Es gibt Menschen, die lieben Herausforderungen und suchen jeden Tag danach aufs Neue - je schwieriger, desto besser. Zu diesen wagemutigen Menschen zählt zweifellos Felix Baumgartner (45), der vor allem durch seinen unglaublichen Fallschirmsprung aus der Stratosphäre weltweit bekannt wurde. 39.000 Meter musste der Österreicher im Oktober 2012 bei seinem Sprung überwinden. Doch was macht man nach so einem waghalsigen Stunt noch, um sich selbst herauszufordern?
© Foto: Audi
Was für ein Glück, dass die Welt neben dem schwarzen Nichts, das wir Weltall nennen, noch die „Grüne Hölle“ zu bieten hat. Die 20,832 Kilometer lange Rennstrecke windet sich wie eine Achterbahn durch die Eifel und stellt eine der größten Herausforderungen für Fahrer und Auto dar, so dass Rennfahrerlegende Jackie Stewart der schwierigen Rennstrecke den Namen „Grüne Hölle“ gab. Wenn es dann um das berühmte 24-Stunden-Rennen auf der Nürburgring-Nordschleife geht, ist die Challenge perfekt, der sich Felix Baumgartner in Zusammenarbeit mit Audi und dem Race Experience Team in diesem Jahr stellen wird.
Der ambitionierte Österreicher, der in seinem Leben bereits ein wenig Erfahrungen mit Motorcross und Rallye sammeln konnte, wird beim Langstreckenrennen einen der Audi R8 LMS ultra GT3 pilotieren. Dies bedeutet 570 PS aus einem V10 Motor, gepaart mit einer Strecke aus insgesamt 73 Kurven. Nicht unbedingt eine einfache Sache, vor allem wenn man bedenkt, dass die Konkurrenz deutlich mehr Erfahrung mitbringt als Baumgartner selbst. Bei seinen Projekten sonst immer der Profi und Ansprechpartner für andere, ist Felix Baumgartner dieses Mal der Amateur im Team - zwischen den Rennprofis Frank Biela, Pierre Kaffer und Marco Werner.
Der Sieg ist nicht das Ziel für das Race Experience Team. Zu groß ist der Unterschied zu Teams, die nur mit erfahrenen Fahrern starten. Auch wenn Baumgartner bereits das Qualifikationsrennen absolvieren konnte und dort für einen Rookie durchaus eine gute Figur machte, so fehlt im einfach die Erfahrung auf der Nordschleife. Das 24-Stunden-Rennen bringt zudem noch Nachtfahrten und wahrscheinlich Regenfahrten mit sich. Wie es ist, durch die „Grüne Hölle“ mit 300 km/h zu rasen, konnte der Österreicher bereits erfahren, doch Regen ließ sich bisher nicht blicken bei den Testfahrten.
© Foto: Audi
All dies und die zusätzlichen Stressfaktoren wie den Druck durch das Team und durch andere Fahrer, machen diese Challenge zu etwas ganz besonderem für Baumgartner. Insbesondere Teil eines Teams zu sein, ist für ihn neu. Vorteil an dem großen Team von Audi ist jedoch, dass es ihrem Schützling jegliche Möglichkeit zur peniblen Vorbereitung zu gewähren versucht - bitter nötig, wenn man solch ein Rennen heil überstehen möchte.
Im Qualifying fehlte Baumgartner eine gute halbe Minute zu der schnellsten Runde seiner Teamkollegen. Ein Wert, der durchaus gut ist, bedenkt man, dass es Baumgartners erstes Jahr an der Nordschleife ist und sich unter seinen Teamkollegen mit Frank Biela ein fünfmaliger Le Mans-Sieger tummelt. Trotzdem steht der österreichische Neuling im Mittelpunkt der medialen Aufmerksamkeit. Dass die anderen etwas untergehen, tut Baumgartner sichtlich Leid.
Noch etwas mehr als einen Monat bleiben dem Audi-Team und Felix Baumgartner, um aus der Rundenzeit von 9:02 Minuten vom Qualifying eine Zeit unter 9 Minuten herauszuholen. Eine durchaus lösbare Aufgabe, schaut man sich die Lernkurve des Nordschleifen-Neulings genauer an. Doch Baumgartner formulierte sein Ziel bereits klar: „Ankommen und das Auto heil übergeben.“
Daumen werden wahrscheinlich genug gedrückt, wenn am Nürburgring vom 21. bis zum 22. Juni 2014 erneut der Ausnahmezustand herrscht und der Audi R8 LMS ultra mit der Startnummer 502 durch die Fuchsröhre oder das Karussell schießt.