DaimlerChrysler gab heute bekannt, dass die Investorengesellschaft Cerberus gegen eine Einlage von 7,4 Milliarden US-Dollar bzw. 5,5 Milliarden Euro genau 80,1 Prozent an der zukünftigen Chrysler Holding LLC übernehmen wird, an der die neue, noch zu gründende Daimler AG zukünftig mit 19,9 Prozent beteiligt ist. Die Chrysler Holding hält jeweils 100 Prozent der neuen Chrysler Corporation, die das Finanzgeschäft für die Marken Chrysler, Jeep und Dodge betreibt. Die Übertragung soll zum dritten Quartal 2007 erfolgen.
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Der Vorstandsvorsitzende Dr. Dieter Zetsche teilte mit, dass die jetzige Organisation nicht den optimalen Rahmen bietet, um die defizitäre US-Tochter Chrysler langfristig wettbewerbsfähig zu machen. Dazu kommt, dass die Synergien zwischen Mercedes und Chrysler ausgeschöpft sind. Und nicht zuletzt bedeuten die starke Volatilität und der Preisdruck im nordamerikanischen Kernmarkt der Chrysler Group für DaimlerChrysler insgesamt zunehmend einen Abschlag bei Profitabilität und Aktienkursentwicklung.
Das Industriegeschäft wird komplett schuldenfrei übertragen. Damit verfügt die Chrysler Group über eine gute Startposition. Zum anderen war es für die DaimlerChrysler AG entscheidend, dass die finanziellen Verpflichtungen für Pensionen und Gesundheitsfürsorge bei den Chrysler-Unternehmen verbleiben.
Fortsetzung der Zusammenarbeit
Als Geschäftspartner wollen Daimler und Chrysler ihre Zusammenarbeit fortsetzen, wie z. B. bei der Entwicklung von konventionellen und alternativen Antrieben, im Einkauf sowie in der regionalen Zusammenarbeit sowie im Vertrieb und einem gemeinsamen Logistik-Konzept. Um die Projekte zu koordinieren, wird das „Joint Automotive Council“ gegründet, in dem Vertreter beider Seiten integriert sind.
Den Vorstand der neuen Daimler AG will man von derzeit neun auf sechs Mitglieder verkleinern. Tom LaSorda, Eric Ridenour und Tom Sidlik werden den Vorstand verlassen. In der neuen Daimler AG wird es kein eigenständiges Vorstandsressort für den Einkauf mehr geben. Bodo Uebber übernimmt die Verantwortung für diesen Bereich zusätzlich. Alle Einkaufsthemen zwischen den Geschäftsfeldern werden direkt über dieses Ressort koordiniert. Die Besetzung der Geschäftsfeldleitungen der Mercedes Car Group, der Truck Group und von Financial Services bleibt unverändert, ebenso die Führung der Bereiche Vans und Busse.
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Wachstumsperspektiven für die neue Daimler AG
Die neue Daimler AG ist damit unabhängiger von der Volatilität und dem Preisdruck im Volumensegment. Bei der Mercedes Car Group, dem Kerngeschäft, möchten die Macher im laufenden Jahr eine Umsatzrendite von mindestens 7 Prozent erwirtschaften und in den kommenden Jahren weiter steigern.
Die Ausgangsposition zur Steigerung des Unternehmenswertes ist solide; denn die traditionellen Segmente weisen die höchste Profitabilität und die höchsten Wachstumsraten auf. Darüber hinaus möchte man die kundenorientierten, maßgeschneiderten Dienstleistungen und Aktivitäten entlang der gesamten Wertschöpfungskette nach oben und unten ausweiten. Zusätzlich will man noch stärker dem Führungsanspruch bei nachhaltigen, verantwortungsvollen und umweltschonenden Technologien gerecht werden.
Rückblick Chrysler
In den beinahe 10 Jahren als DaimlerChrysler brachte das Unternehmen viel auf den Weg, um die Geschäfte voranzubringen, musste allerdings herbe Rückschläge hinnehmen. Da wären z. B. der deutliche Nachfragerückgang bei SUVs, Minivans und Geländewagen aufgrund der gestiegenen Benzinpreise in den USA, hohe Rohmaterialpreise und stark steigende Gesundheitskosten in den USA zu nennen.
Auf der anderen Seite konnte man bei Chrysler die Produktivität steigern. Die Fertigungszeit pro Fahrzeug betrug vor 2001 über 48 Stunden. Heute liegt sie nur noch bei etwas über 30 Stunden. Die Qualität verbesserte sich in den letzten sechs Jahren um mehr als 40 Prozent. Gleichzeitig investierten die Macher seit 2002 mehr als 10 Milliarden Dollar in neue Produktionsstätten und Technologien. Und mit 34 Fahrzeugeinführungen seit 2001 besitzt Chrysler eines der jüngsten Produktportfolios der Branche.
Im Ergebnis ist Chrysler heute strukturell besser aufgestellt und konnte vom Engagement der DaimlerChrysler AG einen großen Nutzen ziehen. Doch für Cerberus dürfte es dennoch ein äußerst steiniger Weg werden, die amerikanische Marke zurück zur Profitabilität zu führen.
Christoph
14.05.2007
Gute Entscheidung !
Likwit
14.05.2007
Krasse Sache. Habs heut nachmittag vom Kollegen erfahren. Heftig!
Landy
21.05.2007
Wurde ja auch Zeit... Die Kennzahlen der letzten Jahre sind immer schlechter geworden, insbesondere weil Chrysler immer schlechte Ergebnisse abgeliefert hat. Was soll man auch von einer Firma erwartet, der im Schnitt über ein Jahr braucht, um seine Rechnungen zu bezahlen? Hoffentlich gelingt es Daimler, sich wieder auf das Kerngeschäft - tolle Autos verkaufen - konzentriert und wieder alte Standards erreicht.
Benzi
28.05.2007
War auch eine blöde Idee das sie zusammenkammen im Endefekt hatte Daymler 100Milliarden Verloren und Chrysler einen schlechten Ruf bekommen.
speedheads
28.04.2009
Die Daimler AG, Chrysler, Cerberus und die staatliche Pensionsaufsicht Pension Benefit Guaranty Corporation (PBGC) unterzeichneten am 27. April 2009 eine Vereinbarung über die verbliebenen offenen Themen zwischen den Parteien im Zusammenhang mit Chrysler. Im Rahmen dieser Vereinbarung gibt Daimler seine Beteiligung von 19,9 % an Chrysler auf und verzichtet auf die Rückzahlung der an Chrysler ausgegebenen Darlehen, die im Jahresabschluss 2008 bereits vollständig abgeschrieben wurden. Darüber hinaus erklärt sich Daimler bereit, zum Datum der Unterzeichnung der finalen Vertragsdokumente und jeweils in den nächsten beiden Jahren je 200 Mio. US-Dollar in die Chrysler Pensionspläne einzuzahlen. Somit unterstützt Daimler die Absicherung der Pensionszahlungen an die ehemaligen Mitarbeiter von DaimlerChrysler. Die bestehende Pensionsgarantie in Höhe von 1 Milliarde US-Dollar gegenüber der PBGC wird auf einen Betrag von 200 Millionen US-Dollar reduziert und läuft bis August 2012 weiter. Chrysler und Cerberus verzichten vollständig auf die mögliche Geltendmachung etwaiger Forderungen aus üblichen Garantien und Gewährleistungen aus der Transaktion vom 3. August 2007. Außerdem zieht Cerberus die im Jahr 2008 gegen Daimler vorgebrachten Vorwürfe einer angeblich nicht ordnungsgemäßen Geschäftsführung seitens Daimler im Zeitraum zwischen Vertragsunterzeichnung und Abschluss der Transaktion vollständig zurück. Dies gilt ebenfalls für den Vorwurf der unvollständigen Informationen über das Geschäft. Nach der Überführung der Vereinbarung in finale Vertragsdokumente beschränkt sich die Beziehung von Daimler und Chrysler ausschließlich auf eine Kunden- Lieferantenbeziehung, die auch die weitere bis Ende September 2009 beschränkte Unterstützung in der Händlerfinanzierung beinhaltet, sowie bestimmte Garantien. Der Effekt aus dieser Vereinbarung, die im 2. Quartal 2009 in den Büchern der Daimler AG abgebildet werden wird, wird auf bis zu 0,7 Milliarden US-Dollar geschätzt. Die Zahlungen in den Jahren 2009 bis 2011 belaufen sich auf jeweils 200 Millionen US-Dollar.