Opel ist bei den elektrifizierten Antriebstechnologien bereits ziemlich weit und bietet jetzt auch einen ausgereiften Wasserstoffantrieb in Serie an. Das sind im Grunde genommen voll alltagstaugliche Elektrofahrzeuge die Onboard ihren Strom selbst produzieren. Statt längerer Ladezeiten dauert das Tanken der Hydrogen-Fahrzeuge von Opel nur drei Minuten, die Reichweite beträgt bis zu 400 Kilometer und aus dem Auspuff gelangt lediglich reiner Wasserdampf. So funktioniert emissionsfreies Fahren mit hoher Reichweite und kurzen Standzeiten. Mit dem Vivaro-e Hydrogen bringt Opel sogar als erster Hersteller einen Transporter mit Wasserstoffantrieb auf den Markt. Ob das klappt? Opel hat eine ausgefeilte, clevere Strategie, deren Vorteile für Opel sprechen.
So funktioniert es: Der Wasserstoffantrieb einfach erklärt
Fahrzeuge mit einer Wasserstoff-Brennstoffzelle wie der Opel Vivaro-e Hydrogen sind Elektroautos, die ihren eigenen Strom an Bord erzeugen. Die Brennstoffzelle generiert mittels eines Katalysators aus Wasserstoff (H2) und Sauerstoff (O) den Strom zum Antrieb des Elektromotors. Als einziges Produkt dieser Reaktion gelangt reiner Wasserdampf aus dem Auspuff. Es handelt sich also um ein Elektrofahrzeug mit null Emissionen.
© Foto: Opel
Der wesentliche Unterschied zum batterieelektrischen Auto ist, dass beim Brennstoffzellenfahrzeug die Elektrizität an Bord aus Wasserstoff produziert wird. So kann das Fahrzeug zeitsparend in gerade einmal drei Minuten mit Wasserstoff betankt werden - ergo so schnell wie herkömmliche Autos mit Benzin- oder Dieselmotoren. Hinzu kommt, dass Wasserstoff in seiner Molekularverbindung mit Sauerstoff in den Ozeanen dieser Welt quasi unbegrenzt zur Verfügung steht - als H2O, also Wasser.
Opel forscht seit über 20 Jahren am Wasserstoffantrieb
Viele bekamen es nicht mit - und doch forschte Opel intensiv am Wasserstoffantrieb und setzte diesen um. Von 1997 bis 2012 unterhielt Opel ein Zentrum für alternative Antriebe in Mainz-Kastel. Dort forschten und entwickelten 250 Experten über 15 Jahre hinweg an Elektroantrieben und der Brennstoffzellentechnologie. Heraus kam bereits im Jahr 2000 der Opel HydroGen1, das erste Wasserstoff-Brennstoffzellenfahrzeug von Opel auf Basis der ersten Opel Zafira-Generation. Jetzt ist die Technologie von Opel serienreif.
Opel Vivaro-e Hydrogen: Hohe Reichweite und kurzes Tanken spart bares Geld
Während sich andere Hersteller wie Volkswagen, Audi und Mercedes aus der Forschung von Wasserstoff-Brennstoffzellen und deren Anwendung im Pkw-Bereich zurückzogen, setzt Opel seinen Focus auf leichte Nutzfahrzeuge wie Transporter und Lieferwagen.
Das macht Sinn: Lieferdienste, die Lebensmittel zu den Händlern oder Online-Bestellungen zu den Haushalten bringen sowie Handwerker und andere Gewerbetreibende möchten gerne umweltbewusst fahren - insbesondere in Innenstädten und in Zonen nur für Elektrofahrzeuge. Doch ein Lieferwagen spult am Tag unabdingbar viele Kilometer herunter und kann es sich nicht erlauben, immer wieder aufgeladen werden zu müssen. Bei gewerblich eingesetzten Fahrzeugen bedeuten kurze Standzeiten bares Geld. Einfacher ist es, mit einem Wasserstoffantrieb elektrisch zu fahren, bei dem das Volltanken in nur drei Minuten erledigt ist.
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Mehr noch: Während bei rein batterieelektrischen Fahrzeugen die Reichweite mit niedrigen Temperaturen sinkt, fährt der Opel Vivaro-e Hydrogen mit einem Wasserstoffantrieb immer gleich weit - nach dem realitätsnahen WLTP-Zyklus bis zu 400 Kilometer. Dazu wird bei batterieelektrisch angetriebenen Transportern die Reichweite durch das hohe Fahrzeuggewicht und das Ladegut deutlich stärker beeinflusst, so dass auch in diesem Fall die Brennstoffzelle punktet.
Opel Vivaro-e Hydrogen: Großer Laderaum wie beim Diesel und noch mehr Reichweite
Der Opel Vivaro-e Hydrogen als neuer Wasserstoff-Brennstoffzellen-Transporter basiert auf dem batterieelektrischen Opel Vivaro-e. Statt der großen Batterie im Unterboden befinden sich bei der Hydrogen-Variante drei 700 bar-Tanks, die insgesamt 4,4 Kilogramm Wasserstoff fassen. Derweil wird der Elektromotor des Vivaro-e unter der Motorhaube durch eine Brennstoffzelle ergänzt, die den gespeicherten Wasserstoff in elektrische Energie umwandelt. Ohne Änderungen an der Karosserie wird aus dem batterieelektrischen Vivaro-e ein Transporter mit Brennstoffzellenantrieb, der mit 100 kW/136 PS die gleiche Leistung wie der rein elektrische Vivaro-e besitzt.
Die gesamte Antriebstechnik ist derart platzsparend untergebracht, dass der Opel Vivaro-e Hydrogen gegenüber herkömmlichen Verbrennern keine Kompromisse beim Raumangebot macht. Dazu bietet der Wasserstoff-Transporter mit wahlweise bis zu 5,3 Kubikmeter (Größe M) oder 6,1 Kubikmeter (Größe L) einen ebenso großen Laderaum wie die Diesel- oder die batterieelektrischen Vivaro-Varianten. Die Zuladung gibt Opel mit 1.000 Kilogramm an und alternativ eine Anhängelast von ebenfalls 1.000 Kilogramm.
Unter den Vordersitzen befindet sich darüber hinaus eine Lithium-Ionen-Batterie mit einer Kapazität von 10,5 kWh, so dass der Opel Vivaro-e Hydrogen rund 50 Kilometer rein batterieelektrisch zurücklegen kann für den Fall, dass der Wasserstoffvorrat ausgegangen sein sollte. Dank der Plug-in-Möglichkeit lässt sich die Batterie bei Bedarf an einer Wallbox in etwa 90 Minuten aufladen. Das Mode-2-Ladekabel und den dreiphasigen Onboard-Charger (11 kW), der die Ladespannung regelt und ein schnelleres sowie batterieschonenderes Laden ermöglicht, gibt es serienmäßig. Als weiterer Vorteil des Hybrid-Systems erweist sich die Rekuperation: Der Opel Vivaro-e Hydrogen kann Bremsenergie zurückgewinnen und über den Elektromotor als Strom in die Batterie speisen.
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Wasserstofftankstellen in Deutschland: Der große Netzausbau steht bevor
Schnell kommt beim Thema „Wasserstoff“ die Frage auf, ob es hierzulande überhaupt genug H2-Tankstellen gibt. Mittlerweile stehen über 100 Wasserstofftankstellen in ganz Deutschland zur Verfügung, in Großstädten und Ballungsräumen sogar meist mehrere und für lange Strecken auch entlang der Autobahn.
Das Netz zum Betanken von Wasserstoff wird allerdings deutlich ausgebaut. Die Bundesregierung möchte Deutschland als Leitmarkt für Wasserstofftechnologien etablieren und legte 2020 ein Förderprogramm für den Aufbau einer grünen Wasserstoffwirtschaft auf. Bis 2030 werden dazu 9 Milliarden Euro investiert.
Sind das die nächsten Wasserstoff-Fahrzeuge von Opel?
Mit dem neuen Vivaro-e Hydrogen setzt Opel seine Elektro-Offensive konsequent fort. So erhalten Kunden die Möglichkeit, das für ihren jeweiligen Einsatzzweck passende Antriebskonzept zu wählen. Der Opel Vivaro-e Hydrogen ergänzt neben dem klassischen Diesel das Angebot der bereits erhältlichen batterieelektrischen Transporter Vivaro-e, Combo-e Cargo und Movano-e. Theoretisch könnten der Combo-e und der Movano-e die nächsten Opel-Fahrzeuge mit einem Wasserstoff-Antrieb sein.
Bis 2024 wird Opel für jedes Pkw-Modell ebenfalls eine elektrifizierte Version anbieten und ab 2028 nur noch rein elektrische Autos in Europa. Wenn sich die Kosten für Brennstoffzellenfahrzeuge weiter reduzieren, könnte der Wasserstoff-Brennstoffzellenantrieb in zusätzlichen Fahrzeugklassen zum Einsatz gelangen, um einen vollwertigen Ersatz der heutigen Verbrenner zu ermöglichen.