Es war so knapp wie nie: In einem dramatischen Finale setzte sich Marc Gassner (23) aus Kempen bei Krefeld bei der deutschen Wertung zur Nissan GT Academy 2014 als Gewinner durch und darf 2015 nach seiner Ausbildung zum Rennfahrer beim legendären 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring starten. Das große Erfolgserlebnis liegt mittlerweile zwei Monate zurück. Doch jetzt verrät Marc Gassner, wie die PlayStation ihm entscheidend zum Sieg der GT Academy verhalf.
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Der knappste Zieleinlauf in der Geschichte der GT Academy
Nach acht Runden auf der britischen Traditionsstrecke von Silverstone endete das mit identischen Nissan 370Z ausgetragene Finale mit dem knappsten Einlauf in der Geschichte des 2008 von Nissan und Sony gegründeten Nachwuchswettbewerbs. Bereits nach dem Qualifying bildete sich ein Spitzen-Trio heraus, das nur drei Zehntel auseinander lag. Im Rennen auf dem 3,619 Kilometer langen Kurs setzte sich diese Konstellation zunächst weiter fort, ehe einer der drei Top-Piloten seine Reifen überstrapazierte und aus dem Drei- ein Zweikampf zwischen Marc Gassner und Danny Giusa aus Berlin wurde.
Gassner galt zunächst nicht als Favorit - aber dann passierte etwas
Zu Beginn des viertägigen Race Camps galt Marc Gassner noch nicht als Titelfavorit, kämpfte sich jedoch innerhalb des anfangs acht Teilnehmer starken Feldes von Prüfung zu Prüfung weiter nach vorn. Nach dem Showdown gab er zu Protokoll: „Ich war das ganze Rennen über unter starkem Druck von Danny. Es mag verrückt klingen, doch wie man am besten seine Position verteidigt und den Nissan richtig auf der Strecke platziert, lernt man bereits sehr gut auf der PlayStation!“
Der Höhepunkt folgt noch
Längst hat Marc sein neues Leben als angehender Rennfahrer begonnen. Denn der Gesamtsieger erhält von Nissan ein dreimonatiges intensives Ausbildungsprogramm mit dem Schwerpunkt „Nürburgring-Nordschleife“. Mit der internationalen Rennfahrerlizenz ausgestattet, wartet auf Marc Gassner als Höhepunkt der Einsatz auf einem Nissan GT-R NISMO GT3 beim 24-Stunden-Rennen 2015 in der Eifel.
Das im September 2012 begonnene Bachelor-Studium „European Business Program“ an der Fachhochschule Münster - zuletzt mit einem Auslandssemester an der Universität Portsmouth - legte der fließend Englisch und leidlich Spanisch sprechende Marc Gassner zunächst auf Eis, um sich voll und ganz auf die anstehenden Aufgaben und Herausforderungen zu konzentrieren.
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Große Idole: Michael Schumacher und Spa-Francorchamps
Als seinen Lieblingsfahrer nennt Gassner den nicht weit von seinem Geburtsort Tönisvorst in Kerpen aufgewachsenen Michael Schumacher. „Seit meiner Kindheit bin ich ein Fan von Schumi. Seine Geschwindigkeit, Konstanz und Arbeitseinstellung waren immer beeindruckend”, so Marc Gassner. Kein Wunder, dass Marc auch bei der Wahl seiner Lieblingsrennstrecke mit seinem Idol übereinstimmt: „Spa-Francorchamps - eine Naturstrecke mit Höhenunterschieden und einem schönen Flow und Rhythmus.”
Einen Bezug zu Nissan hatte Marc Gassner bereits vor seinem Start bei der GT Academy: 2013 verfasste er eine aufwändige Hausarbeit über die Aktivitäten des Unternehmens im Bereich „Digital Marketing“.
In seiner ersten Motorsportsaison will Marc Gassner nach eigenen Angaben „vor allem möglichst viel lernen, sich dann steigern und mit guten Leistungen für weitere Aufgaben empfehlen.“ Wenn es seine Zeit zulässt, plant er, auch weiterhin zum Ausgleich Online-Rennen auf der PlayStation zu spielen.
Deutsche GT Academy mit 65.000 Teilnehmer weltweit am erfolgreichsten
Insgesamt nahmen in diesem Jahr in 12 europäischen Ländern insgesamt 239.503 Konsolenspieler am weltweit wohl erfolgreichsten Talentsichtungs-Wettbewerb teil. Davon entfielen allein gut 65.000 auf Deutschland, was die hiesige Academy zur erfolgreichsten weltweit macht. Zum Race Camp nach Silverstone lud Nissan insgesamt 41 Sieger aus den nationalen Vorentscheidungen ein - darunter jene acht deutschen Gamer, die sich im Vorfeld des 24-Stunden-Rennens am Nürburgring aus einem Feld von 28 Teilnehmern als hoffnungsvollste Talente herauskristallisierten.
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GT Academy-Absolventen auf dem internationalen Parkett erfolgreich
Die Nissan GT Academy verbuchte mit ihrem allerersten Sieger, dem Spanier Lucas Ordoñez, bereits zwei Podiumsplätze beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans und zahlreiche Erfolge in der internationalen Motorsportszene. Mit dem Briten Jann Mardenborough und dem Russen Mark Shulzhitskiy in einem Ligier-Nissan LMP2 von OAK Racing sowie Lucas Ordoñez und dem Belgier Wolfgang Reip im revolutionären Nissan ZEOD RC starteten vier GT Academy-Sieger beim diesjährigen Le Mans-Rennen.
Der gebürtige Waliser Jann Mardenborough (22) gewann darüber hinaus im Rahmenprogramm zum Grand Prix von Deutschland auf dem Hockenheimring sein erstes Rennen in der Formel-1-Nachwuchsserie GP3. Er könnte der erste Ex-Konsolenspieler sein, der den Sprung in die Königsklasse des Motorsports schafft.
Auch die Vorgänger von Marc Gassner auf deutscher Ebene, Peter Pyzera (Sieger 2012) und Florian Strauß (Sieger 2013), konnten ihre Lenkradkünste erfolgreich von der Konsole auf die Piste übertragen. Pyzera gehörte 2013 zum Team Nissan GT Academy RJN, das neben dem Gewinn der Teamwertung mit Lucas Ordoñez auch den Fahrertitel in der „Pro Am“-Wertung an Land zog.
Der Berliner Florian Strauß bewies ebenfalls eindrucksvoll, dass die Verwandlung vom Gamer auf virtuellen Strecken zum echten Rennfahrer funktioniert. Er fuhr beim 24-Stunden-Rennen am Nürburgring phasenweise ähnliche Rundenzeiten wie sein Mentor Nick Heidfeld und trug maßgeblich dazu bei, dass ihr zwischenzeitlich zurückgefallener GT-R NISMO GT3 am Ende noch als 13. seiner Klasse durch das Ziel fuhr. Zuvor sicherte Florian Strauß für Nissan beim Lauf zur „Blancpain Endurance Serie“ in Silverstone den Sieg in der „Pro Am“-Klasse.