Wir schreiben das Jahr 1979: Der letzte Melkus RS 1000 wird in Dresden gefertigt. Von dem einzigen Straßensportwagen der ehemaligen DDR entstanden exakt 101 Exemplare. Genau 30 Jahre später feiert der Rennsportwagen (voller Name der Abkürzung RS) als Melkus RS 2000 seine Wiedergeburt mit moderner Technik im neuen Design. Nur 25 Fahrzeuge pro Jahr wollen die Nachfahren der damaligen Rennsportlegende Heinz Melkus produzieren. Die flach auf dem Boden kauernde Flunder hat einen stolzen Preis: 107.500 Euro.
© Foto: Speed Heads
Wie sein Vorgängermodell, konzipierten Peter und Sepp Melkus, Sohn und Enkel des berühmten Konstrukteurs, den Melkus RS 2000 als Leichtbausportwagen mit Rennsport-Technologie. Die Karosserie besteht aus Glas- und Kohlefaserwerkstoffen, das hochfeste Chassis aus Aluminium. Das geringe Gewicht von 950 Kilogramm und satten 270 PS auf der anderen Seite ermöglichen bei einem Leistungsgewicht von 3,5 kg/PS sehr gute Beschleunigungswerte und eine hohe Agilität in allen Kurvenlagen.
Markantes Design in Rennwagen-Optik
Das Design erinnert an den Melkus RS 1000, ohne dabei einen Retro-Charakter aufkommen zu lassen. Dabei strahlen die ausgeprägten Rundungen an den Kotflügeln eine enorme Kraft aus. Mit Blick auf die Aerodynamik wird der Unterboden des RS 2000 komplett geschlossen ausgeführt, während die ausgeprägte Frontlippe und der Heckdiffusor zusätzlich für einen optimalen aerodynamischen Abtrieb sorgen. Weitere markante Merkmale stellen die Heckpartie mit eingesetztem Mittelteil sowie die seitlich kombinierte Luftführung für Bremsentlüftung und Motorbelüftung dar.
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Als spektakulärstes Merkmal erweisen sich die am Dach angeschlagenen Flügeltüren, die Melkus vom RS 1000 übernahm. Die Flügeltüren bieten gegenüber einer normalen Coupé-Tür einen besseren Einstiegskomfort und schwenken nur wenige Zentimeter nach außen auf - ein Plus in engen Parklücken und Garagen. Auf Kundenwunsch liefert Melkus die Türen im Dachbereich mit eingefärbten Glassegmenten, die sich leicht demontieren lassen, so dass eine Targa-Variante des Melkus RS 2000 entsteht.
Kleiner Motor mit großer Power
Weite Teil der Technik des Melkus RS 2000 stammen vom Lotus Exige. Für den Vortrieb des RS 2000 sorgt ein 1,8 Liter großer Vierzylinder von Toyota, dessen Leistung Melkus mittels Kompressor auf 270 PS steigerte. Das reicht für den schnellen Spurt von 0 auf Tempo 100 in nur 4,9 Sekunden und eine Höchstgeschwindigkeit von 250 km/h. So lässt sich der Sportler in seinem Stammrevier wahrlich durch die Kurven jagen. Dabei soll der Melkus RS 2000 durchschnittlich 9,8 Liter auf 100 Kilometern verbrauchen. Die Kraftübertragung erfolgt über ein manuelles 6-Gang-Getriebe.
Exklusives Interieur-Design nach Kundenwunsch
Zur Grundausstattung des Melkus RS 2000 gehören technische Raffinessen, wie zum Beispiel ein mechanischer Strömungslader mit Ladeluftkühlung, ein auf der Rennstrecke abgestimmtes Sportfahrwerk und geschmiedete Leichtmetallfelgen. Fahrhilfen wie ABS und Traktionskontrolle befinden sich genauso an Bord wie Fahrer- und Beifahrer-Airbag.
© Foto: Speed Heads
Wer in den aufwendig gesattelten Sportsitzen Platz nimmt, ist ringsum von hochwertigem Echtleder und Aluminium-Zierelementen umgeben. Die Innenraum-Gestaltung wird mit jedem Kunden individuell abgestimmt, angefangen bei der Auswahl der serienmäßig zweifarbigen Lederausstattung bis hin zu unterschiedlichen Nahtvarianten. Somit wird jeder Melkus RS 2000 zum Unikat.
Als Komfortmerkmale sind die serienmäßig integrierte Klimaanlage, elektrische Fensterheber und elektrisch verstellbare Außenspiegel sowie ein Kofferraum mit 225 Litern Stauraum zu nennen. Die Rennsport-Gene vertragen sich mit einer guten Alltagstauglichkeit. Der im September 2005 verstorbene Firmen-Gründer Heinz Melkus erlebte den Nachfolger des RS 1000 nicht mehr, doch er wäre vermutlich stolz darauf gewesen.
© Foto: Speed Heads
Melkus RS 1000: Der einzige DDR-Sportwagen
Für viele fast unglaublich, wurde sogar in der ehemaligen DDR ein Mittelmotor-Sportwagen produziert, der Melkus RS 1000. Nach der Produktion erfolgreicher Formel-Rennwagen in den 1960er-Jahren, wollte der Rennfahrer Heinz Melkus einen Sportwagen bauen, der sowohl im Rennsport als auch für den normalen Straßenverkehr tauglich sein sollte.
Melkus setzte seine Idee mit viel Idealismus, technischem Verstand und politischen „Kunstgriffen" im Jahre 1969 um. Von der „Zentralen Sportkommission“ der DDR nicht gewünscht, pries Heinz Melkus den RS 1000 als Geschenk zum 20. Jahrestag zur Gründung der DDR an. Da konnten selbst die Gegner beim Staat nicht mehr Nein sagen.
Bis zum Jahre 1979 realisierte Melkus insgesamt 101 Modelle des RS 1000 auf Basis des Wartburg 353 mit einem flüssiggekühlten 3-Zylinder-Reihen-Zweitaktmotor. Weitere Bauteile stammten vom Trabant oder wurden in Eigenregie hergestellt. Optisch auffällig waren schon damals die sich nach oben hin öffnenden Flügeltüren.
Damals erreichte die 850 Kilogramm wiegende Straßenversion mit 70 PS eine Höchstgeschwindigkeit von 165 km/h und die 680 Kilogramm leichte Rennversion mit Sportvergaser und 100 PS sogar 210 km/h.
Likwit
23.10.2006
Finde ich gut, solche Geschichten nocheinmal aufleben zu lassen und die Fahrzeuge nocheinmal modern aufzubauen. Sieht auch wirklich gut aus. Aber eins lässt mich grad grübeln....... [QUOTE]Peter und Sepp Melkus, Sohn und Enkel des berühmten Konstrukteurs[/QUOTE] .....wie kam der bitte im Osten darauf seinen Sohn Sepp zu nennen!?! War bestimmt keine leichte Schulzeit für den Jungen! ;)
speedheads
29.03.2009
Der Melkus RS 200 nimmt Form an. Ich fügte dem Artikel die neuesten Infos und Bilder hinzu.
VirusM54B30
29.03.2009
In dem Design stecken viele kleine Details von Lotus usw ... Ansonsten hat melkus das Design des alten RS 2000 sehr gut neu interpretiert:applaus:
speedheads
29.03.2009
[QUOTE=BMW Power;62519]Ansonsten hat melkus das Design des alten RS 2000 sehr gut neu interpretiert:applaus:[/QUOTE] Der Vorgänger war der RS 1000. ;)
Aston Martin (Gast)
29.03.2009
Melkus hat es vor 30 Jahren, mit beschränkten Mitteln, besser geschafft, einen eigenständigen Sportwagen auf die Räder zu stellen als heute. Der RS 2000 sieht wie eine Zusammenfassung der aktuellen Lotus Modellpalette aus, die man Designelemente des RS 1000 dekoriert hat. Selbst beim Motor wird man wohl Lotus nachahmen. In einem Interview in der Auto Bild hieß es, dass der Motor aus Asien kommen soll. Es kann also auch ein Toyota Aggregat, wie bei Lotus, in Frage kommen.
Twentyone
29.03.2009
Man kann Lotus erkennen, aber im Großen und Ganzen sehr eigenständig, das Ergebnis gefällt mir sehr gut. Eine gelungene Neuintepretation mit klassischen Designelementen.
speedheads
24.10.2009
Zur Info: Ich füge dem Artikel noch weitere Informationen über den Motor etc. hinzu.
Twentyone
24.10.2009
Auch technisch ist man dem Lotus prinzip gefolgt bzw. hat es vom Exige übernommen. Toyota-Motor, Geringes Gewicht, stramme Leistung. sportlich. Selbst das Lenkrad könnte von Lotus stammen. Aber man hat genug eigene Ideen mit eingebracht, auch nicht zu retro deisgnt, und mit den Individualisierungsmöglichkeiten hat der Kunde auch genug Freiraum. - Fein ! - Der Preisvergleich mit Lotus & Co. wäre interessant...
cancar
22.08.2012
Leider hat Melkus ja nun einen Innsolvenzantrag gestellt :/ Siehe: [URL="http://www.dnn-online.de/dresden/web/regional/wirtschaft/detail/-/specific/Dresdner-Rennwagenhersteller-Melkus-stellt-Insolvenzantrag-2360695583"]Dresdner Nachrichten[/URL] Ich fand das Auto schon schnuckelig ;)
BiTurboR
23.08.2012
Jetzt wo der Thread nach oben gepusht wurde, kann ich ja auch noch was dazu schreiben.. Hab das auch gestern gelesen, dass Melkus am Wochenende einen Messetermin abgesagt hat und offiziell die Insolvenz angekündigt hat. Trotzdem sind sie der Ansicht, dass es mit neuen Investoren weitergehen kann! Fänd ich echt schade, immerhin kann nicht jedes Auto von sich behaupten, dass es das einzige Rennmodell der DDR war ;) Von wegen den Lotusanleihen: Überall wird doch ausgeliehen und so auch dort. Immerhin hat der RS2000 leichte Ähnlichkeit mit dem RS1000