Dramatik pur bei einem heißen Rennen: Bis fast zum Ende sah es so aus, dass der „Iceman“ Kimi Räikkönen den Großen Preis von Europa auf dem Nürburgring bei sommerlichen Temperaturen gewinnen würde. Doch dann brach ausgerechnet in der letzten Runde am McLaren-Mercedes von Räikkönen die Vorderradaufhängung; ausgelöst durch einen Bremsplatten, den sich der Finne zuvor bei einem missglückten Bremsmanöver einfing und er fortan mit starken Vibrationen kämpften musste. Nutznießer war der Spanier Fernando Alonso (Renault), der somit als Erster die Ziellinie überqueren und seine WM-Führung mit 32 Punkten Vorsprung auf seine Verfolger Räikkönen und Trulli (Toyota) deutlich ausbauen konnte.
© Foto: Speed Heads
Nick Heidfeld (BMW-Williams), der momentan beste deutsche Formel-1-Pilot, fuhr zum zweiten Mal in acht Tagen Platz zwei ein. Wie beim Grand Prix von Monaco kam Heidfeld nach einem fehlerfreien Rennen auch beim Großen Preis von Europa als Zweiter ins Ziel. Am Samstag fuhr „Quick Nick“ erstmals in seiner F1-Karriere auf die Pole-Position. Mit einem leichten Boliden ergatterte sich Heidfeld die Pole-Position, musste aber im Rennen einen Tankstop mehr einlegen als seine direkten Konkurrenten und verlor damit seine Chance auf den Sieg des Rennens.
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Bei Ferrari nahm man sich nach dem bisherigen Saisonverlauf, geprägt durch Pleiten, Pech und Pannen, wieder mehr vor. Für einen kleinen Lichtblick bei der Scuderia sorgte der Brasilianer Rubens Barrichello mit einem dritten Platz auf dem Nürburgring. Sein Team-Kollege Michael Schumacher wurde gleich zu Beginn des Rennens durch zwei unverschuldete Kollisionen ausgebremst und fiel auf Platz 14 zurück. Mark Webber (BMW-Williams) kollidierte in der ersten Kurv mit Juan Pablo Montoya (McLaren-Mercedes) und sorgte damit für ein kleines Durcheinander. Michael Schumacher kämpfte sich im weiteren Verlauf des Rennens nach vorn und belegte hinter David Coulthard (Red Bull) den fünften Platz.
Trifft es einen Renault, ist meist Giancarlo Fisichella vom Pech verfolgt. Das Auto von „Fisico“ verweigerte in der Startaufstellung zunächst den Dienst und der Römer musste dem Feld aus der Boxengasse hinterherhetzen. Trotz dieses Handicaps eroberte der unermüdlich kämpfende Italiener mit Platz sechs dennoch drei wichtige WM-Zähler. Die letzten Punkte ergatterten Juan Pablo Montoya (McLaren-Mercedes) und Jarno Trulli (Toyota). Ralf Schumacher, ebenfalls im Toyota unterwegs, beendete sein Rennen nach einem Fahrfehler in der 34. Runde.
In der Konstrukteurswertung behauptet Renault nach dem Grand Prix von Europa mit 76 Zählern schon 23 Punkte Vorsprung auf McLaren-Mercedes.
Wetter: trocken, sonnig, 24°C Luft, 40-42°C Asphalt
Die Ergebnisse des GP von Europa auf dem Nürburgring:
1. Fernando Alonso (Renault) in 1:31:46,648 Stunden
2. Nick Heidfeld (BMW Williams) + 16,567 Sekunden
3. Rubens Barrichello (Ferrari) + 18,549 Sekunden
4. David Coulthard (Red Bull-Cosworth) + 31,588 Sekunden
5. Michael Schumacher (Ferrari) + 50,445 Sekunden
6. Giancarlo Fisichella (Renault) + 51,932 Sekunden
7. Juan Pablo Montoya (McLaren Mercedes) + 58,173 Sekunden
8. Jarno Trulli (Toyota) + 71,091 Sekunden
9. Vitantonio Liuzzi (Reb Bull-Cosworth) + 71,529 Sekunden
10. Jenson Button (BAR-Honda) + 95,786 Sekunden
11. Takuma Sato (BAR-Honda) 1 Runde zurück
12. Jacques Villeneuve (Sauber Petronas) 1 Runde zurück
13. Felipe Massa (Sauber Petronas) 1 Runde zurück
14. Tiago Monteiro (Jordan Toyota) 1 Runde zurück
15. Narain Karthikeyan (Jordan Toyota) 1 Runde zurück
16. Christijan Albers (Minardi Cosworth) 2 Runden zurück
17. Patrick Friesacher (Minardi Cosworth) 3 Runden zurück
Ausgeschieden:
Mark Webber (BMW Williams) in Runde 1
Ralf Schumacher (Toyota) in Runde 34
Kimi Räikkönen (McLaren Mercedes) in Runde 59
Aktuelle Fahrerwertung nach dem 7. WM-Lauf:*
1. Fernando Alonso (Spanien) mit 59 Punkten
2. Kimi Räikkönen (Finnland) mit 27 Punkten
3. Jarno Trulli (Italien) mit 27 Punkten
4. Nick Heidfeld (Deutschland) mit 25 Punkten
5. Mark Webber (Australien) mit 18 Punkten
6. Giancarlo Fisichella (Italien) mit 17 Punkten
7. Ralf Schumacher (Deutschland) mit 17 Punkten
8. Michael Schumacher (Deutschland) mit 16 Punkten
9. Juan Pablo Montoya (Kolumbien) mit 16 Punkten
10. Rubens Barrichello (Brasilien) mit 15 Punkten
11. David Coulthard (Schottland) mit 15 Punkten
12. Alexander Wurz (Österreich) mit 6 Punkten
13. Jacques Villeneuve (Kanada) mit 5 Punkten
14. Pedro de la Rosa (Spanien) mit 4 Punkten
15. Christian Klien (Österreich) mit 3 Punkten
16. Felipe Massa (Brasilien) mit 2 Punkten
17. Vitantonio Liuzzi (Italien) mit 1 Punkt
[I]* Bei Punktgleichstand werden die Platzierungen der einzelnen WM-Läufe mit bewertet[/I]
Aktuelle Konstrukteurswertung nach dem 7. WM-Lauf:*
1. Renault mit 76 Punkten
2. McLaren Mercedes mit 53 Punkten
3. Toyota mit 44 Punkten
4. Williams BMW mit 43 Punkten
5. Ferrari mit 31 Punkten
6. Red Bull-Cosworth mit 19 Punkten
7. Sauber Petronas mit 7 Punkten
[I]* Bei Punktgleichstand werden die Platzierungen der einzelnen WM-Läufe mit bewertet[/I]
Hartge
29.05.2005
Für Mercedes natürlich ein ganz herber Dämpfer was den Kampf um die Weltmeisterschaft angeht. Was sich leider schon Runden zuvor ankündigte, wurde dann tatsächlich im letzten Umlauf bittere Gewißheit. Das Ganze wirft aber auch die Frage auf ob es denn nicht ein Widerspruch ist, einerseits die Wagen im Zuge der Sicherheitsmaßnahmen langsamer machen zu vollen (nächstes Jahr 2,4 l V8 Motoren, usw.), doch andererseits die Fahrer mit einem Satz Reifen das komplette Wochenende fahren zu lassen, bis sie ihnen schließlich um die Ohren fliegen. Sicher wird jeder mit den gleichen Gegebenheiten konfrontiert und muss sich auch dementsprechend darauf einstellen, aber es ist ja dieses Jahr nicht das erste Mal, dass so etwas vorkommt. Sehr erfreulich fand ich hingegen die erneut starke Leistung Heidfelds, mit der sich nun auch in der Gesamtwertung nach vorne schieben konnte. Schade ist es, auch für den neutralen Zuschauer, dass nun punktemäßig so eine große Lücke zwischen Alonso und dem Rest dem Feld besteht.
offroader
29.05.2005
Kimi und Mercedes tun mir wirklich leid sie hatten den Sieg echt verdient!
///M Power
30.05.2005
Die Reifen-Reglementierung ist in meinen Augen die größte Fehlentscheidung in der F1-Geschichte. Den Teams, aber insbesondere den Fahrern solch ein hohes Risiko aufzubürden, sie sogar in Lebensgefahr zu bringen, grenzt an puren Wahnsinn. Man stelle sich einmal solch einen Aufhängungsbruch in der Eau Rouge mit weit über 300 km/h vor oder in Indianapolis. Die lächerliche und schon gar nicht nennenswerte Geldeinsparung der mitunter kostengünstigsten Teile eines F1-Boliden bewirkt anhand des Beispiels Räikkönen genau Gegenteiliges. Die Einsparung von vier lächerlichen Reifen ist in Anbetracht eines solchen Unfalles keineswegs zu rechtfertigen. Der Wiederaufbau des Boliden macht jegliche, von den Delegierten gewünschte Geldeinsparung mit einem Schlag zunichte. Aber anscheinend verstehen sie das immer noch nicht. Ein Glück, dass wenigstens einer in der Formel 1 genau weiß, wo der Sündenbock sitzt und überhaupt nicht gut auf selbigen zu sprechen ist: Ron Dennis :bigpray: :bigpray: Zum sonstigen Rennverlauf gibt es nicht viel zu sagen. Der Ausfall Räikkönens in der letzten Runde bescherte mir beinahe einen Herzstillstand - wie schon damals bei Häkkinen, der ebenfalls einmal in der letzten Rund ausfiel. Heidfeld ist in meinen Augen der wahre Held des Tages, sogar des ganzen Wochenendes. Einfach unbeschreiblich seine derzeitige Performance. Alonsos Glück haben wir es zu verdanken, dass er sich nun schon fast uneinholbar abgesetzt hat, obschon noch zahlreiche Rennen anstehen. Aber ein Ausfall der Renault ist genauso realistisch, wie wenn Barrichello nun durch seinen dritten Platz die Nummer 1 bei Ferrari wird.
///M Power
30.05.2005
Aus dem McLaren-Lager gibt es Neuigkeiten bezüglich der Reifen-Reglementierung. Nicht Ron Dennis, sondern der McLaren Chef Martin Whitmarsh äusserte sich hierzu. [URL=http://www.auto-motor-sport.de/d/83761]Mehr dazu hier[/URL] Auch BMW sieht eine Regeländerung als zwingend erforderlich an.
McLaren
01.06.2005
Als McLaren Fan konnte ich erst mal nur traurig sein am Sonntag. Meine Meinung zum Reifen Problem: Wer is auf die Scheiß idee gekommen um Geld zu sparen an mehreren Tagen gleiche Reifen zu fahren?:doof: Du sparst mit der Reglung 100.000€ und das wars dafür passieren solche Unfälle. Diese Leute müsste man......? :boing: [I]Sebastian[/I]
///M Power
03.06.2005
Sehe ich genauso. Allerdings muss selbst ich gestehen, dass ein Teil der Schuld auch bei McLaren liegt. Wer Ron Dennis kennt, weiß, dass für ihn kein dritter Platz (den Kimi nach einem Boxenstopp kurz vor Ende sicherlich noch erreicht hätte) sondern nur ein Sieg zählt. Sie hätten Kimi in die Box holen können, ja eigentlich sogar müssen, da sich der Aufhängungsbruch schon mindestens 10 Runden vor Schluß ankündigte. Das Team hat gepokert und leider verloren. Aber auch wenn McLaren den Reifen so kurz vor Schluß noch gewechselt hätte, wäre es fraglich gewesen, ob die Kommissare dies nicht als Regelverstoß angesehen hätten, da ja bekanntlich ein Reifen nur dann gewechselt werden darf, wenn er Schrott ist. Ob der Reifen von Kimi zu diesem Zeitpunkt diesen Kriterien entsprach, bleibt fraglich und wir werden es wahrscheinlich auch nie herausfinden. Dieser Sachverhalt war anscheinend auch dem Team von Mercedes geläufig. Und um nicht nach dem erfolgtem Boxenstopp mit 0 Punkten nach Hause zu fahren, setzten sie eben alles auf eine Karte.