Wenn der Huayra ruht, ist es still und leise. Aber wenn der neue Pagani Huayra erwacht, wird es stürmisch und exzessiv. Über 700 PS bei einem Gewicht von nur 1.350 Kilogramm und einer Höchstgeschwindigkeit von 370 km/h lassen den Huyra hemmungslos die Straßen erobern. Zwölf Jahre nach dem Debüt des legendären Pagani Zonda feiert der Nachfolger seine Weltpremiere auf dem diesjährigen Genfer Automobilsalon (03.03.2011 - 13.03.2011) - mächtiger und imposanter als je zuvor.
© Foto: Pagani Automobili
Bereits der Pagani Zonda zählte zu den begehrenswertesten Supersportwagen schlechthin und avancierte zu einer beeindruckenden Ikone. Das Erbe ist groß, doch der neue Huayra ist nach über fünfjähriger wie auch akribischer Entwicklungszeit bereit, die Nachfolge anzutreten und die Herzen der Autoenthusiasten zu erobern.
Wie schon den Vorgänger, benannte Pagani sein neues Werk nach einem Wind: Der Gott Aymara Huayra Tata kontrollierte der Legende nach die leichten Winde und mächtig starken Stürme der südamerikanischen Anden. Um seine Frau Pachamama, die Göttin der Mutter Erde, zu beeindrucken, entfesselte Huayra lautstark seine ganze Kraft - wie auch der Pagani Huayra, wenn er über die Straßen fliegt.
Das muskulöse Kleid der ausgefeilten Aerodynamik
Der aerodynamisch ausgefeilte Traum auf vier Rädern in Form des Pagani Huayra ist vom Element Luft bestimmt, um diesem möglichst wenig Angriffsfläche zu bieten und diese gleichzeitig so zu nutzen, dass der Supersportler förmlich auf dem Asphalt klebt. Den neuen Pagani kennzeichnet eine zeitlose, aber auch muskulöse Eleganz - jede Linie ist durchdacht.
Nach vorne rückte das Cockpit, um dem mächtigen V12-Motor hinter den Passagieren Platz zu schaffen. Die ausdrucksstarke Front mit dem großen, elliptischen Lufteinlass scheint gierig den Asphalt aufzusaugen, während ausgeformte Kotflügel vorne wie hinten an einen Athleten erinnern, der zum Spurt ansetzt. Markant in die Kotflügel integrierte Bi-Xenon-Scheinwerfer und LED-Tagfahrlichter vor dem Kühlerschlund setzen weitere Akzente.
In der Seitenansicht prägen das Bild des 4,605 Metern langen, 2,036 Meter breiten und 1,169 Meter hohen Pagani Huayra weitere Luftöffnungen. Den Radstand gibt Pagani mit 2,795 Metern an. Am breiten Heck fließen die Linien zusammen. Es fällt sofort auf, dass die ausgeklügelte Aerodynamik auf den großen Heckflügel des Vorgängers verzichten kann. Ein mächtiger Diffusor optimiert den Anpressdruck bei hohen Geschwindigkeiten, der von speziellen Unterdruck-Bereichen am Unterboden unterstützt wird.
Oben und zentral angeordnet befinden sich - typisch für Pagani - die vier runden Endrohre der Abgasanlage. Hier setzt Pagani auf Titan, um Gewicht einzusparen. Das sind schließlich 10 Kilogramm weniger als beim Vorgänger. Für eine freie Beatmung des V12-Aggregates sorgt eine Staudruckoptimierung. Der Sound dürfte einer automobilen Symphonie gleichen.
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Huayra ändert seine Form wie ein Flügel
Der Pagani Huayra macht sich, dem Namen verpflichtet, als Herrscher der Winde deren Kraft zunutze. Vergleichbar ist das Fahrzeug mit einem Flugzeugflügel; denn der Huayra ist in der Lage, aktiv den Anstellwinkel durch die Veränderung der Fahrzeughöhe anzupassen. Im Zusammenspiel mit je zwei kleinen, perfekt in die Karosserie integrierten Flaps an der Front und am Heck, deren Einstellung ebenfalls automatisch vom System gesteuert wird, ändert die Fahrmaschine für eine optimale Balance in gewisser Weise ihre Form, um einen maximalen Abtrieb zu ermöglichen.
Um dieses komplexe System zu realisieren, erfasst eine elektronisch gesteuerte Kontrolleinheit stetig Informationen über die Geschwindigkeit, die Gierrate, die Querbeschleunigung, den Lenkwinkel und die Drosselkappenstellung, um unter allen Bedingungen das Optimum herzustellen. Beim Bremsen stellen sich die Flaps beispielsweise steil in den Wind.
Paganis Sinn für die Details geht noch weiter in die Tiefe: Die seitlichen Lufteinlässe hinter den Vorderrädern erzeugen einen Unterdruck im Inneren des Rades, was den Luftwiderstand der drehenden Reifen reduziert und den Anpressdruck erhöht.
Wirbelsäule trägt massiv zur Gewichtsreduzierung bei
Das neu entwickelte Monocoque als Wirbelsäule und tragende Struktur des Fahrzeugs besteht, um Gewicht zu sparen, aus Carbon und Titan - leicht und verwindungssteif, aber aufwändig zu produzieren. Aber das Beste ist gerade gut genug für den neuen Pagani Huayra. So besteht der Rahmen aus hochfestem wie leichtem Chrom-Molybdän-Stahl, während durch ausgefeilte Kniffe beispielsweise die Kühlwasserleitungen und Komponenten der Klimaanalage in das Monocoque integriert wurden, um Platz und Gewicht zu sparen. Im Ergebnis sank das Gewicht des Pagani Huayra auf nur 1.350 Kilogramm.
Gewaltige V12-Power mit Renntechnik und immenser Top-Speed
Der Pagani Huayra soll sich auch auf Supersportwagen-Niveau bewegen. Für den Vortrieb sorgt deshalb ein 6,0 Liter großes V12-Biturbo-Triebwerk von Mercedes-AMG, das dort den Code M158 trägt und von Pagani im Detail weiter optimiert wurde. Die genauen Zahlen gibt Pagani noch nicht an. Verrät aber so viel: Im Huayra leistet der Motor über 700 PS und ein maximales Drehmoment von über 1000 Nm. Bereits bei 700 PS sprechen wir von einem atemberaubenden Leistungsgewicht von 1,93 kg/PS. Eine Spitze von mehr als 370 km/h soll möglich sein, den Sprintwert von 0 auf Tempo 100 verriet Pagani noch nicht.
Ein sequentielles 7-Gang-Renngetriebe, das nur 96 Kilogramm wiegt, überträgt die gewaltige Kraft an die Hinterräder. Geschaltet wird dabei über Paddles am Lenkrad. Auf ein komplexes und schweres Doppelkupplungsgetriebe verzichtete Pagani trotz schnellerer Schaltzeiten, da es viel zu schwer ist und das Fahrzeuggewicht nur unnötig um 70 Kilogramm erhöht hätte.
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Im Motorsport verhilft eine Pushrod-Aufhängung den Rennwagen zu einer besseren Fahrdynamik. Selbstredend, dass auch im Pagani Huayra ein Fahrwerk mit dieser Technik zum Einsatz kommt. Im Rennsport knüppelhart ausgelegt, bietet das Fahrwerk im Huayra außerdem einen gewissen Level an Komfort. Für den Kontakt zum Asphalt sorgen dabei speziell von Pirelli entwickelte Reifen, die für Geschwindigkeiten von über 370 km/h und Querbeschleunigungswerte von mehr als 1,5 G ausgelegt sind.
Die zwei Turbolader wurden auf ein besonders direktes Ansprechverhalten ausgelegt, so dass der Begriff „Turboloch“ der Vergangenheit angehören soll. Dazu gibt es noch eine Trockensumpfschmierung, die selbst bei hohen Querbeschleunigungskräften noch eine kontinuierliche Ölversorgung des mächtigen V12-Motors ermöglicht. Damit Öl und Wasser schnellstmöglich auf Betriebstemperatur kommen, gibt es einen Wärmetauscher.
Verbrauchswerte gab Pagani bis jetzt nicht bekannt. Aber mit seinem 85-Liter-Tank soll der Huayra „längere“ Strecken ohne Auftanken zurücklegen können. Dazu tragen auch die Benzinpumpen bei: Die zweite Pumpe wird erst aktiv, wenn diese bei hoher Leistung benötigt wird. Spart Spritz und der Motor erfüllt die Euro-5- und ebenso die strenge LEV2-Norm von Kalifornien.
Extravagantes Fest der Sinne im Cockpit
Sobald die Flügeltüren geschlossen sind, eröffnet sich den zwei Insassen eine Welt der Sinne. Der Innenraum des Pagani Huayra zeigt sich von seiner extravaganten Seite und besticht durch feinstes Leder, Carbon und poliertes Aluminium sowie die unter einer Lidform zusammengefassten Instrumente. Die Schalensitze bieten Komfort auf langen Strecken, aber auch besten Seitenhalt für kurvige Passagen, bei denen höchste Querbeschleunigungswerte aufgebaut werden.
Jeder Knopf oder Schalter ist wie ein präzises Uhrwerk maßgefertigt. Beim Armaturenbrett aus Aluminium ließen sich die Macher von Schweizer Uhren inspirieren. Im Zentrum des Armaturenbrettes sitzt ein Multi-Funktions-Display, das beispielsweise den Piloten mit relevanten Fahrdaten im Sport-Modus versorgt, oder als Bord-Computer im Comfort-Modus fungiert. Die Tasten zur Steuerung der Heizung und der Klimaanalage erinnern fast an die Tasten einer Klarinette.
Im Vergleich zum Pagani Zonda als Vorgänger des Huayras wird es sogar richtig modern: Der neue Supersportwagen besitzt ein modernes Touchscreen-HD-Multimedia-System zur Steuerung der Audio-Funktionen, der Satelliten-Navigation, der Bluetooth-Telefonie etc.