Silverstone - quietschende Reifen und mehrere Nissan 370Z Nismo: Schnell wird klar, dass hier das Race Camp der Nissan GT Academy 2013 stattfindet. Dabei handelt es sich nicht um ein fröhliches Ferienlager für große Jungs, sondern um einen harten Ausscheidungskampf, aus dem der deutsche Gewinner der Nissan GT Academy 2013 hervorgeht. Als Hauptpreis winkt eine professionelle Rennfahrerausbildung und die Teilnahme an einer kompletten Rennsaison in einem Nissan GT-R Nismo GT3 in einer Meisterschaft höchster Klasse. Speed Heads war in Silverstone vor Ort dabei, um einen hautnahen Einblick in die Challenges zu bieten, die von 550 PS starken Herausforderungen bis hin zum spektakulären Gymkhana reichten, wo sogar Bodenminen eine Rolle spielen.
© Foto: Kai Dalibor, Speed Heads
Große Vorbilder: Vom Sofa-Racer zum erfolgreichen Rennfahrer
2008 stellte sich Nissan die Frage, ob es möglich sei, aus einem Playstation-Spieler einen Rennfahrer machen zu können. Die GT Academy war seinerzeit in Zusammenarbeit mit Sony geboren worden und avancierte direkt zum Erfolgsmodell. Der Spanier Lucas Ordoñez setzte sich gegen rund 25.000 Kandidaten durch und stellte den ersten Sieger der Nissan GT Academy dar. Seitdem fuhr Ordoñez bereits erfolgreich in der Le Mans Series und beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans.
In den darauffolgenden Jahren nahm das öffentliche Interesse an der GT Academy exponentiell zu. Das Programm brachte weitere Rohdiamanten wie den Briten Jann Mardenborough hervor, der momentan in der Formel 3 unterwegs ist, und schliff die Aspiranten zu funkelnden Hochkarätern. Seit 2012 gibt es für die GT Academy sogar einen eigenen deutschen Wettbewerb, so dass es nach dem letztjährigen Gewinner Peter Pyzera einen weiteren deutschen Profirennfahrer im Dienste von Nissan geben wird. Pyzera gewann als Novize bereits im Juni 2013 sein erstes Rennen in der prestigeträchtigen „Blancpain Endurance Serie“.
War es bisher üblich, den jeweiligen Gewinnern der Nissan GT Academy die Chance zu geben, sich beim 24-Stunden-Rennen in Dubai zu beweisen, geht es in diesem Jahr für den deutschen Gewinner um eine komplette Saison in einem Nissan GT-R Nismo GT3 in der „Blancpain Endurance Series“ oder der „FIA GT Serie“.
Allein in Deutschland wollten Hunderttausende die sich ihnen bietende Chance wahrnehmen, Profirennfahrer zu werden. Die besten Playstation-Spieler lud Nissan zum Deutschland-Finale in die Lausitz ein. Von den 24 Qualifikanten mussten jedoch 12 Kandidaten ihre Koffer nach der Ausscheidung wieder packen. Die verbleibenden 12 Finalisten durften ihren Traum von der Rennfahrerkarriere im Race Camp (13.09.2013 - 17.09.2013) vorerst weiter träumen, um bei ausgeklügelten Herausforderungen zu zeigen, der Beste für das extrem kraft- und ausdauerintensive Motorsportgeschäft zu sein.
© Foto: Kai Dalibor, Speed Heads
Beim Race Camp 2013 in Silverstone dabei waren: Dennis Gross (25 Jahre alt, aus Gladbeck), Dennis Allen (28, Dortmund), Forian Strauss (28, Berlin), Florian Woithe (30, Heiligenhaus), Friedolin Tronicke (22, Hayna) Kamil Kalinowski (24, Berlin), Kevin Rohrscheid (21, Gäufelden bei Stuttgart), Marcel Moiser (21, Herford), Maverick Jakubowski (22, Gladbeck), Michael Postufka (29, Böblingen), Sergej Blum (22, Königstein) und Stefan Stockebrand (28, Köln).
Erste Wettkämpfe mit 550-PS-Boliden
Um die GT Academy zu gewinnen, sind Speed und Fahrzeugbeherrschung unabdingbar, so dass Nissan die Kandidaten des Race Camps anspruchsvollen Fahrtests unterzog, die von Jahr zu Jahr variieren. Die diesjährige Jury bestand aus dem ehemaligen Formel1-Rennfahrer Nick Heidfeld, Jean-Pierre Kramer aus der TV-Sendung „Die PS-Profis“ und der GZSZ-Schauspielerin S?la ?ahin.
Um einen ersten Eindruck von den Fahrkünsten der Teilnehmer zu gewinnen, steckte Nissan die Aspiranten direkt am ersten Tag in einen Juke Nismo, in dem sie auf der 1,281 Kilometer langen, extrem kurvenreichen Rennstrecken-Variante „Stowe Circuit“ der Zeit des Vorjahresgewinners Peter Pyzera nachjagen sollten. Bei einer Rundenzeit von knapp über 70 Sekunden gelang es einigen Kandidaten, auf bis zu zwei Sekunden an die von Pyzera vorgelegte Rundenzeit heranzufahren.
Die nächste Aufgabe ließ nicht lange auf sich warten und sorgte bei allen Finalisten für viel Spaß. Jeder durfte im 550 PS starken Nissan GT-R auf dem 3,619 Kilometer langen „National Circuit“ von Silverstone richtig Gas geben, was gleichzeitig auch als Übung für die anstehende „Traffic Challenge“ galt, bei der die Teilnehmer der GT Academy innerhalb von drei Runden so viele der vorausfahrenden Instruktoren wie möglich überholen sollten. Die besten Fahrer überholten zwei oder sogar drei der vor ihnen fahrenden Autos, die schlechteren Kandidaten schlugen nur einen Instruktor.
Nach dieser aufregenden Challenge stand allerdings noch lange kein Feierabend auf dem Programm, sondern ein Wechsel auf den kleinen „Stowe Circuit“, auf dem die Veranstalter die 12 Konsolen-Racer im Nissan 370Z Nismo auf die Probe stellten. Erneut ließen einige Teilnehmer ihr Talent auf einer echten Rennstrecke erkennen.
Das kam überraschend: Plötzlich flogen die Teilnehmer raus
Eins sollte jeder Aspirant stets im Hinterkopf behalten: Gib immer Dein Bestes! Auch wenn es nur nach einem Aufwärmtraining aussieht, könnte sich dahinter bereits ein Test verbergen. So begann der zweite Tag in den frühen Morgenstunden mit einer von den meisten Finalisten ungeliebten Disziplin: Laufen - und das bis zu dem Gelände, auf dem bereits die nächste Aufgabe wartete. Allerdings wussten die Kandidaten nicht, dass nach jeder Teildisziplin, also bereits nach dem Laufen, der Schlechteste herausflog und die kommenden Disziplinen nicht mehr bestreiten durfte. Denn Ehrgeiz sollte ein angehender Rennfahrer jede Sekunde zeigen.
© Foto: Kai Dalibor, Speed Heads
So scheiterten vermeintliche Favoriten wie Maverick Jakubowski denkbar knapp. Die Tragik beim Rauswurf: Einmal verloren, darf ein Kandidat nie wieder an der Nissan GT Academy teilnehmen. Es ist und bleibt eine einmalige Chance, jederzeit hart und fair um den ersten Platz zu kämpfen.
Direkt nach dem Laufen absolvierten die Teilnehmer einen kniffligen Parcours mit einem Buggy, gefolgt von einer actionreichen Fahrt mit einem Hovercraft über Land und über Wasser. Anschließend mussten sich die Verbliebenen auf Mountainbikes schwingen, um mit Speed zurück zum Race Camp zu fahren.
Gymkhana: Lange Drifts und explodierende Minen
Ein Rennfahrer muss in jeder nur erdenklichen Stresssituation zu 100 Prozent bei sich sein und die Fähigkeit besitzen, sich in dieser Lage auf das Wesentliche zu konzentrieren. Nissan wollte es wissen und schloss den Tag mit einer spektakulären „Gymkhana Challenge“ ab. Der möglichst schnell mit einem Nissan 370Z zu durchfahrende Parcours mit zusätzlichen Challenges befand sich auf einem alten Flugplatz und schloss neben der Start- und Landebahn auch verlassene Hangars ein.
Die Spannung stieg bei den Fahrern merklich, da es dieser Kurs in sich hatte. Begann die „Gymkhana Challenge“ noch mit einem Slalom, folgte direkt ein langer Drift in den ersten Hangar, den Nissan mit Wasser auf dem Boden präparierte. Damit nicht genug: von der Decke hingen mit Wasser gefüllte Ballons, die auf dem Fahrzeugdach befestigte Spikes zerstörten, während die Teilnehmer um aufgestellte Hütchen Donuts fahren mussten
© Foto: Kai Dalibor, Speed Heads
Nach dieser Etappe zogen die Fahrer erneut in einem langgezogenen Drift um die Kurve in den nächsten Hangar hinein, in dem die Kandidaten zeigen sollten, wie gut sie Autos beherrschen und die Außenmaße eines Fahrzeuges abschätzen können. Dort verteilte Nissan „Bodenminen“, die bei Kontakt eine Feuerfontäne auslösten und eine 5-Sekunden-Zeitstrafe zur Folge hatten. Diese kleinen oder auch großen Ereignisse zielten darauf ab, den Fahrer aus seiner Reserve zu locken und ihn abzulenken.
Zum letzten Hangar erschwerte Nissan die Zufahrt extrem; denn die einstigen Sofa-Racer mussten durch eine Wand aus Kartons fahren. Im Hangar angekommen, galt es, mit einer auf der Motorhaube angebrachten Paintball-Pistole auf fünf bereit gestellte Tonnen zu schießen. Hier besaß jeder 10 Schuss Munition. Jede nicht getroffene Tonne bedeutete abermals eine Zeitstrafe von fünf Sekunden.
Nissan hatte noch nicht genug und verlangte zum Abschluss, eine Acht zu driften, um anschließend noch einmal Vollgas zu geben und rechtzeitig vor der durch flexible Hindernisse angedeuteten Boxencrew zum Stehen zu gelangen. Nach weiteren Tests und Prüfungen stand ein Gewinner fest, den zu Beginn niemand auf dem Plan gehabt hätte, der sich jedoch immer weiter steigerte und am Ende mit einer imposanten Speed und Fahrzeugbeherrschung das Rennen machte.
Und der Gewinner ist …
Aufgrund eines Vertrages seitens Nissan mit RTL ist es uns leider nicht gestattet, den Gewinner bereits jetzt bekanntzugeben. Der Sieger der Nissan GT Academy Germany 2013 wird am 3. November 2013 im RTL-Rahmenprogramm der Formel-1-Berichterstattung von Abu Dhabi verkündet.