General Motors: Der Neubeginn durch die Insolvenz

, 02.06.2009

General Motors (GM), der einst weltgrößte Automobilhersteller, geht in die Insolvenz und reichte am 1. Juni 2009 unter Federführung des U.S. Regierung Anträge unter Chapter 11 des US-Insolvenzgesetzes beim Insolvenzgericht für den Southern District of New York ein. Ziel ist es, das Unternehmen als „New“ GM wieder solide - ohne die Mehrzahl der Schulden - aufzubauen. Das Verfahren nach Chapter 11 stellt GM wirksame Mittel zum Schutz zur Verfügung, während GM die notwendigen Maßnahmen zum Übergang des Geschäftsbetriebes sowie zur Schaffung und Gründung einer „Neuen GM“ durchführt.


Die Geschäfte führt das GM-Management während des Sanierungsverfahrens weiter. Schon in 60 bis 90 Tagen soll die „Neue GM“ schlanker, stärker, profitabel, eigenständig und wettbewerbsfähig aufgestellt sein. Insgesamt 60,8 Prozent wird der US-Staat an der „Neuen GM“ halten und 11,7 Prozent die Regierung von Kanada und Ontario. Die Autogewerkschaft bekommt nach Zugeständnissen in Milliardenhöhe insgesamt 17,5 Prozent. Für die auf Milliarden US-Dollar verzichtenden Kreditgeber sind die verbleibenden 10 Prozent reserviert.

Auf insgesamt 54,4 Milliarden US-Dollar (derzeit grob 38,1 Milliarden Euro) soll der Schuldenberg von GM am Ende gewachsen sein. Hinzu kommen noch Zugeständnisse an die Autogewerkschaft in Höhe von ca. 20 Milliarden US-Dollar (etwa 14,1 Milliarden Euro). Die Schulden der „Neuen GM“ sollen durch das Insolvenzverfahren auf ca. 17 Milliarden US-Dollar (etwa 12 Milliarden Euro) sinken. Experten halten den Anteil an Schulden, den das neue Unternehmen mit auf den Weg bekommt, für finanzierbar.

Mit fast 20 Milliarden US-Dollar (rund 14,1 Milliarden Euro) unterstützte die US-Regierung bereits GM, jetzt sollen durch die Beteiligung an „New GM“ weitere 30 Milliarden US-Dollar (21,2 Milliarden Euro) folgen. Der kanadische Staat steuert weitere Finanzhilfen in Höhe von 9,5 Milliarden US-Dollar (6,7 Milliarden Euro) bei.

Rentabilität durch gestrafftes Modellprogramm

Die „Neue GM“ will sich auf die Kernmarken Chevrolet, Cadillac, Buick und GMC mit einem gestrafften Angebot konzentrieren. So wollen die Amerikaner versuchen, unter anderem Hummer und Saturn abzustoßen, während Pontiac wohl komplett aufgegeben wird.

Rentabel soll das Unternehmen bei jährlich 10 Millionen verkauften Fahrzeugen sein - im Vergleich zu den jährlich veräußerten 15 bis 17 Millionen Einheiten der Jahre 1995 bis 2007 sind die Ziele schon erkennbar geringer gesetzt. Im Rahmen der Umstrukturierung plant die „Neue GM“, von den 47 Werken insgesamt 14 bis 16 Fabriken zu schließen, in denen 21.000 Menschen beschäftigt sind.

GM Europe nicht von US-Verfahren betroffen

GM Europe gab nach dem Insolvenzantrag ihrer Mutter bekannt, dass sie ihren Geschäftsbetrieb wie gewohnt fortsetzt und nicht in das gerichtlich beaufsichtigte Verfahren einbezogen ist und dass die Zusage der deutschen Regierung für eine Brückenfinanzierung sowie ein Vorvertrag für eine Partnerschaft mit Magna vorliegen.

 

Auf Grundlage der Partnerschaft mit Magna, sicherte sich General Motors Europe die Zustimmung für eine Vereinbarung einer Brückenfinanzierung von 1,5 Milliarden Euro mit der deutschen Bundesregierung, wodurch ein ausreichender Zeitrahmen für den Abschluss einer Partnerschaftsvereinbarung gegeben ist. Mit dieser Finanzierung ist der europäische Geschäftsbetrieb von jeglichen finanziellen Auswirkungen, die sich aus der Lage von GM in den USA ergeben, abgeschirmt.


Gemäß der Vereinbarung, werden die Vermögensgegenstände von Opel/Vauxhall unter dem Dach der Adam Opel GmbH zusammengefasst, wobei die Mehrheit der Anteile an der Adam Opel GmbH in eine unabhängige Treuhandgesellschaft eingebracht wird - die übrigen Anteile verbleiben bei General Motors - während die abschließenden Verhandlungen mit Magna vorangehen. GM wird an Opel 35 Prozent halten.

Die Treuhandvereinbarung ist so gestaltet, dass sie während der Übergangszeit keinerlei Auswirkungen auf das Tagesgeschäft der europäischen Geschäftsbetriebe hat. Das gegenwärtige europäische Management-Team von GM führt die Geschäftsbetriebe fort. Es ist davon auszugehen, dass der Abschluss der Transaktion mit dem neuen Investor mehrere Wochen in Anspruch nimmt, obwohl kein fester Zeitplan vorliegt.

Aufstieg und Untergang des Auto-Riesen

Erst am 16. September 2008 feierte GM seinen 100. Geburtstag und blühte anfangs regelrecht auf. Jedes zweite zugelassene Auto in den USA der 1960er-Jahre stammte von GM. Doch dann kamen in den 1970er-Jahren die Japaner, die durch eine überzeugende Qualität zum günstigeren Preis zu überzeugen wussten und anfingen, am Kuchen zu knabbern.

In den Jahren des Erfolgs kamen die Arbeiterstreiks und GM machte große Zugeständnisse an die Gewerkschaften, wie zum Beispiel hohe Sozialleistungen, Familien- und Kindergeld, sogar Krankenversicherungen für alle Familienmitglieder. Die Arbeiter von GM wurden in den Mittelstand gehoben, doch als es GM schlechter ging, gab die Gewerkschaft die Vorzüge nicht mehr her und ließ GM auf einem immensen Kostenapparat sitzen.

Während GM noch lange auf bullige SUVs, Pickups und Geländewagen setzte, stieg die Nachfrage immer mehr nach Kleinwagen und effizienten Automobilen aus Asien und Europa - insbesondere als die Benzinpreise drastisch in die Höhe kletterten. Als GM umdachte und seine Ladenhüter bemerkte, war es schon zu spät.

7 Kommentare > Kommentar schreiben

02.06.2009

Ich finde es schrecklich wie dort miss management durch massiven Stellenabbau und Steuergelder ausgeglichen wird. Es wird Zeit persönliche Haftung für Top-Manager bei Misserfolg weltweit durchzusetzen. @ Autor: Du hast die Fakten ordentlich dargestellt, allerdings bei deiner abschliessenden Wertung die Gewerkschaft zu sehr in die Verantwortung genommen. Richtig war damals die Belegschaft mit Sozialleistungen auszustatten und sie somit am Erfolg des Unternehmens zu beteiligen. Jedoch ist die aktuelle Lage und der Weg dort hin mit Sicherheit nicht mit zu hohen Sozialleistungen zu begründen. Dieses Unnternehmen ist ein Spiegelbild für die ganze Arroganz einer sogenannten Elite eines Landes, dass sich über Jahrzehnte hinweg eine energiepolitische Sonderstellung erlaubt hat und somit künstlich die eigene Wirtschaft "gefördert" hat. Hätte GM mehr Geld in Entwicklung gesteckt ansatt die Manager immer fetter zu machen und sich ne vollkommen übertriebene Firmenzentrale zu leisten, dann hätten wir heuer nicht 20000 Menschen die mit Ihren Familien vor dem Abgrund stehen.

02.06.2009

[QUOTE=GTlove;64764]Du hast die Fakten ordentlich dargestellt, allerdings bei deiner abschliessenden Wertung die Gewerkschaft zu sehr in die Verantwortung genommen. Richtig war damals die Belegschaft mit Sozialleistungen auszustatten und sie somit am Erfolg des Unternehmens zu beteiligen. Jedoch ist die aktuelle Lage und der Weg dort hin mit Sicherheit nicht mit zu hohen Sozialleistungen zu begründen.[/QUOTE] Sicherlich spielten bei dem Niedergang diverse Faktoren eine Rolle. Die Gewerkschaften sollen in dem Artikel nicht der Hauptgrund sein, jedoch sehe ich diese geschilderte Problematik als eine Komponente von mehreren an. Wie Du Du geschrieben hast, zählen dazu eklatante Management-fehler etc.

02.06.2009

Ich denke die Politik hat auch ihren Teil dazu beigetragen. Beispielsweise Einfuhrzölle jenseits von Gut und Böse. Dort Autos zu verkaufen ist nur lukrativ mit einem Werk in den USA in dem ja dann amerikanische Staatsbürger arbeiten. Importieren ist imho ein Verlustgeschäft. Beispielsweise die unverständliche scharfen Abgasnormen für die Diesel, so dass es gar nicht möglich war einen großen Diesel dort zuzulassen der natürlich um Welten wirtschaftlicher ist als ein V8 und so GM und Konsorten schon früher in den Ruin getrieben hätte. Beispielsweise ihre teils seltsamen Chrash- und Sicherheitsvorschriften die ihre riesigen Karren besser da stehen lassen als sie wirklich sind. Das gepaart mit ner ordentlichen Portion Patriotismus, der dort ja ununterbrochen verbreitet wird und schon kann ja fast nix schief gehen. Aber eben nur fast. Da ist meiner Ansicht nach schon die schützende Hand über die eigene Automobilindustrie gehalten worden bis zum bitteren Ende. Und jetzt werden ihnen die Milliarden reingepumpt. Vielleicht das Gewissen.... :#

11.07.2009

Nach nur 40 Tagen wurde am 10. Juli 2009 das Insolvenzverfahren für General Motors (GM) abgeschlossen. Damit erlischt die alte GM-Firma. Die schnelle Abwicklung ermöglichten 50 Milliarden US-Dollar, welche die US-amerikanische Regierung in den Plan steckte. Die neue GM wird nur noch 48 Milliarden US-Dollar Schulden haben anstelle von 176 Milliarden US-Dollar. Die Zahl der Mitarbeiter sinkt von 91.000 auf 68.500, die Anzahl der Marken von acht auf vier, die Zahl der Händler von 5.900 auf 3.600. US-Präsident Barak Obama installierte Edward E. Whitacre Jr, einen ehemaligen Top-Manager von AT&T im Board des neuen Unternehmens. Er war von der Auto-Task-Force des Präsidenten vorgeschlagen worden und soll dem aktuellen GM-Management streng auf die Finger schauen. Eine erste Sitzung des neuen Boards ist für Anfang August 2009 geplant. Es hat den Anschein, dass der Aufsichtsrat bei der Besetzung des GM-Vorstands den Vorschlägen von Fritz Henderson folgen wird. Danach soll Bob Lutz (77) im Board für die Entwicklungsstrategie verantwortlich bleiben. Die US-Regierung, die nun 60 Prozent des neuen GM-Unternehmens besitzt, will noch in diesem Monat vier weitere Mitglieder für das 13-köpfige Board of Directors benennen. Ein weiteres Mitglied wird von der kanadischen Regierung benannt, die 12 Prozent an der neuen GM hält. Stephen Girsky wird die Auto-Gewerkschaft United Auto Workers (UAW) in diesem Geremium vertreten. UAW hält 17,5 Prozent an der neuen GM-Gesellschaft. Die neuen Mitglieder des Boards werden in aller Regel die Mitglieder ersetzen, die besonders eng mit dem alten GM-Chef Rick Wagoner zusammenarbeiteten. Sechs Mitglieder des alten Boards sollen auch im neuen an Bord blieben, darunter Neville Isdell, der ehemalige Coca Cola-Chef, Kent Kresa, ehemals Chef von Northrup Grumman, und der ehemalige Ernst & Young-Chef Phil Laskawky. Die vier Marken, die in der neuen GM-Company unterkommen, sind Chevrolet, Cadillac, Buick und GMC. Verkauft werden Hummer, Saturn, Saab und Pontiac. [SIZE="1"]Quelle: Auto-Reporter[/SIZE]

23.09.2009

2.400 entlassene Mitarbeiter wird General Motors (GM) in den USA wieder einstellen, um in drei Fabriken eine dritte Schicht fahren zu können. Das ist eine der Auswirkungen einer Umstrukturierung der Fertigung in den USA, bei der es auch darum geht, Kapazitäten für Klein- und Kompaktfahrzeuge zu schaffen. So wird das Werk in Orion im US-Bundesstaat Michigan seine Produktion im November 2009 einstellen, um sich auf die Herstellung kleinerer Fahrzeuge vorzubereiten, die ab 2011 in den Markt kommen sollen. Das Werk produzierte bislang den Chevrolet Malibu. Diese Produktion wandert ins Werk Fairfax, das heute ebenfalls den Malibu baut und außerdem die Modelle Buick LaCrosse und Saturn Aura. In Fairfax wird ab Januar 2010 eine dritte Schicht eingerichtet. Ebenfalls dritte Schichten wird es ab April 2010 in Ft. Wayne geben, in dem die schweren Pickups Chevrolet Silverado und GMC Sierra entstehen. Ft. Wayne wird die Produktion vom Werk in Pontiac übernehmen. Das Werk Lansing Delta Township wird den Chevrolet Traverse herstellen, der bisher in Springhill, im US-Bundesstaat Tennesee gebaut wurde. Die dritte Schicht in Lansing beginnt ebenfalls im April 2010. Das Werk Springhill bleibt auf „stand by“. [SIZE="1"]Quelle: Auto-Medienportal[/SIZE]

17.11.2009

Nach der Blitz-Insolvenz von GM, die am 8. Juli 2009 abgeschlossen war, legte das Unternehmen am 16.11.2009 erstmals vorläufige Zahl für das erste Teil-Quartal der „New GM“ vor. Danach erreichte der Umsatz bis einschließlich 8. Juli 2009 rund 1,6 Mrd. US-Dollar und vom 9. Juli bis 30. September 2009 noch einmal 26,4 Mrd. US-Dollar. Der Verlust (Earnings before Taxes) betrug im ersten Rumpf-Quartal der „New GM“ etwas mehr als 1 Mrd. US-Dollar. Die Kassen von GM sind nach dem Einstieg des Staates mit einem 72-Prozent-Anteil immer noch gut gefüllt. Die Vorläufigen Zahlen nennen 42,6 Mrd. US-Dollar als „Cash“ oder „Cash-Related Balance“. Der Marktanteil für GM im US-Markt blieb unverändert bei 19,5 Prozent, berichtete GM. Der Lagerbestand reduzierte sich in den USA um 158.000 Fahrzeuge auf 424.000. [SIZE="1"]Quelle: Auto-Medienportal[/SIZE]

28.03.2010

Der US-Autobauer General Motors (GM) kündigte am 25.03.2010 in Detroit an, man wolle die Kredite in Höhe von rund 8 Milliarden US-Dollar bis Juni 2010 zurückbezahlt haben. Das wäre fünf Jahre schneller als vorgesehen. Am 31. März 2010 zahlt GM zunächst eine weitere Milliarde US-Dollar an das US-Schatzministerium zurück. Die kanadische Regierung erhält eine Rate in Höhe von 192 Mio. US-Dollar. [SIZE="1"]Quelle: Auto-Medienportal[/SIZE]


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