„Den Motor baue ich hinten ein. Einen Beifahrer möchte ich nicht. Ich will dieses Auto für mich und so, wie ich es mir vorstelle. Das ist ein fanatisches Auto - Egoista steht mir gut“, sagte einst Ferruccio Lamborghini, Gründer der legendären Supersportwagen-Marke. So, und nicht anders, präsentiert sich zum 50-jährigen Jubiläum von Lamborghini der 600 PS starke Egoista mit besonders großen Emotionen. Walter De Silva, Chefstylist der Volkswagen Group, der heute Lamborghini angehört, kreierte dieses faszinierende Concept Car.
© Foto: Lamborghini
Der von einem 5,2 Liter großen V10-Motor mit 600 PS angetriebene Lamborghini Egoista ist ein gewollt extremes und ungewöhnliches Fahrzeug, das alle Eigenschaften, die in der Lamborghini-DNA für pures Fahrvergnügen, Leistung und Stil stehen, noch einmal toppen soll. Die Performance-Daten nannten die Italiener leider nicht. Doch 600 PS dürften den glücklichen Fahrer bei durchgetretenem Gaspedal mehr als in den Sitz pressen.
Design: Wie ein Stier in Angriffsposition
Eine äußerst muskulöse Struktur bestimmt das Design, innerhalb derer sich Hohlräume und Flächen kraftvoll und energiegeladen miteinander verkeilen. Das Profil der Karosserie wird seitlich von der stilisierten Form des Stieres in Angriffsposition und mit gesenkten Hörnern dominiert. Der Stier schiebt sich Richtung Vorderräder und verleiht damit der ohnehin schon sehr aggressiven Linie eine äußerst futuristische Dynamik.
Selbstverständlich handelt es sich hier um eine Hommage, eine kühne stilistische Interpretation, die nichts anderes sein kann als eine Neuinterpretation der Ikone des Lamborghini-Markenzeichens, das bekanntlich den Stier in Veronica-Position zeigt. Ohne Frage stellt es eine große Herausforderung dar, das Symbol von Lamborghini als festen Bestandteil in die Karosserie einzugliedern.
Die Draufsicht zeigt derweil ein Trimaranprofil, bei dem der Mittelrumpf eine Einheit mit der Kabine bildet - zusätzlich betont durch die Carbon-Abdeckung auf der Fronthaube. Im oberen Fahrzeugbereich befinden sich keine aerodynamischen Anhänge, sondern in das Karosserieprofil eingebaute Aeroflaps, die in Abhängigkeit von den Fahrbedingungen automatisch eingreifen.
© Foto: Lamborghini
Zwei horizontale Heckflaps aktivieren sich zur Steigerung der Fahrzeugstabilität bei hoher Geschwindigkeit, während eine Reihe schuppenförmig auf dem Rücken der Motorhaube angeordnete Luftschlitze den Zufluss der Kühlluft zum leistungsstarken V10-Triebwerk ermöglichen.
Während die Fahrzeugfront darauf abzielt, die aerodynamische Last zu erhöhen, ist der Heckbereich offen und bietet Einblicke in die Mechanik. Dies kommt nicht zuletzt der Gewichtseinsparung zugute. Die Scheinwerferanlage des Lamborghini Egoista zeigt mehr Ähnlichkeit mit der eines Flugzeuges als mit der von Autos. So finden sich hier keine traditionellen Scheinwerfer, sondern LED-Umrissleuchten, die darauf abzielen, die Position nicht nur auf eine Achse, wie beispielsweise die Straße zu richten, sondern auf drei Achsen, wie man es im Luftraum kennt.
Zwei weiße Lichter vorne und zwei rote hinten, ein roter Heckblinker im oberen Heckbereich, zwei orangefarbene Stieraugen als Side-Marker und zwei auf dem Dach, rot links und grün rechts, machen dieses UFO auf vier Rädern selbst im Dunkeln einzigartig. Hinter den vorderen Luftschlitzen integrierten die Macher gut versteckt die leistungsstarken Xenon-Scheinwerfer, die sich wie zwei Adleraugen präsentieren, denen auch im Dunkeln und aus großer Entfernung nichts entgeht.
Da Lamborghini dieses Fahrzeug aus leichten Materialien wie Aluminium und Carbon baute, weist es nicht trittfeste Bereiche auf, die wie beim Flugzeug entsprechend gekennzeichnet sind. Die Parallelen mit der Welt der Luftfahrt sind aber nicht allein hierauf begrenzt, denn die Karosserie wurde aus einem speziellen Antiradar-Material hergestellt. Bei den Scheiben handelt es sich ferner um orangefarbene, abgestufte Antireflexscheiben. Die ebenfalls aus Antiradar-Material gefertigten matten Felgen wertete Lamborghini durch Carbon-Lamellen auf, welche die Aerodynamik optimieren.
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Cockpit: Von Apache-Helikoptern inspiriert
Das Cockpit lässt sich als ganzes Teil entfernen. Aber nachdem das Cockpit mit dem Rest des Fahrzeugs verbunden wurde, bildet es mit diesem eine technische, mechanische und aerodynamische Einheit. Hier ließen sich die Macher wiederum von der Welt der Luftfahrt inspirieren. Ein besonderes Augenmerk galt diesbezüglich den Apache-Helikoptern, bei denen die Pilotenkabine im Notfall abgestoßen werden kann.
Das vollständig aus Carbon und Aluminium gebaute Cockpit stellt eine Art Überlebenszelle dar, die es dem Fahrer ermöglicht, sich zu isolieren und vor Außeneinwirkungen zu schützen. „Wagt man einen Blick in die Zukunft so könnte man daran denken, die Kabine des Egoista aus einem Jet auszuhaken und auf einem Fahrzeug zu befestigen, auf dem sie dann neue Wege einschlagen kann“, Walter De Silva.
Als absolut rational erweist sich das und zielt in jeder Hinsicht auf Funktionalität ab. Es beinhaltet einen Racing-Sitz mit Vierpunktgurt, während die Airbags und Instrumente auf das Essenzielle reduziert sind. Als Highlight erweist sich das für Luftjäger typische Head-up-Display.
Um aussteigen zu können, muss der Fahrer das Lenkrad entfernen und auf dem Armaturenbrett ablegen, die Kuppel mit einer elektrischen Steuerung öffnen und mit den Füßen auf den Sitz steigen. Anschließend kann sich der Fahrer auf der linken Karosserieseite an eine ganz präzise Stelle setzen und dann die Beine um 180 Grad vom Fahrerraum zur Fahrzeugaußenseite hin drehen, um die Füße auf den Boden zu stellen und aufzustehen. Auch bei diesem Aussteigmanöver verlangt der Lamborghini Egoista einen Spitzenfahrer - einen „Topgun“.