Jaguar wagt es: Die Briten bringen die im Jahre 2010 vorgestellte Studie C-X75 als Hybrid-Supersportwagen in Serie. Dazu schloss Jaguar eine Technologie-Partnerschaft mit dem Formel-1-Rennstall Williams F1. Die auf nur 250 Exemplare limitierte Serienversion soll das atemberaubende Design der Studie nahezu übernehmen und mit rund 800 PS in unter 3,0 Sekunden auf 60 mph (96,56 km/h) stürmen, eine Top-Speed von rund 320 km/h erreichen und im Schnitt weniger als 99 g/km an CO2 emittieren.
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Der Hybrid-Supersportwagen hat seinen Preis. Jaguar visiert, abhängig von Markt und Steuern, einen Verkaufspreis von 700.000 bis 900.000 Britische Pfund an, was aktuell 792.000 bis 1.019.000 Euro entspricht. Die Auslieferung des ersten Serienfahrzeugs soll bereits in zwei Jahren erfolgen.
Aktive Aerodynamik: Die konsequente Effizienz
Das Projekt C-X75 stellt die ultimative Verkörperung des Jaguar-Designs dar. Dabei wird sich das Modell so eng wie möglich an die Studie halten, während es gleichzeitig die Anforderungen für die Zulassung als Straßenfahrzeug erfüllen soll. Der C-X75 steht ganz in der Jaguar-Designtradition, die seit jeher natürliche, fließende Linien und einfache, elegante Formen bevorzugt. Inspirieren ließen sich die Designer dabei von der innovativen Technik und vom funktionalen Design großer Jaguar-Rennwagen wie den C- und D-Types der 1950er Jahre und dem legendären Le Mans Prototypen XJ13 von 1966.
Jaguar wird den C-X75 in enger Zusammenarbeit mit Williams F1 entwickeln. Das durch seine Formel 1-Erfolge berühmte Unternehmen bringt seine langjährige Erfahrung in den Bereichen Aerodynamik, Kohlefaserherstellung und Hybrid-Technologie ein. Der direkte Technologietransfer aus der Königsklasse des Motorsports in die Serie sieht Jaguar als einen Schlüssel zum Erfolg des C-X75 an. So wird das Chassis komplett aus dem sowohl extrem leichten wie hochfesten Werkstoff Kohlefaser gefertigt.
Die Aerodynamik spielt seit jeher eine Schlüsselrolle im Jaguar-Design. Jaguar optimierte die aerodynamische Effizienz des Designs beim Concept Car dadurch, dass sich die Kühlergrillöffnung und die Kühlluftschächte der Bremsen nur bei Bedarf öffnen. Für mehr Stabilität und Effizienz bei höheren Geschwindigkeiten fahren an den hinteren Ecken automatisch vertikale Kontrollflächen aus, die Luftwirbel von den Hinterrädern fernhalten.
Ebenfalls bei der Studie realisiert: Zur Erhöhung des Anpressdruckes durch die entsprechende Leitung des Luftstromes unter dem Fahrzeug ist ein Kohlefaser-Heckdiffusor mit einem aktiven Luftleitprofil vorhanden, das sich bei zunehmendem Tempo automatisch absenkt. Flügel im Auslasskanal, welche die Strömungsrichtung der Auspuffgase umkehren, steigern zusätzlich die Effektivität des Venturi-Tunnels.
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Neuer Hybrid-Antrieb im Kompakt-Format
Bei der rein elektrisch angetriebenen Studie leisteten vier E-Motoren jeweils 195 PS und eine daraus resultierende Gesamtleistung von 780 PS für den Vortrieb. Dank der schnellen Wiederaufladung der Lithium-Ionen-Batterien durch sogenannte Mikro-Gasturbinen, verlängerte sich die Reichweite im Fahrbetrieb theoretisch auf bis zu 900 Kilometer. Die Serienversion sieht etwas anders aus.
Um den C-X75 im Rahmen des vorgegebenen Zeitraumes in die Verkaufsräume zu bringen, müssen die Macher einen ähnlich innovativen Antriebsstrang entwickeln. Die Lösung liegt in einem Verbrennungsmotor mit vergleichsweise kleinem Hubraum und hoher Turbo-Aufladung, dem pro Achse je ein Elektromotor zur Seite steht.
Das kompakte Format des neuen Triebwerkes ermöglicht einen tiefen Einbau im Auto, was eine optimale Gewichtsverteilung begünstigt und hilft, die attraktive Silhouette des Autos beizubehalten. Dieses Konzept macht den C-X75 zu einem lupenreinen Hybrid-Supersportwagen, der bis zu 50 Kilometer lang auch rein elektrisch fahren kann. Ziehen E-Motoren und Verbrenner an einem Strang, avanciert der allradgetriebene C-X75 zu einem der weltweit schnellsten Seriensportwagen.
Gasturbinen für künftige Jaguar-Modelle
In der Serienversion des C-X75 kommen die aus der Serie bekannten Gasturbinen als Reichweitenverlängerer noch nicht zum Einsatz. Jaguar will diese Technologie allerdings weiterentwickeln. Dazu erwarb Tata Motors, Jaguars Mutterkonzern, bereits einen erheblichen Anteil an Bladon Jets, dem Konstrukteur und Hersteller der als Reichweitenverlängerer gedachten Gasturbinen. Ziel ist es, die vielversprechende Technologie mittelfristig in künftigen Jaguar-Modellen zum Einsatz zu bringen.
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Das System zur Verlängerung der Reichweite stellt das Ergebnis eines radikalen Neuansatzes dar, den die Jaguar-Forschungsingenieure bei ihren Überlegungen zum Antriebskonzept für zukünftige Supersportwagen wählten: die Gasturbine. Jede dieser im Concept Car verbauten Mikro-Gasturbinen wiegt nur 35 Kilogramm und erzeugt bei einer Konstantdrehzahl von 80.000 U/min eine Leistung von 70kW/94 PS. Bei zwei Gasturbinen sind dies ergo 188 PS.
Die von den Turbinen erzeugte Energie wird in den Batterien gespeichert und von Elektromotoren auf die Straße übertragen. Der Einsatz von Einzelmotoren bietet Vorteile hinsichtlich Gewicht und Gewichtsverteilung sowie bei Packaging und Effizienz.
Da jedes Rad von einem eigenen Elektromotor angetrieben wird, profitiert der Jaguar C-X75 von den Traktions- und Sicherheitsvorteilen eines Allradantriebes - ohne die Gewichtsnachteile einer rein mechanischen Konstruktion. Und weil zudem in diesem Konzept die Möglichkeit angelegt ist, das Drehmoment über den gesamten Drehzahlbereich unabhängig auf die einzelnen Räder zu verteilen, ließe sich daraus ein stufenlos und spontan variables Traktions- und Stabilitätsregelsystem mit unübersehbaren Vorteilen für Stabilität und Kontrolle entwickeln.