Er liebt das große Leben, das Geld und als Autoenthusiast seine riesige Autos-Sammlung an Luxuslimousinen und teuersten Sportwagen. Jetzt hat Megaupload-Gründer Kim Schmitz (38) allerdings Mega-Ärger. Am 19. Januar 2012 wurde Schmitz von den neuseeländischen Behörden im Auftrag des FBI in einer bizarren Aktion festgenommen und alle seine Autos konfisziert. Bei Speed Heads gibt es die Fotos zum Abtransport des beeindruckenden Fuhrparks - ein Autotransporter nach dem anderen kam leer an und fuhr voll beladen wieder weg.
© Foto: Elliott Kember
Imposante Auto-Sammlung mit exzentrischen Nummernschildern
Kim Schmitz, am 21. Januar 1974 in Kiel geboren, auch bekannt als Kim Dotcom oder Kimble, machte mit der Datentausch-Plattform Megaupload viele Millionen. Die US-Behörden werfen Schmitz und den anderen Drahtziehern von Megaupload vor, an Raubkopien über 175 Millionen US-Dollar verdient zu haben, davon alleine Kim Schmitz laut FBI etwa 42 Millionen US-Dollar (aktuell ca. 32,5 Millionen Euro). Da durfte ein angemessener Fuhrpark mit meist schwarz lackierten Autos und exzentrischen Autokennzeichen nicht fehlen.
So gehörten zur beeindruckenden Sammlung unter anderem zwei Mercedes-Benz CLK DTM AMG, jeweils 582 PS stark und in einer Kleinstserie von nur 100 Exemplaren gefertigt. Die Kfz-Kennzeichen: „GOOD“ und „EVIL“ - wie Gut und Böse. Derweil trug ein Rolls-Royce Phantom Drophead Coupé das Kennzeichen „GOD“ (Gott), während ein Mercedes-Benz CL 63 AMG auf seine Vergangenheit verwies: „HACKER“.
Das Spiel mit der Polizei ließ sich Schmitz nicht nehmen, trug der Mercedes-Benz G 55 AMG das Autokennzeichen „POLICE“ (Polizei), ein Mercedes-Benz ML 63 AMG das Schild „MAFIA“ und ein Mercedes-Benz E 63 AMG „STONED“ (sozusagen im Drogenrausch). Ebenso zur Sammlung gehörten unter anderem der Lamborghini-Geländewagen LM002, ein Maserati GranCabrio sowie ein pinker Cadillac Eldorado aus dem Jahre 1957.
Schwarz lackierte Mercedes- und AMG-Modelle haben es Schmitz besonders angetan, mit denen er unter anderem zwei Mal an der berühmten Rallye „Gumball 3000“ teilnahm, an der in der Regel äußerst betuchte Personen mitfahren, dürfte die Teilnahmegebühr der verschiedenen Events pro Team (2 Personen) immerhin durchschnittlich bei etwa 26.000 Britischen Pfund liegen, was derzeit rund 31.000 Euro entspricht.
Insgesamt 25 Autos und exklusive Motorräder beschlagnahmten die Behörden im Auftrag des FBI auf dem Anwesen im neuseeländischen Coatesville nördlich von Auckland. Der Wert des 24,3 Hektar großen Anwesens mit der Riesen-Villa namens „Villa Dotcom“ wird auf rund 30 Millionen Neuseeland-Dollar (etwa 18,7 Millionen Euro) geschätzt.
© Foto: Elliott Kember
Bizarre Festnahme mit Panikraum, Herausschneiden und abgesägter Flinte
Nicht weniger als 70 Beamten durchsuchten das Luxus-Anwesen. Als die Polizei mit zwei Helikoptern anrückte, soll Kim Schmitz erst einmal eine Reihe elektronischer Schließsysteme betätigt und sich verbarrikadiert haben, wie der leitende Polizeibeamte Grant Wormald nach der Razzia mitteilte.
Die Polizei konnte das elektronische Schließsystem der Türen knacken, woraufhin Schmitz bewaffnet in seinen Panikraum flüchtete, einem besonders geschützten Raum bei Bedrohung durch Einbrecher oder Attentäter. Auch davon ließen sich die Beamten nicht einschüchtern und schnitten sich mit großem Gerät den Weg frei, wo sie Schmitz mit einer vermeintlich abgesägten Flinte gefunden haben sollen.
Neben den Wertgegenständen in Höhe von ca. 6 Millionen neuseeländischen Dollar (etwa 3,7 Millionen Euro), beschlagnahmte die Polizei Finanzmittel in Höhe von etwa 10 Millionen neuseeländischen Dollar (rund 6,2 Millionen Euro).Unter den konfiszierten Gütern befanden sich unter anderem angeblich 60 Computer-Server des Typs Dell 710 und etliche Fernsehgeräte, wie zum Beispiel zwei 108 Zoll große LCD-TVs von Sharp und drei Samsung LCD-TVs mit 82 Zoll Bildschirmdiagonale.
Auch in Hongkong gab es nach der Festnahme von Schmitz Durchsuchungen in vier Gebäuden, an der rund 100 Beamte beteiligt waren. Insgesamt erfolgten Hausdurchsuchungen in 9 verschiedenen Ländern. Die Beamten hätten, so das FBI, dabei Vermögenswerte in Höhe von ca. 50 Millionen US-Dollar (aktuell ca. 38,7 Millionen Euro) sichergestellt, die aus illegalen Geschäften und Geldwäsche stammen könnten.
Festgenommen wurden neben Gründer Kim Schmitz weitere Megaupload-Macher: der deutsche Technikchef und Mitgründer Mathias Ortmann (40), der deutsche Marketing-Leiter Finn Batato (38) und der Niederländer Bram van der Kolk (29) für die Aufsicht über die Programmierung und die Netzwerkstruktur. Drei weitere Angeklagte seien noch flüchtig: der deutsche Sven Echternach (39, Leiter Geschäftsentwicklung), der slowakische Julius Bencko (35, Grafik-Designer) und Andrus Nomm aus Estland (32, Leiter Software-Entwicklung).
Mega-Schaden von über einer halben Milliarde US-Dollar
Die US-Behörden beschuldigen die Macher von Megaupload, massive Urheberechtsverletzungen betrieben und damit einen Schaden von mehr als einer halben Milliarde US-Dollar (derzeit etwa 386,5 Millionen Euro) verursacht zu haben. Bei Megaupload, am 19.01.2012 durch das Justizministerium der Vereinigten Staaten abgeschaltet, ließen sich Daten aller Art hochladen und von anderen Usern abrufen. Darunter, so die US-Behörden, im großen Ausmaß Kopien von Musik, Filmen, Fernsehprogrammen, digitalen Büchern und Software. Die Anklage argumentiert, dass dies zudem mit dem Wissen der Betreiber geschah.
© Foto: Elliott Kember
Zum Betrieb von Megaupload, so das FBI, kamen über 1.500 Server hauptsächlich in den USA, in Kanada und in den Niederlanden zum Einsatz. Megaupload soll nach eigenen Angaben über eine halbe Milliarde Besucher, mehr als 150 Millionen registrierte Nutzer und 50 Millionen tägliche Besucher verzeichnet haben und für vier Prozent des gesamten Datenverkehrs im Internet verantwortlich gewesen sein.
Aktivisten der mittlerweile immer wieder für Schlagzeilen sorgenden Hacker-Gruppe „Anonymous“ nahmen nach Bekanntwerden des Abschaltens von Megaupload und der Verhaftung der Macher dies zum Anlass, die Webseiten von Universal Music, der Recording Industry Association of America (RIAA - Verband der Musikindustrie in den USA), der Motion Picture Association of America (MPAA - Selbstorganisation der amerikanischen Filmproduzenten und -verleiher) und dem Justizministerium der Vereinigten Staaten erfolgreich lahm zu legen.
Kim Schmitz und die anderen verhafteten Megaupload-Verantwortlichen werden von Staranwalt Robert S. Bennet vertreten, um die Beschuldigten insbesondere vor einer hohen Gefängnisstrafe zu bewahren, die bis zu 20 Jahre betragen könnte. Bennett wandte beispielsweise 1999 ein Amtsenthebungsverfahren gegen den damaligen US-Präsidenten Bill Clinton ab, der eine Affäre mit Monica Lewinsky hatte, einer Praktikantin im Weißen Haus.
Die US-Behörden streben eine Auslieferung von Schmitz und seinen Mitstreitern in die USA an, um die Angeklagten in den USA vor ein Gericht zu stellen. Ob ein Autokennzeichen von Kim Schmitz den Prozessausgang vorwegnimmt? Dort ist an einem Mercedes-Benz ML 63 AMG zu lesen: „GUILTY“ (zu Deutsch „schuldig“).
© Foto: Elliott Kember
Die Liste beschlagnahmter Fahrzeuge und ihrer exzentrischen Kennzeichen:
2010 Maserati GranCabrio
2009 Mercedes-Benz E 500 Coupé
2005 Mercedes-Benz CLK DTM AMG, Autokennzeichen „GOOD“
2004 Mercedes-Benz CLK DTM AMG, Autokennzeichen „EVIL“
2010 Mercedes-Benz S 65 AMG L, Autokennzeichen „CEO“
2008 Rolls-Royce Phantom Drophead Coupé, Autokennzeichen „GOD”
2010 Mercedes-Benz E 63 AMG, Autokennzeichen „STONED“
2010 Mini Cooper S Clubman, Autokennzeichen „V“
2010 Mercedes-Benz ML 63 AMG, Autokennzeichen „GUILTY“
2007 Mercedes-Benz CL 65 AMG, Autokennzeichen „KIMCOM“
2009 Mercedes-Benz ML 63 AMG, Autokennzeichen „MAFIA“
2010 Toyota Vellfire, Autokennzeichen „WOW“ oder „7“
2011 Mercedes-Benz G 55 AMG, Autokennzeichen „POLICE“
2011 Toyota Hilux
2010 Mercedes-Benz CL 63 AMG, Autokennzeichen „HACKER“
2005 Mercedes-Benz A170
2005 Mercedes-Benz ML 500
1957 Cadillac Eldorado
1959 Cadillac Series 62 Cabrio
2006 Mercedes-Benz CLK DTM AMG
2010 Mini Cooper S, Autokennzeichen „T“
1989 Lamborghini LM002
2011 Mercedes-Benz ML 63 AMG
Harley Davidson (Motorrad)
Von Dutch Custombike (maßangefertigtes Motorrad)
Landy
22.01.2012
Wow, endlich mal ein Artikel über Kim Schmitz, der richtig Substanz hat. Ein interessanter Typ, der es leider immer übertreiben muss. Man darf gespannt sein, wie die Story weitergeht.
Turbine
23.01.2012
Mega interessant die Person "kimble". Das wäre mal eine Biografie, die ich mir sogar kaufen und lesen würde (habe noch keine einzige gelesen) !
Tom-Turbo
03.02.2012
So wie es aussieht, hat Kimble ja auch MEGA-Mist gebaut. Schaut Euch nur mal die Nummernschilder an. In welcher Welt lebt der Junge eigentlich ??? LG Tom-Turbo
Likwit
28.03.2012
Wo hat Herr Schmitz den Mega-Mist gebaut? Er hat doch nur eine Plattform zur Verfügung gestellt, auf denen man Daten ablegen konnte und diese anderen zum Download freigeben konnte. Erstmal nichts verwerfliches.