Ford GT: Höllenreiter fahren Ferrari in Le Mans nieder

, 22.06.2016


Kaltschnäuzig war die Ankündigung und erbarmungslos das Duell: 1966, vor genau 50 Jahren, holte Ford mit dem Ford GT40 einen beeindruckenden Dreifachsieg beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans im Gesamtklassement. Ford brach damit die Vorherrschaft von Ferrari und gewann vier Jahre lang das berühmte Rennen. 50 Jahre später kehrte Ford nach einer langen Abstinenz nach Le Mans zurück: Der Kampf mit Ferrari konnte nicht gnadenloser sein und eine weitere Sensation sollte folgen.

Nur 395 Tage bis zum Le Mans-Sieg

 

Ford verkündete selbstbewusst bereits Monate vor den 24 Stunden von Le Mans, das berühmte Rennen zu gewinnen. Das machen viele Hersteller und Teams, aber nur wenige setzen das in die Tat um. Allerdings meinte es Ford bitternst und reiste mit dem Familien-Clan, bestehend aus 30 bis 40 Personen, nach Le Mans.

Nur 395 Tage vor dem Sieg beim berühmten Langstrecken-Klassiker erlebte die Rennversion des neuen Supersportwagens Ford GT ihr erstes Rollout - es war am 20. Mai 2015 auf dem Calabogie Motorsports Park in Canada. In einem beispiellosen Kraftakt entwickelte das Team von Ford Chip Ganassi Racing das Fahrzeug in nur einem Jahr zum Rennwagen. Gleich mit vier Rennversionen reisten die US-Amerikaner nach Le Mans in Frankreich, um in der „LM GTE Pro“-Klasse anzutreten.

Die Rennwagen der „LM GTE Pro“-Klasse müssen auf dem Serienmodell eines Autos des aktuellen Jahres basieren. Zugelassen sind bei Saugmotoren bis zu 5,5 Liter große Triebwerke, bei Turbo- und Kompressor-Motoren bis zu 4,0 Liter Hubraum. Für den Antrieb des Ford GT in der Rennversion sorgt ein 3,5 Liter großer V6 mit zwei Turboladern, der über 500 PS leistet. Es wird gemunkelt dass es bereits in der Serienversion über 600 PS sind. Dazu kommt ein maximales Drehmoment von über 500 Nm. Das Trockengewicht liegt bei unter 1.310 Kilogramm. Genaue Angaben rückte Ford nicht heraus.

Go like hell! Da war er wieder - der unglaubliche Höllenritt!

 

„Go like hell!“ - diese Worte rief 1966 Bruce McLaren zu Chris Amon, als sie zu ihrem legendären Sieg mit dem Ford GT40 fuhren. Auch dieses Jahr legten die Fahrer von Ford einen Höllenritt hin: Über die gesamte Renndistanz lieferte sich der Ford GT mit der Startnummer 68 und den Fahrern Dirk Müller (Deutschland), Joey Hand (USA) und Sébastien Bourdais (Frankreich) einen packenden und jederzeit engen Zweikampf mit dem Ferrari 488 GTE von Risi Competizione (Startnummer 82), der von Giancarlo Fisichella (Italien), Matteo Malucelli (Italien) und Toni Vilander (Finnland) gefahren wurde.

Die rund 265.000 Zuschauer an der Strecke waren gefesselt. Ständig wechselte die Führung hin und her, beide Sieganwärter lagen 24 Stunden lang stets in Schlagdistanz zueinander. Nach 20 Rennstunden übernahm der Ford GT erneut die Spitze und verteidigte diese von da an bis ins Ziel. Ein Beleg für den elektrisierenden Rennverlauf: Allein Joey Hand überholte den Ferrari drei Mal und belebte damit die 50 Jahre alte Rivalität der GT-Legenden neu.

Am Ende belegte der siegreiche Ford GT nach 340 Runden nicht nur den ersten Platz in der „LM GTE Pro“-Klasse, sondern dazu einen hervorragenden 18. Platz im Gesamtklassement und ließ dabei sogar einige Sportwagen-Prototypen der LMP1- und LMP2-Klasse hinter sich. Eine besondere Bedeutung besitzt der Le Mans-Triumph für Sébastien Bourdais, der in Sichtweite der Kurve Tertre Rouge geboren wurde.

Den dritten und den vierten Platz in der „LM GTE Pro“-Klasse holten sich weitere Ford GTE. Das Siegerpodium ergänzten Ryan Briscoe (Australien), Richard Westbrook (Großbritannien) und Scott Dixon (Neuseeland) mit der Startnummer 69 und ebenfalls 340 Runden. Auf dem vierten Platz folgte der Ford GT mit der Nummer 66 und den Piloten Stefan Mücke (Deutschland), Olivier Pla (Frankreich) und Billy Johnson (USA) mit 339 Runden. Wäre der Ferrari auf Platz 2 nicht dazwischen, hätte Ford sogar die Geschichte wiederholen können. Die Teams von Aston Martin, Porsche und Corvette landeten alle hinter dem Ford GT.

Der vierte Ford GT (Startnummer 67) mit den britischen Fahrern Andy Priaulx, Marino Franchitti und Harry Tincknell litt zu Beginn des Rennens unter einem Getriebeproblem. Für das britische Trio standen alle 24 Stunden deshalb im Zeichen einer Aufholjagd, die letztlich mit Platz neun belohnt wurde.

Das ist die eigentliche Sensation

 

Doch die eigentliche Sensation bestand darin, dass alle Ford GT das strapaziöse 24-Stunden-Rennen erfolgreich beendeten. Der neue Ford GT erfuhr einen Renneinsatz, wie er härter nicht hätte sein könnte, eine Belastung von Mensch und Maschine. Der 3,5 Liter große V6-EcoBoost mit über 500 PS hielt und zeigte seine Zuverlässigkeit.

Am Ende flossen vor Freude die Tränen und Ford-Boss Bill Ford, der ebenfalls mit auf das Siegerpodest kam, streckte stolz seine Arme in die Luft. Auch danach war Bill Ford in der Öffentlichkeit so locker wie selten zuvor. Er spritzte in der VIP-Hospitality ausgelassen Champagner in die Menge. Der Unternehmensboss durfte zu Recht ausgelassen den großen Sieg genießen - wie wir alle es bei solch einem Triumph machen würden. Hier dürfte kein Controller wagen, das Engagement von Ford in Le Mans zu beenden.

Durch seinen 175. Sieg ist Chip Ganassi nun der einzige Teambesitzer, der die 500 Meilen von Indianapolis 500, das Daytona 500, das Brickyard 400, die 24 Stunden von Daytona, die 12 Stunden von Sebring und die 24 Stunden von Le Mans gewinnen konnte.

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26.06.2016

Ford wurde von der BoP klar bevorzugt


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