Nissan Prince Royal: Im Auftrag seiner Majestät

, 13.07.2012


Majestätisch klingt bereits der Name: Nissan Prince Royal. Doch es waren nicht nur Ambitionen; denn dieses Fahrzeug stellte tatsächlich das erste staatstragende Flaggschiff der japanischen Automobilindustrie dar. Einen ersten Hinweis auf die künftige Staatskarosse gab eine Meldung, die weltweit Schlagzeilen machte: Am 7. September 1965 verkündete die Prince Motor Co. ihre Ernennung zum ersten japanischen Hoflieferanten für den kaiserlichen Fuhrpark.


Nur ein Jahr später war es soweit: Als neue Tochtermarke von Nissan konnte Prince dem japanischen Kaiserhaus in einer feierlichen Zeremonie die erste von zwei hochherrschaftlichen Staatslimousinen des Typs Prince Royal übergeben. Ganze vier Jahrzehnte standen die prachtvollen Langlimousinen im Dienst des Kaiserhauses. Zunächst ließen sich Kaiser Hirohito und Kaiserin K?jun in den Nissan Prince Royal chauffieren, ab 1990 Kaiser Akihito und Kaiserin Michiko.

Es waren die Jahre des japanischen Wirtschaftswunders und des dadurch wieder erstarkten Selbstbewusstseins, die das Kaiserhaus bewogen, mit einer alten Tradition zu brechen und Nippons Automobilindustrie mit einer besonderen Ehre auszuzeichnen. Nach englischen, amerikanischen und deutschen Repräsentationslimousinen sollte erstmals eine Staatskarosse japanischer Herkunft offizielles Fahrzeug des Tennos werden.

Die Ehre der Ernennung zum kaiserlichen Hoflieferanten fiel der Nissan-Tochtermarke Prince Motor Co. zu, die als erster japanischer Hersteller Prestige-Limousinen entwickelte, die bereits Ende der 1950er-Jahre auf Messen in Europa und Amerika für Furore sorgten. Im Kaiserhaus löste der Prince Royal als Staatslimousine den in den 1960er-Jahren genutzten Rolls-Royce Phantom V und den zuvor noch aus den 1930er-Jahren stammenden Mercedes-Benz 770 ab.

Auch der Supersportwagen Nissan GT-R, der erst mit der aktuellen Generation seinen ursprünglichen Namen „Skyline“ verlor, hat seine Wurzeln bei Prince. Der erste Skyline GT-R erschien im Jahre 1969 mit dem PGC10, doch den Skyline an sich gab es bereits seit 1961 im Rahmen einer limitierten Version der ALSI-Baureihe.

Vor allem verdankte Prince seinen Markennamen dem Kaiserhaus. Als 1952 Akihito offiziell zum Kronprinzen und Erben des Chrysanthemen-Throns ernannt wurde, erwirkte das Unternehmen Fuji Precision Industries eine Namensänderung in Prince zu Ehren der Investitur von Akihito. 14 Jahre später stellte Prince, seit 1966 unter dem Dach des Nissan-Konzerns, den Royal vor.

Der Prince Royal wirkte wie ein Palast auf Rädern, der nach Anforderung des Hofes nicht pompös, sondern schlicht und dennoch staatstragend sein sollte. So verzichtete Prince zunächst auf ein glamouröses Landaulet (Auto, bei dem der hintere Teil des Daches durch ein Cabrio-Verdeck ersetzt ist, und das Chauffeur-Abteil rundum geschlossen bleibt), sondern präsentierte stattdessen eine 6,16 Meter lange und 2,10 Meter breite Limousine in unaufdringlicher, zeitlos eleganter Formensprache.

Der Kaiser thronte im Prince Royal auf einem erhöht angeordneten Rücksitz, damit ihn alle Japanerinnen und Japaner auch bei geschlossenen Fenstern sehen konnten. Für einen bequemen Einstieg sorgten Fondtüren mit hinterem Anschlag, die sich in einem 90-Grad-Winkel öffnen ließen.

Insgesamt verfügte der Royal dank eines extralangen Radstandes von 3,80 Metern über 8 Sitzplätze in drei Reihen. Die beiden mittleren Sitze waren klappbar und für den Sicherheitsdienst vorgesehen. Während im Fond feinste Velourspolster Komfort und Behaglichkeit vermitteln sollten, saß der Chauffeur in einem mittels Scheibe getrennten Separée auf einer Ledersitzbank. Die Kommunikation mit dem Fahrer erfolgte über das Telefon.

Für den Vortrieb des beladen über vier Tonnen schweren Staatsschiffes sorgte ein 260 PS starker V8-Benziner mit 6,4 Litern Hubraum. Das sind Leistungskennziffern, die damals zu den weltweit stärksten bei den Staatslimousinen zählten und die sich auch 40 Jahre später noch sehen lassen konnten, als die beiden kaiserlichen Nissan Prince Royal-Limousinen in den wohlverdienten Ruhestand entlassen wurden. Seit 2006 setzt das japanische Kaiserhaus auf vier moderne Toyota Century Royal.

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