In einer bizarren Aktion nahmen neuseeländische Behörden im Auftrag des FBI am 19. Januar 2012 den Internet-Unternehmer Kim Dotcom fest und beschlagnahmten Vermögensgegenstände im Wert von 11,8 Millionen neuseeländischer Dollar (aktuell ca. 7,3 Millionen Euro), darunter eine große Auto-Sammlung an Luxuslimousinen und teuersten Sportwagen. Schnell kam der deutschstämmige Megaupload-Gründer erneut auf freien Fuß. Jetzt soll Kim Dotcom seine Autos und die anderen beschlagnahmten Werte zurückerhalten, wie Radio Neuseeland am 17. April 2014 berichtete. Doch neuer Ärger droht bereits.
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Mega-Schaden von über einer halben Milliarde US-Dollar
Der am 21. Januar 1974 in Kiel geborene Kim Schmitz alias Kim Dotcom machte mit der Datentausch-Plattform Megaupload viele Millionen. Die US-Behörden werfen Schmitz und den anderen Drahtziehern von Megaupload vor, an Raubkopien über 175 Millionen US-Dollar verdient zu haben, davon alleine Kim Schmitz laut FBI etwa 42 Millionen US-Dollar (aktuell ca. 30,4 Millionen Euro). Der Schaden für die Rechteinhaber soll sich sogar auf eine halbe Milliarde US-Dollar belaufen, was derzeit rund 362 Millionen Euro entspricht.
Die US-Behörden beantragten die Auslieferung Kim Dotcoms in die USA, kommen jedoch bislang nicht bei den neuseeländischen Gerichten weiter. Nachdem Megaupload durch das FBI abgeschaltet und weltweit rund 1.500 Server samt Daten beschlagnahmt wurden, startete Kim Dotcom am 19. Januar 2013 um 18:48 mitteleuropäischer Zeit den Nachfolger Mega - genau ein Jahr nachdem in Neuseeland die Razzia auf Dotcoms Anwesen durch die neuseeländische Polizei begann.
Doch nun weigerte sich ein Gericht im neuseeländischen Auckland, den Beschluss zur Beschlagnahmung zu erneuern. Gehen die Ankläger nicht innerhalb von zwei Wochen in Berufung, müssen die Vermögenswerte innerhalb von zwei Wochen an Kim Dotcom zurückgegeben werden.
Neue Klagen: Erst Hollywood, jetzt die Musikindustrie
Zwei Jahre nach dem Abschalten von Megaupload reichte der US-Branchenverband MPAA am 7. April 2014 im Namen der sechs großen Hollywood-Studios in den USA Zivilklage gegen Megaupload und dessen Gründer Kim Dotcom wegen Urheberrechtsverletzungen ein. Der MPAA (Motion Picture Association of America (MPAA - Selbstorganisation der amerikanischen Filmproduzenten und -verleiher) vertritt keine Geringeren als Warner Bros., Twentieth Century Fox, Disney, Universal, Paramount sowie Columbia.
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Der US-Verband der Musikindustrie RIAA (Recording Industry Association of America) legte im Namen der vier Major-Labels Warner Music, Universal Music, Sony Music Entertainment und Capitol Records am 10. April 2014 mit einer eigenen Zivilklage nach. Vorwurf: die vorsätzliche Beteiligung an Verstößen gegen das Copyright, die aktive Förderung dieser und daraus Profit geschlagen zu haben.
Imposante Auto-Sammlung mit exzentrischen Nummernschildern
Kim Dotcom nimmt es wie immer locker und freut sich erst einmal über die Rückgabe seiner Autos. Prompt twitterte Kim Dotcom mit einem Foto von sich und drei seiner Autos: „Come back to daddy!“ Zur beeindruckenden Sammlung gehören unter anderem drei Mercedes-Benz CLK DTM AMG, jeweils 582 PS stark und in einer Kleinstserie von nur 100 Exemplaren gefertigt. Die Kfz-Kennzeichen: „GOOD“ und „EVIL“ - wie Gut und Böse. Derweil trägt ein Rolls-Royce Phantom Drophead Coupé das Kennzeichen „GOD“ (Gott), während ein Mercedes-Benz CL 63 AMG auf seine Vergangenheit verweist: „HACKER“.
Das Spiel mit der Polizei ließ sich Schmitz nicht nehmen, trägt ein Mercedes-Benz G 55 AMG doch das Autokennzeichen „POLICE“ (Polizei), ein Mercedes-Benz ML 63 AMG das Schild „MAFIA“ und ein Mercedes-Benz E 63 AMG „STONED“ (sozusagen im Drogenrausch). Ebenso zur Sammlung gehören unter anderem der Lamborghini-Geländewagen LM002, ein Maserati GranCabrio sowie ein pinkfarbener Cadillac Eldorado aus dem Jahre 1957. Passend zur Thematik ist auf dem Nummernschild an einem Mercedes-Benz ML 63 AMG zu lesen: „GUILTY“ (zu Deutsch „schuldig“).
Insgesamt 25 Autos und exklusive Motorräder beschlagnahmten die Behörden im Auftrag des FBI auf dem Anwesen im neuseeländischen Coatesville nördlich von Auckland. Der Wert des 24,3 Hektar großen Anwesens mit der Riesen-Villa namens „Villa Dotcom“ wird auf rund 30 Millionen Neuseeland-Dollar (etwa 18,6 Millionen Euro) geschätzt.
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Die Liste beschlagnahmter Fahrzeuge und ihrer exzentrischen Kennzeichen:
2010 Maserati GranCabrio
2009 Mercedes-Benz E 500 Coupé
2005 Mercedes-Benz CLK DTM AMG, Autokennzeichen „GOOD“
2004 Mercedes-Benz CLK DTM AMG, Autokennzeichen „EVIL“
2010 Mercedes-Benz S 65 AMG L, Autokennzeichen „CEO“
2008 Rolls-Royce Phantom Drophead Coupé, Autokennzeichen „GOD”
2010 Mercedes-Benz E 63 AMG, Autokennzeichen „STONED“
2010 Mini Cooper S Clubman, Autokennzeichen „V“
2010 Mercedes-Benz ML 63 AMG, Autokennzeichen „GUILTY“
2007 Mercedes-Benz CL 65 AMG, Autokennzeichen „KIMCOM“
2009 Mercedes-Benz ML 63 AMG, Autokennzeichen „MAFIA“
2010 Toyota Vellfire, Autokennzeichen „WOW“ oder „7“
2011 Mercedes-Benz G 55 AMG, Autokennzeichen „POLICE“
2011 Toyota Hilux
2010 Mercedes-Benz CL 63 AMG, Autokennzeichen „HACKER“
2005 Mercedes-Benz A170
2005 Mercedes-Benz ML 500
1957 Cadillac Eldorado
1959 Cadillac Series 62 Cabrio
2006 Mercedes-Benz CLK DTM AMG
2010 Mini Cooper S, Autokennzeichen „T“
1989 Lamborghini LM002
2011 Mercedes-Benz ML 63 AMG
Harley Davidson (Motorrad)
Von Dutch Custombike (maßgefertigtes Motorrad)