Ein Ferrari, der sich mit der ganzen Familie nutzen lässt, fehlte Giorgetto Giugiaro von Italdesign auch privat. So beschloss die Design-Ikone, sich den Wunsch selbst zu erfüllen. Das Ergebnis ist ein Ferrari, der seine Initialen GG und die Nummer 50 trägt, um zu unterstreichen, dass Giugiaros Eintritt in die Welt des Designs vor 50 Jahren stattfand. Als Basis dient der 540 PS starke Ferrari 612 Scaglietti mit dem 5,7 Liter großen V12-Motor, von dem die gesamte Mechanik unverändert übernommen wurde. Die Kraftübertragung erfolgt über ein sequentielles 6-Gang-Getriebe an die Hinterräder. Für den Kontakt zur Straße sorgen rundum 20 Zoll große Felgen mit Reifen der Dimension 245/35 vorne und 305/35 hinten.
© Foto: Speed Heads
Die Eingriffe beim Layout
Der Ferrari GG50 ist gegenüber den 4,90 Metern des Scagliettis nur 4,81 Meter lang, obwohl er den Radstand von 2,95 Metern unverändert beibehält. Giorgetto Giugiaro änderte lediglich das Vorderteil minimal ab - und zwar durch einen verkürzten Überhang von 2 Zentimetern, während das Layout des Hinterbereichs radikal überarbeitet wurde, so dass die Gesamtlänge um 9 Zentimeter schrumpfte. Beim Scaglietti befindet sich der Tank in vertikaler Position hinter dem Rücksitz. Für den GG50 forderte Giugiaro von den Italdesign-Technikern den Entwurf eines neuen 95 Liter-Tanks, der komplett unter der Linie der Ladefläche liegen sollte.
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Durch das neue Layout des Tanks erhält man beim Zurückklappen der hinteren Rückenlehnen eine flache Ladefläche mit einer Tiefe von 1,40 Metern. Die Ladekapazität des Scagliettis fasst 240 Liter, wohingegen das Ladevolumen des GG50 über 270 Liter beträgt - bei umgeklappten Rückenlehnen sogar 500 Liter. Um diesen erweiterten Laderaum besser ausnutzen zu können, wählte Giugiaro den Einsatz einer echten Heckklappe mit Scharnierbefestigung am Dachende.
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Das Außendesign
Obwohl der Ferrari GG50 ganze 9 Zentimeter kürzer ist als der Scaglietti, erscheint der „Familien-Bolide“ dank der kräftigen Kantenabrundung an Vorderteil und Heck optisch noch kompakter als das Serienfahrzeug, da Giugiaro weitgehend die Verbindung zwischen der Kühlerhaube,den vorderen Radführungen und am Heck abrundete. Die Seitenlinie ist sauber, der Luftanschluss für den Abzug der Vorderbremsen verläuft fast parallel zur Bodenlinie und schafft ein Flachrelief, das sich nach hinten verjüngt. Das Dach besteht aus fototropem Glas, das zusammen mit der Windschutzscheibe eine durchgehende transparente Fläche bildet.
Absolute Einfachheit auch an der Frontfläche. Das Vorderteil verlängert sich in der Mitte mit der typischen, sehr niedrigen Ferrari-Kühlerhaube, an deren Seite sich zwei große vertikale Luftanschlüsse öffnen, die auch die Nebelleuchten aufnehmen. Die Scheinwerfer wurden vertikal angelegt, ein Bleistiftstrich, der auch die Fern- und Abblendlichter enthält - beide mit Xenon-Technologie.
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Das schwarz lackierte Unterteil des Hecks nimmt die verchromten Zwillingsenden des Auspuffs auf, um den Höheneindruck des Ganzen zu reduzieren. Die doppelten Rundleuchten, alle mit LED-Technologie, sind asymmetrisch. Das obere Kofferraumende steigt in der Mitte an, so dass die aerodynamische Kraft bei hohen Geschwindigkeiten erhöht wird. Die Heckklappe des GG50 lässt sich kaum wahrnehmen. Es hebt sich nicht nur eine Kofferraumklappe unter dem Heckfenster, sondern die gesamte Heckscheibe mit der Klappe.
Das Innendesign
Während das Äußere des GG50 an der Zeichenmaschine entstand, wurde das Innere allmählich entworfen, indem man mit der Attrappe den zur Verfügung stehenden Innenraum ausarbeitete. Die mit beigefarbenem Leder bezogenen Sitze verwenden die Schalen des Serien-Scagliettis. Als Besonderheit lässt sich das hintere Seitenfenster senken, so dass das Ein- und Aussteigen bei diesem 2+2-Sitzer auch hinten einfacher möglich ist.
© Foto: Speed Heads
Die andere originelle Überlegung ist, dass die rechte Hand des Fahrers, die normalerweise die Gangschaltung bedient, den größten Teil ihrer Bewegungen beim Gebrauch der F1-Schaltung am Lenkrad verloren hat. Aus diesem Grund positionierte Giugiaro im rechten Teil des Armaturenbretts einige traditionell links liegende Bedienungen. Neu ist ferner das Armaturenbrett, in dessen Mitte sich ein Satellitennavigator befindet.
In der Mittelkonsole wurden sowohl zwischen den Vorder- als auch den Rücksitzen zwei große Fächer mit entsprechender Klappe geschaffen. Die Türpaneele, die sich durch ein großes Fach auszeichnen, haben eine Unterteilung aus Naturbuchenholz, für einen Ferrari unserer Tage ausgesprochen unüblich.
Fazit
Mit dem Ferrari GG50 werden Giugiaro und seine Familie viel Freude haben. Was genau er mit umgeklappten Rücksitzen in seinem Ferrari transportieren möchte, bleibt allerdings sein Geheimnis.