Gorilla-Glas kennen wir von Smartphones: Es ist besonders leicht, besitzt aber zudem eine sehr hohe Bruch- und Kratzfestigkeit. Ford geht den großen Schritt und nutzt als erster Hersteller Gorilla-Glas an einem Serienauto. In den Genuss des Spezialglases kommt der neue Supersportwagen Ford GT. Ist das sogar das Ende von Steinschlag in der Windschutzscheibe? 2016 bringt Ford das über 600 PS starke Supercar auf den Markt.
© Foto: Ford
Mehrere Gründe: Darum setzt Ford auf das Smartphone-Glas
Es war 2007, als der US-amerikanische Hersteller Corning unter dem Produktnamen „Gorilla Glas“ das Spezialglas als Abdeckglas für Displays tragbarer Elektrogeräte mit Touchscreens auf den Markt einführte. Tatsächlich: Dieses Glas hält viel aus - und im Normalfall bleibt es kratzerfrei. Wie oft fiel mein Smartphone bereits ohne Schutzhülle auf den Boden. Das Gorilla-Glas hielt bislang jeden Sturz unversehrt aus.
Beim Ford GT fertigen die Macher die Frontscheibe und die gläserne Motorraum-Abdeckung im Heck des neuen Supersportwagens aus Gorilla-Glas. Bei Ford stand für den Einsatz von Gorilla-Glas ein noch viel wichtigerer Aspekt im Vordergrund: Der neue Ford GT ist extrem auf ein geringes Gewicht ausgerichtet. Im Zuge der Entwicklung prüften Ingenieure die konsequente Verwendung von innovativen Leichtbau-Materialien, stießen dabei schnell auf Gorilla-Glas und entwickelten zusammen mit Corning das entsprechende Serienprodukt.
Gorilla-Glas: Dünner, leichter und noch bruchfester - so funktioniert es
Eine herkömmliche Windschutzscheibe besteht aus zwei laminierten Glas-Schichten. Dieses Zwei-Schichten-Glas führte kein Geringerer als Henry Ford in den USA ein und seit fast einem Jahrhundert gelangt es in der Automobilindustrie als Verbundsicherheitsglas zum Einsatz.
Gorilla-Glas, der Hersteller spricht in diesem Zusammenhang von Hybrid-Glas, ist dagegen mehrschichtig - bestehend aus einer widerstandsfähigen äußeren Schicht, einer Schall absorbierenden Zwischenschicht und einer weiteren stabilisierenden Innenschicht. Dennoch ist das Gorilla-Glas für den neuen Ford GT nur zwischen drei und vier Millimeter dick, vergleichbares konventionelles Verbundglas dagegen zwischen vier und sechs Millimeter.
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Unter dem Strich heißt das: Die Gorilla-Glas-Frontscheibe und die Gorilla-Glas-Motorraum-Abdeckung des neuen Ford GT sind trotz der verschiedenen Glas-Schichten zwischen 25 und 50 Prozent dünner und damit ca. 5,4 Kilogramm leichter als vergleichbare Produkte aus konventionellem Glas. Hinzu kommen Vorteile bei der Kratz- und Bruchfestigkeit - dies erzielt Corning durch das Einbringen von Druckspannungen in den oberflächennahen Glasschichten, um ein Risswachstum zu erschweren. Gorilla-Glas soll bis zu dreimal kratzfester sein als herkömmliches Glas.
Für den Fahrer des neuen Ford GT wirken sich die Vielzahl an Gewichtsreduktionen in einem noch besseren Handling aus - denn ein geringeres Fahrzeuggewicht bedeutet grundsätzlich agilere Fahreigenschaften. Das genaue Fahrzeuggewicht teilte Ford noch nicht mit.
Brutale Speed: Über 600 PS bei Minimalgewicht
Der neue Ford GT steht an der Spitze des High-Performance-Modellprogramms von Ford. Der Supersportwagen besitzt eine aerodynamisch ausgefeilte Carbon-Karosserie und setzt neue Standards bei seiner EcoBoost-Motorentechnologie. Mit einer Leistung von mehr als 600 PS stellt das 3,5 Liter große V6-Biturbo-Triebwerk das bisher stärkste EcoBoost-Serienaggregat überhaupt dar. Dem gegenüber soll eines der besten Leistungsgewichte im Segment stehen, so dass der neue Ford GT durch Leichtigkeit und eine brutale Speed bestechen dürfte.
Die Kraftübertragung an die Hinterräder übernimmt ein 7-Gang-PowerShift-Doppelkupplungsgetriebe, das nahezu verzögerungsfreie Schaltvorgänge bieten soll. Weitere Daten gab Ford bis dato noch nicht bekannt.
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Luftleitelemente passen sich der Fahrsituation automatisch an
Auch optisch weiß der neue Ford GT zu beeindrucken, dessen emotionale Linienführung die Designer eng an die ikonischen Vorgänger anlehnten. Riesige Lufteinlässe an der Front und der Seite weisen bereits auf das gewaltige Leistungspotential hin, während schnittige Luftleitelemente aus Carbon der Aerodynamik dienen und den Look zusätzlich schärfen.
Das Heck besticht durch einen mächtigen Carbon-Diffusor, zwei runde, an Triebwerke erinnernde Heckleuchten und zwei riesige, mittig und weit oben angebrachte Auspuffendrohre. Über die Fahrerzelle spannt sich das flache Dach, das ebenfalls zur hervorragenden Aerodynamik des neuen Ford GT beiträgt.
Der Clou: Der neue Ford GT besitzt sogar in der Serienversion Luftleitelemente, die sich adaptiv auf die Fahrsituation einstellen. Der hierdurch generierte variable Anpressdruck ermöglicht insbesondere bei höheren Geschwindigkeiten eine extrem hohe Fahrstabilität und kombiniert diese mit einem optimierten Luftwiderstandsbeiwert.
Preis der Serienversion des Ford GT
Das alles hat seinen Preis. Der US-Amerikaner Dave Pericak, Direktor von Ford Performance, gab im März 2015 in Genf an, dass sich der Verkaufspreis der Straßenversion des Ford GT am Lamborghini Aventador LP 700-4 orientieren wird, der in den USA ab 397.500 US-Dollar und in Europa ab mindestens 312.970 Euro erhältlich ist. Nur 250 Exemplare des Ford GT sollen pro Jahr entstehen - und das nur über wenige Jahre, damit die Gesamtproduktion unter 1.000 Einheiten bleibt.