Unglaubliche 38.115.000 US-Dollar (aktuell rund 28,5 Millionen Euro) erzielte am 14. August 2014 ein Ferrari 250 GTO aus dem Jahr 1962 bei einer Versteigerung auf der „Monterey Car Week“ in Kalifornien - und das als Unfallwagen mit Todesfolge. Ein neuer Rekord: So einen hohen Preis errang niemals zuvor ein Auto auf einer Auktion. Doch es ist nicht nur irgendein Auto: Der Ferrari 250 GTO gilt als der schönste und großartigste Ferrari aller Zeiten, von dem die Italiener zwischen 1962 und 1964 nur 39 Exemplare bauten.
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Französische Farben und ein Todesfall
Das Kürzel „GTO“ steht für „Gran Turismo Omologata“ und bei Ferrari für einen großen Mythos, der mit dem Ferrari 250 GTO begann und zahlreiche Erfolge im Rennsport sammelte. Die Leistung des 250 GTO ist noch heute beeindruckend. Die Version mit dem 3,0 Liter großen V12-Motor produziert 300 PS, womit der rote Flitzer auf bis zu 280 km/h beschleunigt werden kann. Damals wie heute sehr beeindruckend.
Designer Ralph Lauren besitzt ebenso einen Ferrari 250 GTO wie Nick Mason, der Schlagzeuger von Pink Floyd. Jetzt gesellt sich dazu ein neuer, unbekannter Eigentümer. Doch die Geschichte dieses Ferrari 250 GTO mit der Fahrgestellnummer 3851GT könnte spannender nicht sein: Es war der 19. gebaute Ferrari 250 GTO, den 1962 der französische Rennfahrer Jo Schlesser erwarb - in „Grau Metallic“ lackiert und in Anlehnung an die französische Nationalflagge mit rot-weiß-blauen Längsstreifen versehen. Jo Schlossers Co-Pilot war kein Geringerer als Henri Oreiller, der vor seiner Karriere als Autorennfahrer 1948 bei den Olympischen Winterspielen in St. Moritz zwei Goldmedaillen als Skirennläufer gewann.
Jo Schlosser und Henri Oreiller nahmen mit dem Ferrari 250 GTO bei der „Tour de France Automobile“ teil, ein von 1899 bis 1986 in Frankreich ausgetragenes Straßenrennen, ähnlich der Mille Miglia, das jedoch im Unterschied zum legendären italienischen Rennen in unterschiedlichen Etappen gefahren wurde. 14 Wertungsprüfungen waren auf der 5.979 Kilometer langen Strecke von in Rouen über Tours, Toulouse, Nizza, Spa (Belgien) bis nach Reims zu absolvieren. Das Rennen fand vom 15. bis 23. September 1962 statt und Schlosser/Oreiller holten den zweiten Platz in der Gesamtwertung der Sportwagen. Von 116 Fahrzeugen erreichten nur 46 das Ziel.
Am 7.Oktober 1962 nahm Henri Oreiller mit dem Ferrari 250 GTO an Tourenwagen-Rennen auf dem Autodrome de Linas-Montlhéry südlich von Paris teil. Durch einen Reifenplatzer bei etwa 160 km/h überschlug sich der Ferrari und Henri Oreiller starb. Der schwer beschädigte 250 GTO wurde am Ferrari-Stammsitz in Maranello komplett repariert und erwachte rot lackiert zu neuem Leben. 1964 setzte der Ferrari 250 GTO seine Rennkarriere mit dem italienischen Rennfahrer Paolo Colombo fort. Ein Jahr später, wir schreiben das Jahr 1965, folgte der nächste Besitzer, der „Gentleman Rennfahrer“ Ernesto Prinoth aus Südtirol, der als Pionier für den Bau von Pistenraupen gilt und diese 1964 zur Serienreife entwickelte.
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Jetzt sollte die Liebe zum Ferrari 250 GTO richtig beginnen
Niemand besaß länger einen Ferrari 250 GTO als der Italiener Fabrizio Violati, der während seiner Hochzeitsreise in Monte Carlo vom 250 GTO derart begeistert war, dass er Ernesto Prinoth den Sportwagen für 2,5 Millionen Lire abkaufte, was damals etwa 16.000 D-Mark entsprach.
Der 1935 geborene Fabrizio Violati, Erbe eines Mineralwasser-Konzerns mit bekannten Marken wie Sangemini und Ferrarrelle, erlebte als 11-jähriger vor Ort, dass Ferrari beim Grand Prix von Rom 1947 seinen ersten Sieg in der Formel 1 holte. Am Steuer: der Italiener Franco Cortese. Da war es um Fabrizio Violati geschehen und seine lebenslange Passion für Ferrari geboren. Dieser Ferrari 250 GTO mit der Fahrgestellnummer 3851GT stellte seinerzeit der Mittelpunkt von Violatis Sammlung „Maranello Rosso“ dar, die er 1989 der Öffentlichkeit in San Marino zugänglich machte.
Fabrizio Violati wusste, wozu das Auto gebaut wurde: zum Fahren. So nahm der Italiener, solange er konnte, mit dem Ferrari 250 GTO an historischen Rennen teil und war dafür bekannt, mit seinen Fahrzeugen bis ans Limit zu gehen, um die Performance zu spüren. Im Alter von 74 Jahren starb Fabrizio Violati, der 45 Jahre lang eine innige Beziehung zu seinem Ferrari 250 GTO pflegte.
38 Millionen US-Dollar: Und es geht noch deutlich mehr
Zweifellos stellen 38 Millionen US-Dollar eine immense Summe für ein Auto dar. Allerdings immer noch ein Schnäppchen: Der US-Amerikaner Paul Pappalardo besaß seit 1974 den Ferrari 250 GTO aus dem Jahr 1964 mit der Fahrgestellnummer 5111GT. Als ein Interessent erst 2013 unglaubliche 52 Millionen US-Dollar (aktuell 38,8 Millionen Euro) für diesen Ferrari bot, wurde Paul Pappalardo schwach und verkaufte das gute Stück. Jetzt soll der 250 GTO mit der Fahrgestellnummer 5111GT in der „Torrota Collection“ in Spanien stehen.