1966 war ein Jahr des technischen Fortschritts: Frankreich weihte das weltweit erste Gezeitenkraftwerk ein, während die Russen erstmals erfolgreich eine Sonde zum Mond schickten und die Menschen mit Bildern vom „Meer der Stürme“ faszinierten. Eine ganz andere Art der Begeisterung weckte hierzulande der Autobauer mit Sitz in Rüsselsheim: Opel startete die Produktion des legendären Rallye Kadett und gönnte der bisherigen Coupé-Version einen 1,1-Liter-SR-Motor mit Doppelvergaseranlage, sportliches Interieur und ein damals rassiges Design mit mattschwarzer Motorhaube sowie prägnanten Seiten- und Heckstreifen. Der Rallye Kadett sprach durch seine Fahrleistungen und seine zweckbetonte Ausstattung die Emotionen von Liebhabern sportlicher Automobile an. Dieser Opel stellte den Urvater der sportlichen Kompaktwagenklasse mit Fahrspaß dar und war zugleich Vorläufer der heutigen OPC-Modelle, den modernen Hochleistungssportlern von Opel.
© Foto: Speed Heads
Der „heiße“ Kadett - vom Band auf die Piste
Der Rallye Kadett rollte im November 1966 in Bochum zum ersten Mal vom Band - und eroberte von da an in die Herzen vieler sportbegeisterter Opel-Fahrer und derjenigen, die es durch ihn erst wurden. So war in der damaligen Pressemitteilung zur Einführung des sportlichsten Kadett-Modells auch die Rede von der „heißen“ Kadett-Version und weiter: „Das Werk entschloss sich daher, für die Rallyefahrer ein einsatzbereites Wettbewerbsfahrzeug auf der Basis des Kadett Coupés und damit gleichzeitig für viele Fahrer einen Wagen mit ausgeprägten sportlichen Eigenschaften zu schaffen, der dank der Produktion in hohen Stückzahlen preisgünstig angeboten werden kann.“
{ad}
Der Rallye Kadett erreichte mit seinem 60 PS starken 1,1-Liter-SR (Super-Rallye)-Antrieb bereits eine Höchstgeschwindigkeit von 148 km/h; zu haben war er ab 7.175 D-Mark. Er verfügte serienmäßig über Vorderrad-Scheibenbremsen und eine Zweikreis-Bremsanlage mit Bremskraftverstärker. Um eine gute Bodenhaftung in kritischen Grenzbereichen zu ermöglichen, erhielt dieser Kadett breite, silbergraue Sportfelgen, auf denen man 155-SR13-Gürtelreifen montierte. Die gesamte äußere Erscheinung betonte den Anspruch, im Renn- und Rallye-Segment ein gewichtiges Wort mitreden zu wollen.
Die teilweise schwarz-mattierte Motorhaube und die markant hervortretenden Seitenstreifen rangen der Konkurrenz bereits beim ersten Blick Respekt ab. Im Innenraum setzte sich die sportliche Ausrichtung des Rallye Kadett konsequent fort: Fast alle Ausstattungsdetails, wie Dachhimmel, Sonnenblenden und Schaltkonsole, waren in blendfreiem Mattschwarz gehalten. Sicherheitslenkrad mit drei Metallspeichen und splittersicherem Kranz sowie Drehzahlmesser, Öldruckuhr und Ampèremeter in der Anzeigenkonsole gab es ebenso serienmäßig wie den kurzen Sportschaltknauf.
© Foto: Speed Heads
Der „Rallye“ – Garant für sportlichen Erfolg
Der Anspruch, als veritabler Sportwagen wahrgenommen zu werden, gelang auf Anhieb. Dass diesem Statement Taten folgten, bewies der Rallye Kadett seit Ende der 60er-Jahre eindrucksvoll mit vielen nationalen wie internationalen Rennsporterfolgen. Allein 1968 nahm das Sportcoupé an unzähligen Wettfahrten teil - die griechische, niederländische und deutsche Automobil-Rallyemeisterschaft waren nur einige davon. Klassensiege fuhr der Rallye Kadett sowohl bei der 21. Internationalen Rallye Lyon/Charbonnières – Stuttgart/Solitude als auch bei der 30. Internationalen Rallye Wiesbaden (Deutschlandrallye) ein.
Doch dies war nur der Anfang, mit dem Opel die Sportlichkeit und Zuverlässigkeit des Kadett untermauerte. Ein Jahr später feierten Kurt Waldner und Hans Vogt auf der 13. ADAC Tour d’Europe den Gesamtsieg. Mehr als 14.000 Kilometer ging es über Stock und Stein quer durch Europa und Kleinasien. Im Resümee hörte sich das Ganze so an: „Dieser Gesamtsieg ... ist der untrügliche Beweis für die Zuverlässigkeit des Rallye Kadett. Ob die Strecke durch den Balkan oder den Vorderen Orient führte, der Rallye Kadett hielt durch.“ Und selbst bei der als mörderisch bekannten Rallye Monte Carlo gewann der Opel-Sportler mehrmals in Folge seine Klasse in der Kategorie „Serien-Tourenwagen.“ Im Jahre 1970 gelang es dem Team Ragnotti/Thimonier auf dem Rallye Kadett 1900 sogar, mit einem beachtlichen 11. Platz in der Gesamtwertung bis in die Spitzengruppe der Porsche-Sechszylinder vorzustoßen.
© Foto: Speed Heads
Im alltäglichen Einsatz
Doch nicht nur im Rallye-Wettkampf lehrte der Kompaktsportler die Gegner der Oberklasse das Fürchten, auch im Alltag konnte er es problemlos mit seinen Konkurrenten aufnehmen. Verschiedene Tests zeigten, dass der Rallye Kadett mit einer Länge von 4,18 Metern zwar konsequent als kompaktes Automobil ausgelegt war, aber im Gegensatz zu anderen Mitbewerbern im Segment auch vier Erwachsenen über weite Strecken genügend Platz zur bequemen Reise bot und darüber hinaus durch geringe Windgeräusche sowie eine hohe Verarbeitungsqualität überzeugte.
So zog der Rallye Kadett seine Kundschaft von Beginn an nicht nur durch seinen konsequent sportiven Auftritt in den Bann, den er durch die unzähligen Motorsport-Erfolge mehr als deutlich nachwies, sondern vielmehr durch die Verbindung von Sportlichkeit und Alltagstauglichkeit im täglichen Betrieb.
Doch damit gaben sich die Konstrukteure nicht zufrieden. Bereits im Herbst 1967 brachte Opel einen stärkeren „Rallye“ auf den Markt. Nun bot die Marke mit dem Blitz den Rallye Kadett auch mit dem aus dem Rekord bekannten 1.9 S-Motor mit 90 PS an. Das Resultat: eine Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in 13 Sekunden sowie eine Höchstgeschwindigkeit von168 km/h - damals Fahrleistungen auf Sportwagenniveau. Zusätzliche Begeisterung weckte ab Herbst 1968 das LS-Rallye Coupé: Ohne seitliche Kiemen und mit spitz zulaufenden Seitenscheiben hinten führte es als zusätzliches Modell die sportlich-charakteristische Linienführung fort.
All diese Faktoren bescherten dem Rallye Kadett B bis zu seinem Produktionsende im Juli 1973 hohe Absatzzahlen. Insgesamt wurden knapp über 100.000 Einheiten im Werk Bochum montiert.
Christoph
23.11.2006
Ach ja !! Auch wenn die Technik heutzutage sehr weit fortgeschritten ist, wünsche ich mir doch manchmal ein paar Jährchen früher geboren worden zu sein um solche Autos und die Faszination noch mitbekommen zu haben. Wobei ich hier nicht nur an den Kadett denke sondern an soo viele Autos die heute einfach kult sind.
Likwit
23.11.2006
Jaja, ich glaube meine Mama hatte früher, als sie noch zuhause wohnte, den Nachfolger. Auf jeden Fall auch ein Coupé.