Der neue Ford GT wird begehrenswerter denn je: 2017 kommen die ersten Exemplare des über 600 PS starken Supersportwagens nach Deutschland. Die Auflage ist dazu extrem limitiert: Nur 250 Ford GT wollen die Macher pro Jahr für den weltweiten Markt produzieren - und das lediglich über wenige Jahre, um die Exklusivität zu wahren. Ist bereits die Außenhülle bekannt, gibt sich Ford über Details noch verschlossen. Wir konnten allerdings Dave Pericak, dem Direktor von Ford Performance, weitere spannende Informationen über das heiße Super Car mit der bedingungslosen Performance entlocken.
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Rekordzeit - mit dem Sitz begann alles
Die Entwicklung des neuen Ford GT begann erst im Oktober 2015. In dieser Rekordzeit stellten genau 12 auserkorene Ford-Mitarbeiter vom Entwickler und Aerodynamiker bis zum Designer unter strengster Geheimhaltung den neuen Supersportwagen tief in den Katakomben des Ford Design-Zentrums im US-amerikanischen Dearborn auf die Räder. Es ist ein Keller, in dem sich sonst niemand verirrt, gesichert durch eine mächtige Stahltür, für die nur diese 12 Personen einen Schlüssel besaßen. Die Überraschung war perfekt als Ford im Januar 2015 den neuen GT als Prototypen auf der Detroit Auto Show enthüllte.
An der Serienversion erfolgt derzeit vor dem Verkaufsstart in wenigen Monaten noch der Feinschliff. Der ultimative Härtetest für die Technik folgt im Juni 2016: Die Rennversion des neuen Ford GT startet beim legendären 24-Stunden-Rennen von Le Mans - genau 50 Jahre nach dem historischen Dreifachsieg des alten Ford GT 40.
Interessant ist die Tatsache, dass der Mittelmotor-Supersportwagen um den Fahrersitz herum entwickelt wurde. Die Sitze sind fest im Auto eingebaut, während sich die Lehnen lediglich um 10 Grad verstellen lassen. Damit der Fahrer eine optimale Sitzposition findet, kann dieser das Lenkrad und die Pedalerie verschieben und genau auf seine Größe anpassen.
V6-Biturbo-Power mit über 600 PS - Kommt der V8-Motor trotzdem?
Eine gläserne Abdeckung gibt anmutig den Blick auf die Antriebseinheit preis: ein 3,5 Liter großes EcoBoost-V6-Biturbo-Triebwerk. Zahlreiche Autoenthusiasten waren enttäuscht, dass der neue Ford GT nur einen hochgezüchteten V6-Biturbo-Motor erhält. Die Gründe sind schnell erläutert: Der Ford GT wird in Le Mans in der „LMGTE Pro“-Klasse für seriennahe Sportwagen antreten und muss die Auflagen der Veranstalter für das Rennen erfüllen. In dieser Klasse dürfen Saugmotoren maximal 5,5 Liter Hubraum aufweisen und Turbo-Motoren nur 4,0 Liter.
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Ein Sauger bietet zweifellos eine wunderbar lineare Kraftentfaltung und dazu noch Kraftreserven im hohen Drehzahlbereich. Aber der Turbo-Motor von Ford ist deutlich leichter als ein großer V8-Sauger und dürfte aus dem Drehzahlkeller stärker beschleunigen, was sich beispielsweise beim Kurvenausgang bemerkbar macht. Dazu kommt eine bessere Elastizität.
Das V6-Biturbo-Triebwerk ist bereits in Rennen erprobt: Sein Debüt feierte der Motor erstmals in der „Tudor United SportsCar Championship 2014“. Seitdem gewann Ford zusammen mit dem Rennstall von CGRFS bedeutende Langstreckenrennen wie die 12 Stunden von Sebring und die 24 Stunden in Daytona. Neben den großen Sportwagen-Erfolgen verbuchten die Ganassi-Teams wichtige Siege bei den NASCAR-Klassikern Daytona 500 und Brickyard 400 sowie dem IndyCar-Highlight Indianapolis 500.
Dennoch muss die Frage gestellt werden: Der Motorraum ist großzügig gestaltet. Wird ein V8-Aggregat später Einzug beim Ford GT halten? Klarer kann das Nein von Dave Pericak nicht sein - die Hoffnungen sind begraben. Allerdings wird das 3,5 Liter große Sechszylinder-Biturbo-Triebwerk über 600 PS generieren und stellt damit das bisher stärkste EcoBoost-Serienaggregat überhaupt dar. Die Kraftübertragung an die Hinterräder übernimmt ein 7-Gang-PowerShift-Doppelkupplungsgetriebe, das nahezu verzögerungsfreie Schaltvorgänge bieten soll. Weitere Daten gab Ford bis dato noch nicht bekannt. Es wird gemunkelt, dass der Spurt von 0 auf 100 km/h in unter drei Sekunden erfolgen soll.
Alles für die Speed: So wird jeder noch schneller mit dem Ford GT
Rennsport-Technologie gelangt beim verstellbaren Fahrwerk zum Einsatz. Der Ford GT besitzt unter anderem Pushrod-Aufhängungen mit Schubstreben und aktivem Stabilisator, die sich in der Höhe adaptieren lassen. Hinter den mehrteiligen 20-Zoll-Leichtmetallrädern verrichten Carbon-Keramik-Bremsen von Brembo ihren Dienst.
Stolz ist Dave Pericak auf die Fahrmodi, die denen des neuen Ford Focus RS ähneln sollen und beim Ford GT darauf ausgerichtet sind, das Auto so zu optimieren, dass die Fahrer im Kurvengeläuf noch schneller werden. Gute Fahrer sollen spüren, wie sie noch besser werden und unerfahrene Piloten, wie ihnen das Auto Sicherheit gibt und sie mit einer Speed auf der Rennstrecke unterwegs sind, die sie vorher nicht für möglich gehalten haben. Hier steigert die Elektronik den Fahrspaß immens.
Runter mit den Kilos - dafür setzt Ford sogar auf King Kong
Die Begeisterung von Dave Pericak steigert sich, als er von dem Gesamtpaket aus starkem Antrieb, niedrigem Gewicht und der ausgewogenen Balance des Ford GT spricht, der sich sehr intuitiv fahren lassen soll - all das leider ohne die Nennung von Details wie zum Beispiel das Fahrzeuggewicht. Der Ford GT soll allerdings eines der besten Leistungsgewichte im Segment besitzen. Wären es rund 2,0 kg/PS, würde der Ford GT unter 1.200 Kilogramm wiegen und damit zu einer echten Waffe avancieren.
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Hochmoderne, besonders leichte Verbundwerkstoffe kommen zum Einsatz. So besteht zum Beispiel die Sicherheitszelle ebenso wie die Karosserie aus Carbon, während die Macher die vorderen und hinteren Rahmenstrukturen aus Aluminium fertigen. Das Ergebnis: eine atemberaubende Beschleunigung und ein präzises Handling.
Der neue Ford GT ist so extrem auf ein geringes Gewicht ausgerichtet, dass Ford bei den Scheiben auf Gorilla-Glas setzt, das wir von Smartphones kennen und Dave Pericak gerne „King Kong“-Glas nennt. Eine herkömmliche Windschutzscheibe besteht aus zwei laminierten Glas-Schichten. Gorilla-Glas ist dagegen mehrschichtig - bestehend aus einer widerstandsfähigen äußeren Schicht, einer Schall absorbierenden Zwischenschicht und einer weiteren stabilisierenden Innenschicht.
Dennoch ist das Gorilla-Glas für den neuen Ford GT nur zwischen drei und vier Millimeter dick, vergleichbares konventionelles Verbundglas dagegen zwischen vier und sechs Millimeter. Unter dem Strich heißt das: Die Gorilla-Glas-Frontscheibe und die Gorilla-Glas-Motorraum-Abdeckung des neuen Ford GT sind trotz der verschiedenen Glas-Schichten zwischen 25 und 50 Prozent dünner - und damit ca. 5,4 Kilogramm leichter - als vergleichbare Produkte aus konventionellem Glas.
Hinzu kommen bei Gorilla-Glas die Vorteile der sehr hohen Kratz- und Bruchfestigkeit. Dieses Glas hält viel aus, bleibt im Normalfall kratzerfrei und soll Schäden durch Steinschlag deutlich reduzieren. Beim Ford GT fertigen die Macher die Frontscheibe und die gläserne Motorraum-Abdeckung im Heck des neuen Supersportwagens aus Gorilla-Glas.
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Luftleitelemente passen sich der Fahrsituation automatisch an
Wer vor dem Ford GT steht, sieht einen scharfen Supersportwagen und denkt, dass die Designer stark auf die Optik setzten. Doch es ist andersherum: Ford kreierte ein funktionelles Auto, bei dem jede Kante und jede Linie eine Funktion besitzen, so dass ein schönes Biest entstand.
Riesige Lufteinlässe an der Front und der Seite weisen bereits auf das gewaltige Leistungspotential hin, während schnittige Luftleitelemente aus Carbon der Aerodynamik dienen und den Look zusätzlich schärfen. Das Heck besticht durch einen mächtigen Carbon-Diffusor, einen ausfahrbaren Heckflügel, zwei runde, an Triebwerke erinnernde Heckleuchten und zwei riesige, mittig und weit oben angebrachte Auspuffendrohre. Über die Fahrerzelle spannt sich das flache Dach, das ebenfalls zur hervorragenden Aerodynamik des neuen Ford GT beiträgt.
Der Clou: Der neue Ford GT besitzt sogar in der Serienversion Luftleitelemente, die sich adaptiv auf die Fahrsituation einstellen. Der hierdurch generierte variable Anpressdruck ermöglicht insbesondere bei höheren Geschwindigkeiten eine extrem hohe Fahrstabilität und kombiniert diese mit einem optimierten Luftwiderstandsbeiwert. Der Ford GT senkt sich sogar im „Auto“-Mode situationsabhängig und bei Bedarf auch manuell um bis zu fünf Zentimeter ab.
Preis der Serienversion des Ford GT
Das alles hat seinen Preis. Dave Pericak sagt, dass sich der Verkaufspreis der Straßenversion des Ford GT am Lamborghini Aventador LP 700-4 orientieren wird, der in den USA ab 397.500 US-Dollar und in Europa ab mindestens 312.970 Euro erhältlich ist. Ford schaffte es erneut, eine Supersportwagen-Ikone zu schaffen, die bereits jetzt die Autoenthusiasten weltweit in den Bann zieht. Auf der Straße wird der neue Ford GT künftig aufgrund der streng limitierten Auflage nur ein seltener, aber mitreißender Anblick sein.