Zum 100. Geburtstag zeigt Maserati eine neue Studie, die mehr als nur einen Einblick in die neuen Formensprache der italienischen Traditionsmarke vermittelt: das Maserati Alfieri Concept gibt einen ersten Ausblick auf den künftigen, noch sportlicheren Maserati GranSport. Die 2+2-sitzige Studie stellt bereits einen zu 100 Prozent funktionsfähigen Prototypen dar und trägt den Namen des prominentesten der fünf Maserati-Brüder. Alfieri Maserati galt als begnadeter Ingenieur, der vor einem Jahrhundert mit seinen Brüdern Bindo, Carlo, Ernesto und Ettore die „Officine Alfieri Maserati” in Bologna gründete.
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Maserati A6 GCS: Eine Legende als wertvollste Inspirationsquelle
Vermittelten der neue Quattroporte und der Ghibli noch den Eindruck, Maserati setze zunehmend auf sportliche, viertürige Oberklasse-Limousinen, so verweist das neue Concept Car unverkennbar auf die langjährige Rennsport-Erfahrung und einzigartige Tradition exklusiver GT-Fahrzeuge. Mit seinem schnittigen Stil erinnert der 2+2 an den 3500 GT von 1957, den 5000 GT von 1959 und den Indy von 1969.
Die Grundidee für den Alfieri wurde im Sommer 2013 geboren, als Maserati mehrere Designer bat, ohne Vorlage ein Concept Car für Maseratis 100. Geburtstag zu entwerfen. Die Skizzen, aus denen schließlich der Alfieri hervorging, kristallisierten sich allmählich unter verschiedenen anderen Vorschlägen heraus. Dabei erwies sich eines der faszinierendsten Autos aller Zeiten, der 1954 von Pininfarina gezeichnete Maserati A6 GCS, als wertvolle Inspirationsquelle für die Designer.
Mehr noch als ein seltener Rennwagen für Gentleman-Driver erwies sich der A6 GCS als ein Meisterwerk des Designs. Es war das letzte Auto, das Pininfarina für Maserati entwarf, bevor er im ersten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts mit dem Quattroporte und GranTurismo ein großartiges Comeback bei der Marke mit dem Dreizack feierte. Der Maserati A6 GCS stellte eine Ikone der Automobiltechnologie dar und besaß atemberaubende Proportionen und Designmerkmale: eine winzige, quasi direkt über den Hinterrädern kauernde Fahrgastzelle, eine schier endlose Motorhaube und langgestreckte, fast bis zu den Hinterrädern reichende Kotflügel.
Der Alfieri stellt viel mehr als eine futuristische Neuinterpretation des A6 GCS dar, dessen Kürzel für „Alfieri 6-Zylinder, Ghisa, Corsa, Sport“ stand: Bezeichnungen, die gut zu seiner langen Motorhaube und der weit zurückgesetzten 2+2-Fahrgastzelle passen. Die umgekehrt ausgestellten A-Säulen des A6 GCS stellten keine Option für den neuen Alfieri dar, doch versuchten die Macher, ihre optische Wirkung annähernd durch eine Kante zu erzeugen, die von der Motorhaube beginnend in die obere Türkante übergeht und so die Windschutzscheibe größer erscheinen lässt.
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Wie ein über einen nackten Körper drapierter metallischer Schleier
Der 4,590 Meter lange, 1,930 Meter breite und 1,280 Meter hohe Alfieri mit einem Radstand von 2,700 Metern basiert auf dem Chassis des Maserati GranTurismo MC Stradale, besitzt jedoch einen 24 Zentimeter kürzeren Radstand - Proportionen, die an einen Supersportwagen erinnern. Die Maße heben den Alfieri deutlich vom aktuellen GranTurismo ab; denn er ist 29,1 Zentimeter kürzer, 7,3 Zentimeter niedriger und etwas breiter. Doch warum sollte der künftige GranSport nicht deutlich sportlicher werden?
Eine lange, weit heruntergezogene Frontpartie und ein in zwei senkrechte, konkave Abschnitte unterteilter Kühlergrill setzen starke Akzente. Die schmalen Tagfahrleuchten sind derweil durch eine klar akzentuierte Linie verbunden, die in der Mitte durch das legendäre „V“-Motiv unterbrochen ist. Die grimmigen Scheinwerfer integrieren Bi-Xenon- und LED-Licht und tragen eine charakteristische Augenbraue. Die Frontschürze und -stoßstange bestehen aus Carbon mit Aluminium-Inserts.
Die dreidimensionalen Rückleuchten bestehen aus zwei roten äußeren Leuchteinheiten und einem inneren weißen Element, deren Form eine Fortsetzung der hinteren Kotflügel darstellt und zusammen mit den darunter angeordneten Luftkanälen für eine spannungsgeladene Heckansicht im Racing-Stil sorgt.
Die Designer gaben dem Alfieri eine aerodynamische, schnörkellose Form, in der sich als einzige dekorative Elemente die Dreifach-Entlüftungsschlitze an den Kotflügeln erweisen. Die Form ist das dominierende Element, Farbe und Details spielen jedoch eine wichtige Nebenrolle. Für den Maserati Alfieri entwarfen die Macher einen speziellen Lack mit Liquid-Metal-Effekt unter der Bezeichnung „Steel Flair“. Der Lack verleiht dem Concept Car einen technologischen, hochaktuellen Look, wie ein über einen nackten Körper drapierter metallischer Schleier.
Die aus einem Aluminium-Block geschmiedeten Räder besitzen einen Durchmesser von 21 Zoll hinten und 20 Zoll vorn. Die dekorativen Speichen verweisen auf die klassischen Speichen-Räder der 1950er-Jahre.
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Maserati setzte darüber hinaus die Speichen der Räder, die Bremssättel, den Kühlergrill, die Dreifach-Entlüftungsschlitze und den Carbon-Heckdiffusor in „Maserati Blau“ in Szene. Die Unterschrift von Alfieri stammt aus einem alten Dokument und ist in die Nummernschild-Aussparung auf der Rückseite des Fahrzeuges blau eingraviert.
Vollblut-V8-Triebwerk für mächtigen Vorschub
Der 4,7 Liter große V8-Saugmotor leistet 460 PS bei 7.000 U/min und ein maximales Drehmoment von 520 Nm bei 4.750 U/min. Dank des speziellen Auspufflayouts soll dieses Vollblut-V8-Triebwerk einen atemberaubenden Sound erzeugen. Die Performance-Daten teilte Maserati leider nicht mit. Doch die Kraft dürfte ausreichen, die Insassen bei durchgedrücktem Gaspedal kräftig in die Sitze zu pressen.
Das elektronisch gesteuerte 6-Gang-Getriebe bildet eine Einheit mit dem hinteren Sperrdifferential und ist mit dem Motor über ein starres Schubrohr verbunden. Das Transaxle-Layout des Alfieri sorgt für eine Gewichtsverteilung von 47:53 (vorne/hinten). Die Carbon-Keramik-Bremsscheiben des Alfieri stammen vom GranTurismo MC Stradale und sind mit blau eloxierten Brembo-Bremszangen kombiniert.
Futuristisches Ambiente mit Retro-Elementen
In der 2+2-sitzigen Fahrgastzelle des Alfieris schuf Maserati ein auf das wesentliche reduziertes, extrem schlichtes Ambiente. Die Armaturentafel leiteten die Macher konzeptionell von der des Maserati 5000 GT ab und ordneten das aufgeräumte Cockpit im Zweifarben-Design um einen zentralen TFT-Bildschirm herum an.
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Die Instrumententafel besitzt ein klassisches Layout mit zwei großen und zwei kleineren dazwischen angeordneten Instrumenten. Die Instrumente sind am Rand mit einem kleinen „Officine Maserati”-Label verziert. Statt mit analogen Instrumenten bestückte Maserati die Instrumententafel mit TFT-Displays, die Geschwindigkeit und Motordrehzahl ähnlich wie bei modernen Kamera-Menüs anzeigen. Statt rotierender Nadeln drehen sich die Ziffern selbst um die Anzeigeinstrumente. Geschwindigkeit und Drehzahl werden durch einen Vergrößerungsglas-Effekt hervorgehoben.
Die handpolierten und in einem Kupferton eloxierten Sitzprofileinsätze, den Schalthebel und die ovale Uhr auf der Mittelkonsole mit dem rot-blauem Zifferblatt frästen die Macher aus einem Aluminium-Block. Alle anderen Aluminium-Komponenten, einschließlich der Pedale, Schaltpaddel und Lenkradspeichen, realisierte Maserati ebenfalls in Handarbeit und sind in der Farbe „Palladium“ eloxiert.
Als besondere Racing-Reminiszenz des Alfieris erweist sich der Boden, der mit einem Material ausgekleidet ist, das oxidierten Stahl imitiert - eine Hommage an die Rennwagen der 1950er-Jahre. Die Sitze, das Armaturenbrett und die Mittelkonsole verkleideten die Italiener derweil mit naturbelassenem, besonders griffigem Anilinleder, während Kupfer-Applikationen die wichtigsten Details dezent hervorheben und Retro-Elemente in ein ansonsten futuristisches Ambiente einbringen.
Die Vordersitze empfanden die Italiener den Rennschalensitzen der Rennwagen der 1950er-Jahre nach. Das Dreispeichen-Lenkrad und der stark vertiefte Lenkradtopf bilden eine dreidimensionale Skulptur, die aus der Werkstatt eines italienischen Kunsthandwerkers zu stammen scheint. Es wird, wie das gesamte Interieur des Alfieri, komplett in Handarbeit gefertigt.