Wie immer bietet der Automobilsalon in Genf Anregungen für eine Suche nach Form und Inhalten, die sich von dem industriellen Ansatz lösen, um den Auftraggebern aus der ganzen Welt die am besten geeigneten Projektlösungen zu präsentieren. In diesem Jahr setzte sich Italdesign Giugiaro mit einem Nischenthema auseinander: einem extremen, zweisitzigen Sportwagen mit Wasserstoffantrieb.
© Foto: Speed Heads
Der sogenannte Vad.Ho ist die Antwort Giugiaros auf die Notwendigkeit, alternative, umweltfreundliche Antriebssysteme zu fördern und neue Designmöglichkeiten zu untersuchen, die durch die flexiblere Anordnung von Motor, Mechanik und Elektronik entstehen. Das Akronym “VadHò “ bezieht sich sowohl auf das Industriegebiet Vadò von Moncalieri, in dem sich seit 1974 der Hauptgeschäftssitz von Italdesign Giugiaro befindet als auch auf den Wasserstoffantrieb des Fahrzeuges (vado a H = ich fahre mit H).
Da der Vad.Ho kein Lenkrad besitzt, werden die Funktionen des Piloten durch zwei in den Armlehnen der Sitzpedaleinheiten angeordnete Joysticks bestimmt, deren Apparatur sich einstellen und der Typologie des Fahrers anpassen lässt. Die elektronische Steuerung von Sitz, Armlehnen, Joysticks und Pedalen ist vom Chassis unabhängig und würde durch By-Wire-Impulse ohne kostenaufwendige Eingriffe die Umstellung zur Rechts-, Zentral- oder Linkssteuerung ermöglichen und dabei die Voraussetzung für eine Serienherstellung schaffen.
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BMW nahm den Giugiaro Vad.Ho positiv auf. So lieferten die Bayern als Antriebsaggregat den von Wasserstoff angetriebenen 12-Zylinder, der auch im BMW Hydrigen 7 zum Einsatz kommt. Die Kraftübertagung erfolgt beim Giugiaro Vad.Ho an die Hinterräder. Geschaltet wird über das sequentielle 7-Gang-SMG-Getriebe.
Das aerodynamisch ausgefeilte Package
Die Ambitionen hinsichtlich Sportlichkeit und Renntüchtigkeit dieses Projektes erforderten einen keilförmigen Verlauf und die Anwendung von weichen, harmonischen Linien im Einklang mit jenen Parametern für Ausgewogenheit und Eleganz, welche das Design von Giugiaro kennzeichnen. Der Designer beabsichtigte für ein unzweifelhaft auf die Inhalte ausgerichtetes Projekt keine zu ausgeprägten Stilelemente einzuführen. Der Vad.Ho erfüllt die internationalen Zulassungsnormen, einschließlich der Richtlinie zum Fußgängerschutz.
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Das 1.150 kg leichte Fahrzeug von Giugiaro weist ähnliche Maße wie der Ferrari Maranello auf, ein kompakter Zweisitzer mit analogen Leistungen: er ist 4,55 Meter lang, 1,98 Meter breit und wie der Enzo 1,15 Meter hoch. Natürlich sind hier die Voraussetzungen für die Windschlüpfigkeit durch die Verringerung der Frontpartie besser; denn die Windschutzscheibe bzw. Kuppel beeinflusst nur eine Hälfte des Sportwagens.
Die Frontpartie weist eine angeschraubte Stoßfängereinheit mit großen Lufteinlässen auf. Im tiefer liegenden Bereich der Motorhaube zeigt sich ein verstellbarer Spoiler, der zwischen den scharfwinkligen Kämmen der Kotflügel integriert wurde, welche einen pagodenförmigen Abschnitt bestimmen und dann in der Seitenwand ihre Fortsetzung finden.
In einer tropfenförmigen Vertiefung, die vom Stoßfänger ausgeht, befinden sich die Leuchteinheiten mit Stand- sowie Blinkleuchten. An der Spitze befinden sich ferner eine Kamera und eine Öffnung zur Belüftung des Innenraums. Den Scheibenwischer für die Kuppel versenkte Giugiaro im unteren Rand der Frontscheibe. Bei der Seitenansicht ist das Profil des Kotflügelkamms gewunden und im mittleren Bereich niedriger. Und gerade die Zenitansicht bestätigt die Absicht des Designers, den Bug aggressiver und das Heck sanfter zu gestalten.
Der mittlere Körper des Giugiaro Vad.Ho nutzt die ganze Originalität der asymmetrischen Lösung des Cockpits. Im niedrigeren Bereich, der den Motor aufnimmt, sind die Verkleidungen des Ansaugkrümmers, des Filters und der Elektronik sichtbar. Die Kofferraumkapazität mit 550 Litern erweist sich für einen Sportwagen als beeindruckend.
Den Kontakt zur Straße stellen 20 Zoll große Leichtmetallfelgen von OZ Racing mit Reifen im Format 275/35 vorne und 315/35 hinten her. Den Vortrieb zügelt derweil eine Hochleistungsbremsanlage von Brembo; vorne 380x34 Millimeter große Scheibenbremsen mit 8-Kolben-Bremssätteln und hinten Pendants in der Dimension 355 x 32 Millimeter mit 4-Kolben-Bremssätteln.
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Der Innenraum unter der Kuppel
Das Modell offenbart alle seine Ambitionen beim ersten Anblick: links erhebt sich eine cockpitförmige Kuppel in Längsrichtung aus Polycarbonat, während auf der rechten Seite in der Mitte der Motor und die Vorrichtungen für den Wasserstoffantrieb untergebracht wurden. Die beiden Argonauten sitzen in einer komfortablen Zelle hintereinander im Rumpf.
In den am Fahrersitz befestigten Armlehnen befinden sich zwei Joysticks; die linke Armlehne lässt sich hochklappen, um den Zustieg zum Fahrzeug zu erleichtern. Designer und Techniker sind der Ansicht, dass diese Lösung die Lenkvorgänge und die Betätigung aller Bedienelemente am Joystick - jene für die Fahrt und jene für die einzelnen sekundären Vorrichtungen für Unterhaltung und Optionen - sehr ergonomisch, stabil und präzise macht.
Um die Lenkmanöver in der Kurve zu erleichtern und keine Überanstrengung oder zu starke Drehungen der Handgelenke hervorzurufen, konzipierte man die Stangen des Griffs mit zwei Greifpunkten, welche die Bewegung unterstützen. Der Joystick bewegt sich entlang der Armlehne nach vorne oder hinten, um sich der Morphologie des Fahrers anzupassen. Gleiches gilt bei der unten durch Scharniere befestigten Pedalgruppe, die sich in Bezug auf den am Fahrzeugboden befestigten Sitz verschiebt.
Die Armatureneinheit stellt sich als flugzeugähnliche Anzeigekonsole mit Flüssigkristalldisplay dar. Die Digitalinstrumente mit den Fahrdaten befinden sich in mittlerer Position unter den Bildschirmen des Rückspiegels und des Navigationssystems. Um dem Fahrer eine optimale Sicht nach außen zu ermöglichen, ist die von den Instrumenten eingenommene Oberfläche sehr gering
Auch dem Fondpassagier sind die Informationsdaten des Armaturenbretts über einen Joystick und zwei in der Rückenlehne des Fahrersitzes eingebaute Monitore zugänglich. Die von Kameras aufgenommenen Gesichter des Fahrers und Beifahrers lassen sich auf die jeweiligen Bildschirm übertragen, um die Interaktion mitreißender zu gestalten.
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Dank der im Bereich der Vorderscheinwerfergruppe angeordneten Kameras kann der Fahrer zusätzlich zum Radar für die Parkmanöver auch die Wirkungen der Infrarotstrahlen für das Nachtfahren und der interaktiven Lenksysteme zwischen dem Fahrzeug und den Straßeninfrastrukturen auf den Bildschirmen feststellen.
Für den Zustieg zum Innenraum werden die zwei fest an der Längsstruktur mit Scharnieren verbundenen Teile (Tür und Kuppel) wie ein Möwenflügel nach oben bewegt. Das Platzangebot für Fahrer und Beifahrer. Der Fondpassagier kann seine Beine vollständig ausstrecken und seine ideale Position mit Hilfe der seitlich des Vordersitzes vorhandenen einstellbaren Fußstützen finden. Auch die mit Vierpunktsicherheitsgurten ausgestatteten Sitze verfügen über zahlreiche Einstellungsmöglichkeiten. Die für den Innenraum gewählten Verkleidungsmaterialien in Metallic-Mattgrau, das silberfarbene Leder der Sitze als auch die synthetischen Einsätze, sind phosphoreszierend.
Der Insassenschutz im Falle eines Aufpralls oder eines Überrollunfalls wird durch die Strukturverstärkungen in der Seitenwand, den Stahlbogen des Überrollbügels, auf dem die beiden Kuppelhälften aufliegen, und durch die Auslösung der Airbags garantiert, die man am Fuße des Cockpits unterbrachte. Die Zelle ist darüber hinaus mit Airbags in Schirmform ausgestattet, die sowohl den Fahrer als auch den Beifahrer umgeben.