel), nach dem Rennen das Alesi gewann, rannte er über die Strecke genau vor unsere Tribüne und warf seinen Helm in die Zuschauermenge. Leider landete der Helm nicht bei uns, sondern 3 Sitzreihen weiter unten . Solche Fahrer wie Alesi sind selten, auch in der DTM sieht man ihn oft über die Strecke räubern und driften.

07.10.2003

Stimmt : Hat, nicht hatte ! Von diesem Fahrertypus hätte ich gerne mehr in den Serien. MfG Kaimann

07.10.2003

Dann gäbe es endlich wieder mehr Show - Also noch mehr Gründe sich die DTM anzuschauen und evtl. endlich wieder einen für die F1...


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