Eigentlich wurde er für Papst Benedikt XVI. gebaut, der das Papamobil, eine Mercedes-Benz M-Klasse in strahlendem Weiß einweihte und nun dem neuen Papst Franziskus. übergibt. Stand der neue Papst gestern noch etwas überfordert auf dem Balkon des Petersdomes, darf er bald im bequemen Papamobil Platz nehmen. Jorge Mario Bergoglio, der Kardinal vom Ende der Welt, wie er sich selbst bezeichnete, wurde gestern zum neuen Papst gewählt und tritt kommende Woche seinen Dienst an.
© Foto: Mercedes
Über neun Monate brauchten die Macher, um eine normale M-Klasse in das Papamobil zu verwandeln. Das erste Papamobil überhaupt stammt aus dem Jahre 1930 und war ebenfalls ein Mercedes: Den damaligen Papst Pius XI. chauffierte eine Nürburg 460 Pullmann-Limousine. 30 Jahre später löste ein Mercedes-Benz 300d Landaulet Cabrio mit Automatikgetriebe den Vorgänger ab, um danach von einem 300 SEL ersetzt zu werden. In den 1980er-Jahren zeigte sich Johannes Paul II. in einer umgebauten G-Klasse zu den Feierlichkeiten auf dem Petersplatz.
Die Papamobile gehören nun zur Sammlung des Vatikans oder sind im Stuttgarter Mercedes-Benz Museum zu sehen. Die M-Klasse des Papstes Franziskus wird aber wohl noch lange nicht zum Ausstellungsstück werden; denn sie ist mit der neuesten Technologie ausgestattet und verfügt darüber hinaus über ein ganz eigenes Innenraumkonzept. Die Kuppel bietet dank einer Verlängerung von knapp einem halben Meter und einer ausfahrbaren Treppe einen besseren Einstieg und besitzt eine schön beleuchtete Decke, die den Papst in eine Art „heiliges Licht“ taucht. Die weitaus größere Glasfläche bietet dem Papst eine bessere Sicht nach außen und für seine Schäfchen zu ihm nach drinnen.
Der bewegliche Thron im Innern ist mit dem Wappen des Papstes bestickt und lädt zum komfortablen Sitzen ein. Die M-Klasse strahlt in Diamantweiß und ist überdies noch sehr gut gepanzert. Außen- und Innenlautsprecher sowie ein Mikrofon verbinden den Heiligen Vater mit der Außenwelt. Mit einem Gesamtgewicht von 5 Tonnen schützt die spezielle M-Klasse den Papst vor allem weltlichen Bösen und wurde extra etwas tiefer gelegt, um den Transport in Flugzeugen zu erleichtern. Die Höchstgeschwindigkeit des „heiligen Blechle“ beträgt nur 80 km/h.
Das Papamobil trägt das Kennzeichen „SCV 1“. Die Buchstaben „SCV“ stehen für Stato della Citta del Vaticano (italienisch) oder Status Civitatis Vaticanae (lateinisch), zu Deutsch Vatikanstadt-Staat. Mercedes-Benz führt mit dem aktuellen Papamobil die über 80-jährige Tradition, das Auto für den Papst zu stellen, fort. Weitere Marken bauten zwischenzeitlich ebenfalls Papstfahrzeuge, wie zum Beispiel Cadillac auf Basis des DeVille für den Mexiko-Besuch von Papst Johannes Paul II. im Jahr 1999. Benedikt XVI. übernahm von Johannes Paul II. außerdem einen Fiat Campagnola mit Allradantrieb. 1982 bewegte sich der Papst bei seinem England-Besuch in einem umgebauten Range Rover fort.
Nur ein einziges Mal zum Einsatz kam der Seat Marbella, mit dem Johannes Paul II. bei seinem Spanien-Besuch 1982 zur Messe im Stadion des FC Barcelona (Camp Nou) fuhr. Sogar aus dem ehemaligen Ostblock stammte ein Papamobil für Papst Johannes Paul II.; diese Ehre wurde 1979 dem polnischen Lkw-Hersteller Star zuteil.
Der Vatikan als kleinster Staat der Welt stellt eine Enklave in Italien innerhalb des Stadtgebietes von Rom dar und pflegt folglich gute Beziehungen zu Lancia aus dem direkten Nachbarland. So stammen etliche Dienstfahrzeuge des Papstes aus der Lancia-Produktion, wie zum Beispiel eine Flaminia und ein Lancia Gamma von Johannes Paul II., der ebenfalls den Lancia Thesis Jubileo mit einem herausnehmbaren Dach bauen ließ, welchen Benedikt XVI. ebenfalls nutzte. Auch ein elektrisch angetriebener Renault Kangoo befindet sich im Fuhrpark des Papstes. Trotzdem wird wohl immer primär ein Mercedes das Papamobil bleiben; denn Tradition schreibt der Vatikan bekanntlich groß.