Früher drehten die Menschen ihre Köpfe nach einem aufregenden Jaguar um und blieben stehen, um das Auto zu bewundern. Die Jaguar-Studie C-XF soll nun den Beginn einer neuen Ära einleiten, nachdem der einstige Ruhm verblasste. Die viertürige Limousine präsentiert sich als eindrucksvolle Mischung aus puristischem Design und unmissverständlicher Dynamik. Damit gibt sie zugleich die Design-Richtung für künftige Sportlimousinen aus dem Hause Jaguar vor.
© Foto: Speed Heads
Der Eindruck latent schlummernder Kraft lässt den Wagen selbst im Stillstand dynamisch und wie „auf dem Sprung" erscheinen. Doch die Designsprache geht weit über Leistung und Kraft hinaus. Vielmehr gelingt es ihr, historische Jaguar-Designzitate mit mutigen und zeitgenössischen Elementen zu verbinden. So ist es kein Wunder, dass sich das Design-Team des C-XF von einigen „Greatest Hits" aus der Lyons-Ära inspirieren ließ. Die fließenden Linien der Limousinen Mk VII (1950) und Mk 2 (1959) fanden beispielsweise ihre Entsprechung in den Jaguar-Sportwagen der damaligen Zeit, allen voran im XK120.
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Um dem CX-F trotz Limousinen-Architektur das von einem Jaguar erwartete sportliche Profil zu geben, bedurfte es höchster Designeffizienz und musste somit möglichst eng an der Karosserie anliegen. Herausgekommen ist, laut Designer Ian Callum, „die absolute Definition eines Athleten auf Rädern“, eine leistungsorientierte Sportlimousine, die dennoch praktisch ist und vier Personen äußerst komfortabel an ihr Reiseziel bringt.
Beim Blick unter die Motorhaube wird sofort deutlich, dass ein technisches Meisterstück am Werke ist, nämlich der 4,2-Liter große V8-Motor, der mit Kompressor-Unterstützung auch im Jaguar XKR für mächtig Schub sorgt. Dieses bewährte Antriebsaggregat leistet im C-XF rund 420 PS und schöpft - aus niedrigen Drehzahlen - bis zu 500 Nm an Drehmoment. Über die Sechsstufen-Automatik mit am Lenkrad montierten Schaltwippen gelangt die Kraft an die Hinterräder. Wäre der C-XF bereits ein Serienmodell, würde er problemlos die (elektronisch abgeriegelte) Spitzengeschwindigkeit von 250 km/h erreichen; ohne künstliche Tempo-Bremse käme er sogar auf rund 290 km/h.
© Foto: Speed Heads
Exterieur-Design
Kühn und aggressiv sorgt der schwarz verchromte Kühlergrill im Bug des C-XF für eine klare Ansprache. Anstatt bündig mit der Oberfläche abzuschließen, sitzt er zurückversetzt in einer tiefen Aussparung. Der so entstandene optische Eindruck ähnelt dem Einlass eines Jet-Triebwerks und gibt zugleich den Hinweis, dass sich hinter dem großen Kühlermaul ein kraftvoller V8-Kompressor mit 4,2 Litern Hubraum verbirgt.
Neue Wege gingen die Jaguar-Designer auch beim Design der Scheinwerfer. Anstelle des für die aktuellen Limousinen bindenden „Vieraugen"-Themas wählten sie einteilige, keilförmige und eckig geformte Einheiten. Ein zwischen den einzelnen Birnen gespannter blauer Lichtstreifen lässt an die Pupillen einer Katze denken. Unterhalb der Linsen ist im Stil einer Tätowierung ein springender Jaguar in vereinfachter Form dargestellt. Das Motiv wird auf den Einstiegsleisten der Türen und im Profil der Reifen, mit denen die 21 Zoll großen Hochglanz-Aluminiumräder bestückt sind, wiederholt.
Die Haupt-Charakterlinie des Jaguar C-XF zieht von vorn nach hinten und erzeugt dabei eine ununterbrochene Schulter, die unterhalb der Seitenfenster entlang führt und in einem markanten Muskel über dem Hinterrad ausläuft. Es ist diese moderne Interpretation eines bei historischen Jaguar-Sportlimousinen gern genutzten Elements, das dem C-XF das latente Gefühl von Spannung verleiht. Eine ähnlich schlichte Linienführung findet sich ebenfalls am XK und wird daher auch in der nächsten Jaguar-Generation stilbildend bleiben.
© Foto: Speed Heads
Oberhalb der Schulterpartie sitzt eine flache, sportliche Kabine mit Zierstreben aus Aluminium, welche die Fenstergrafik betonen. Sie unterstreichen die coupé-artige Dachlinie des C-XF. Doch auch die Muskeln in der Motorhaube sowie die in einem weißen Keramik-Finish gehaltenen seitlichen "Lüftungskiemen" zeugen von der sportlichen Seele des Fahrzeugs.
Am Heck des C-XF geht die stark akzentuierte Schulter von der C-Säule in ein gedrungenes und betont verjüngendes Heck über. Hier interpretierten die Designer traditionelle Jaguar-Stilelemente auf sehr moderne Weise neu. Direkt von hinten betrachtet, wirkt der C-XF äußerst breit und kräftig, was ein Diffusor noch verstärkt. Dieses besonders im Motorsport genutzte Prinzip basiert darauf, Luft unter dem Wagen abzusaugen und über die Erzeugung von Unterdruck die Haftung bei höheren Geschwindigkeiten deutlich zu erhöhen.
Die Farbgestaltung des Jaguar C-XF erfolgte bewusst monochromatisch. Die Außenfarbe „Metashine Silber" kontrastiert mit Einsätzen in Chrom oder Aluminium. Zusätzlich weist der Einsatz weißer Keramik auf Zonen mit dynamischer Luftströmung oder hohem Wärmeaustausch hin - wie an den seitlichen Belüftungsschlitzen und den Auspuffrohren.
© Foto: Speed Heads
Interieur-Design
Die Betonung des Interieurs liegt auf maßgeschneiderter Qualität anstelle von üppigem Luxus. Das wird besonders an den gewichtsoptimierten, skulpturartig geformten Schalensitzen deutlich. Die mit Semi-Anilin-Leder (speziell gefärbtes Leder mit gleichmäßiger Farbwiedergabe bei unverändert weicher Oberfläche) bezogenen Sitze wirken sehr sportlich, bieten aber dank ihres großzügig gepolsterten Lendenwirbelbereichs und spezieller Belüftungskanäle sehr guten Komfort. Auch die hinteren Passagiere nehmen in einzelnen Sitzschalen Platz.
Zwischen den Sitzen verläuft ein hoher Mitteltunnel, der den Fahrgästen in einem leicht futuristischen Umfeld das Gefühl großer Geborgenheit spendet. Damit erfüllten die Interieur-Designer ein für jede neue Jaguar-Kabine gültiges Primat: In einem Jaguar sollen die Reisenden nicht nur einfach sitzen, sondern sich rundum wohlfühlen. So treten die Passagiere des C-XF eher in eine gute Stube als in einen leeren, offenen Raum.
Das „Ton-in-Ton"-Thema des Exterieurs setzen die Macher mit einer spannenden Mischung aus ungewöhnlichen Materialien, grafischen Elementen und innovativen Technologien innen fort. Hauptaugenmerk ist hier das aus gebürstetem Aluminium gefertigte Armaturenbrett, das sich mit einer linearen Grafik rund um die Kabine zieht und so Geschwindigkeit suggeriert. Als Gegengewicht zum kühlen Aluminium fungieren Dekors in Holz und Leder, die in der Güte der Detailverarbeitung neue Standards setzen.
© Foto: Speed Heads
Was auf den ersten Blick wie ein schlichter schwarzer Innenraum wirkt, stellt in der Realität ein äußerst moderner und ausgeklügelter Material-Mix dar. Dazu zählen ein besonderes Leder mit kohlefaserartiger Musterung und das für die Sitze verwendete luxuriöse Semi-Anilin-Leder. Teile der Türinnenverkleidungen und des Mitteltunnels verkleidete Jaguar mit geflammtem Pappelholzfurnier, um auf diese Weise einen besonders schönen Glanz zu erzeugen.
Innovationen
Der C-XF zeigt neue Technologien, die zum Teil bereits in der nächsten Generation von Jaguar-Modellen zum Einsatz kommen sollen. Das vielleicht theatralischste Feature findet sich im Anlassvorgang des Motors. Er beginnt mit dem auf dem Mitteltunnel platzierten roten Starterknopf, der im Rhythmus des „Jaguar-Herzschlags“ pulsiert. Beim Druck auf die Taste weichen konzentrisch geformte Aluminium-Ringe nach unten und zur Seite und geben so den Wählhebel des Sechsstufen-Automatikgetriebes frei. Springt der Motor an, beginnt eine kleine Light-Show, wobei ein blauer Lichtring aus der Mitte der Instrumententafel dringt und sich über den gesamten Innenraum bis zu den Rücksitzen ausdehnt. Zusätzlich taucht eine im Dachhimmel integrierte elektrolumineszente Konsole den Fahrgastraum in ein gedämpftes blaues Licht. Auch von außen wird der Startvorgang signalisiert - durch das Aufflammen eines blauen Lichtes aus dem Bereich des Kühlergrills.
© Foto: Speed Heads
Optisch beim Starten des Motors zum Leben zu erwachen, ist eine Sache; berührungsfreie Bedienlösungen für die Fahrgäste zu entwickeln, noch etwas anderes. Im C-XF betritt Jaguar in dieser Hinsicht andere Wege. Die neue Prototypen-Technologie „JaguarSense“ arbeitet mit vier unsichtbar in den Türen versteckten Sensoren, die bereits reagieren, wenn eine Hand über sie streicht. Dann fahren zuvor verdeckte Türgriffe aus und sind sofort einsatzfähig.
Ein fünfter Sensor befindet sich im Armaturenbrett und reagiert auf eine sich nähernde Hand mit der Freigabe eines Infotainment-Monitors, der bündig in der vorderen Aluminiumverkleidung sitzt. Als nächstes dreht sich der mittlere Teil des Instrumentenbretts um 90 Grad und gibt einen sogenannten „Dual View-Monitor“ frei, der verschiedene Darstellungen für Fahrer und Beifahrer anzeigt. So kann zum Beispiel der Beifahrer einen DVD-Film sehen, während der Pilot den Befehlen des Navigationssystems folgt. Das System nutzt ein Bild-Trenngitter, das Licht separat in die einzelnen Sehkanäle für Fahrer und Beifahrer leitet. Ferner kommt ein TFT-Silikonmonitor im 7-Zoll-Format (17,7 Zentimeter) zum Einsatz.
In die drehbare Verkleidung integrierten die Macher außerdem Lüfterdüsen, die wie der Monitor so lange unsichtbar bleiben, bis der Fahrer sie anfordert. Passend dazu befinden sich weitere fortschrittliche Lösungen im Umfeld des Fahrers. Hinter dem Einspeichen-Lenkrad mit "schwebenden" Schaltwippen liegt das von Flugzeug-Cockpits inspirierte Kombiinstrument. Die Hauptanzeige - der Drehzahlmesser - ist mit horizontalen Linien unterlegt, so dass der Eindruck eines künstlichen Horizonts entsteht. Die Anzeigen reagieren ebenfalls auf die vom Fahrer angeschlagene Gangart. Schaltet man das Getriebe in den sportlichen Dynamic-Modus, fährt der Drehzahlmesser wie die lange Linse einer SLR-Kamera weiter vor und deutet eine erhöhte Präsenz an.
© Foto: Speed Heads
Wird der Jaguar C-XF dagegen kommoder bewegt, können die Insassen Stereoklänge der Superlative genießen. In der Heckablage und im oberen Bereich der Instrumententafel baute Jaguar optisch ansprechende Lautsprechergehäuse in Honigwabenbauweise ein. Die Lautsprecher im Katzenaugen-Design sorgen dank ihrer Honigwaben-Mikro-Matrix für eine sichere Befestigung und verbessern zudem die Klangwiedergabe.
Bei der elektrischen Architektur setzt Jaguar ebenfalls auf extrem innovative Zukunftstechnik. Als absolute Weltpremiere kommt im C-XF ein Bordnetz aus Kohlefaser zum Einsatz. Der von Beru F1 Systems in England entworfene Kabelbaum im Spinnennetzformat ist nicht nur optisch ansprechend, sondern auch noch extrem funktional. Der C-XF ist das erste Auto, das in den Genuss der neuen „Wire in Composite“-Technologie kommt. WIC umschließt jedes einzelne oder auch mehrere Kabel mit einer sehr flachen Kohlefasermanschette, die nicht nur Schutz vor Beschädigungen, sondern auch Vorteile beim Package und Gewicht bietet. Obendrein sieht alles sehr sauber und aufgeräumt aus - keine Spur mehr von Kabelsalat.
hast
06.01.2007
ich hätte ein paar anmerkungen bzw fragen zum artikel: im artikel steht: "So ist es kein Wunder, dass sich das Design-Team des C-XF von einigen „Greatest Hits" aus der Lyons-Ära inspirieren ließ. Die fließenden Linien der Limousinen Mk VII (1950) und Mk 2 (1959) fanden beispielsweise ihre Entsprechung in den Jaguar-Sportwagen der damaligen Zeit, allen voran im XK120. " ich kann leider keinerlei verwandschaft der oben genannten wagen zum aktuellen Z-XF entdecken. ich bitte um aufklärung!!! aus folgendem satz werde ich nicht schlau: "Um dem CX-F trotz Limousinen-Architektur das von einem Jaguar erwartete sportliche Profil zu geben, bedurfte es höchster Designeffizienz und musste somit möglichst eng an der Karosserie anliegen. " im artikel steht: "Die Haupt-Charakterlinie des Jaguar C-XF zieht von vorn nach hinten .." da mir spontan kein auto einfällt, bei dem die Haupt-Charakterlinie von oben nach unten verläuft, finde ich diesen hinweis überflüssig. "...und erzeugt dabei eine ununterbrochene Schulter, die unterhalb der Seitenfenster entlang führt und in einem markanten Muskel über dem Hinterrad ausläuft. Es ist diese moderne Interpretation eines bei historischen Jaguar-Sportlimousinen gern genutzten Elements, das dem C-XF das latente Gefühl von Spannung verleiht. " bei hist. Jaguar-Sportlimousinen ist der hinterradmuskel entweder hauptsächlich in der senkrechten ausgebildet (Jaguar Mk7 bis 9) oder überhaupt nicht vorhanden (Mk10, 420-G). beim C-XF ist der hinterradmuskel jedoch ausschließlich in der waagrechten ausgebildet und lässt daher keinerlei rückschlüsse auf klassisches jaguar-design zu. ich würde mich über ein kommentar zu den angesprochenen punkten freuen. harald
speedheads
06.01.2007
"Die fließenden Linien der Limousinen Mk VII (1950) und Mk 2 (1959) fanden beispielsweise ihre Entsprechung in den Jaguar-Sportwagen der damaligen Zeit, allen voran im XK120. " Unverkennbar besitzen in meinen Augen die drei Modelle ähnliche Linien und schon damals ließ man sich von anderen "Greatest Hits" inspirieren. Jaguar selbst verkündete, dass man sich beim C-XF von einigen Klassikern inspirieren ließ. Man darf nicht außer Acht lassen, dass es sich dabei um eine moderne Interpretation handelt und man die Linien nicht 1:1 übernahm. Die wahrlich runden Formen der Vergangenheit findet man heutzutage nicht mehr bei dem Modell. Es stellt aber eine Auslegung in die heutige Zeit dar. Jemand, der die alten Formen mehr als liebt, wid vermutlich mit den modernen Interpretationen auf Konfrontationskurs gehen und ihnen eher mit Skepsis gegenüberstehen. Diverse klassische Jaguar-Modelle besitzen, wie Du selbst schreibst, einen Hinterradmuskel. In meinen Augen wurde auch hier der Hinterradmuskel modern interpretiert - nur nicht so extrem wie bei den Klassikern:
hast
07.01.2007
danke für das feedback. ich wollte zwischendurch nur mal ein paar kritische bemerkungen einfließen lassen, damit nicht immer alles nur total super da steht. ich finde den wagen optisch durchaus gelungen. nur den versuch eines brückenschlages zu den alten modellen hätte man sich meiner subjektiven meinung nach besser sparen sollen.
speedheads
07.01.2007
Ich finde es auch gut, dass Du Deine Meinung niederschreibst. Verständlicherweise hegt jeder andere Emotionen bei einem Auto, zu Klassikern etc. Es wäre auch langweliig, wenn jeder Autoenthusiast der gleichen Meinung beim Anblick eines Fahrzeugs wäre.