875 PS für den kleinen Peugeot 208 klingen mehr als brutal. Kein Wunschdenken, sondern Realität: Peugeot macht ernst und möchte am 30. Juni 2013 das legendäre „Pikes Peak“-Bergrennen in Colorado, USA, auch „Race to the Clouds“ genannt, gewinnen. Dazu stellten die Franzosen mit dem Peugeot 208 T16 Pikes Peak ein geradezu brachiales Fahrzeug auf die Räder. Am Steuer wird kein Geringerer als der neunmalige Rallye-Weltmeister Sébastien Loeb sitzen.
© Foto: Peugeot
Das Reglement des „Pikes Peak Hill Climb“ bietet den Technikern und Ingenieuren ungeahnte Möglichkeiten. Während bei allen anderen Motorsport-Veranstaltungen das technische Reglement allzu freier Entwicklung einen Riegel vorschiebt, lassen sich beim Bergrennen in der „Unlimited Class“ nahezu alle technischen Möglichkeiten ausschöpfen. „Die eigene Fantasie ist das einzige begrenzende Element beim Bau eines Autos für Pikes Peak“, sagt Jean-Christophe Pallier, der für den 208 T16 Pikes Peak verantwortliche Ingenieur bei Peugeot Sport.
Da das Rennen auf einer Höhe von 2.865 Metern startet und erst auf einer Höhe von 4.301 Metern endet, verlieren vor allem Saugmotoren aufgrund der dünnen Luft mit geringerem Sauerstoffgehalt deutlich an Motorleistung. „Dieser Verlust kann bis zu ein Prozent Leistung pro 100 Meter Höhenunterschied betragen“, erklärt Peugeot Sport-Direktor Bruno Famin. Die Lösung von Peugeot für dieses Problem stellt ein in der Fahrzeugmitte verbauter 3.2-Liter-V6-Motor mit zwei Turboladern dar, der mit 875 PS leistungsstärker ist als ein Formel-1-Triebwerk. Damit stellt der neue Gipfelstürmer der Löwenmarke das stärkste Auto dar, das Sébastien Loeb bisher fuhr.
Weitere wichtige Punkte beim Bau des Peugeot 208 T16 Pikes Peak waren das Gewicht und die Aerodynamik. Das Fahrzeuggewicht hielten die Macher so gering wie möglich. 875 PS stehen 875 Kilogramm gegenüber, woraus ein Leistungsgewicht von atemberaubenden 1,0 kg/PS resultiert.
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Im Bereich der Aerodynamik fallen vor allem der große Frontsplitter und der riesige, vom in Le Mans siegreichen Langstrecken-Prototyp 908 HDi FAP stammende Heckflügel auf. Eine effiziente Aerodynamik kann Vorteile bieten; denn die Geschwindigkeiten reichen in Pikes Peak von 50 bis 240 km/h. Ab 100 km/h spielt die Aerodynamik eine wichtige Rolle. Nicht sichtbar ist dagegen der Unterboden, der rund die Hälfte des Abtriebes des Peugeot 208 T16 Pikes Peak erzeugt.
Neben dem zwei Meter breiten Heckflügel übernahm Peugeot weitere Bauteile vom Prototypen 908. So stammen die Kraftübertragung, die Bremsen und der Lufteinlass für den Motor vom erfolgreichen LMP1-Sportwagen. Spezielle Reifen von Michelin sorgen für den nötigen Grip, wenn Sébastien Loeb vom Startpunkt in 2.862 Metern Höhe auf einer Streckenlänge von 19,99 Kilometern genau 156 Kurven und 1.439 Höhenmeter bis zum Ziel in 4.301 Metern zurücklegt.
Peugeot kann auf eine erfolgreiche Geschichte in Pikes Peak zurückblicken. 1988 siegte der ehemalige Rallye-Weltmeister Ari Vatanen aus Finnland in einem Peugeot 405 T16 und stellte dabei einen neuen Streckenrekord auf. Im Folgejahr wiederholte Robby Unser aus den USA den Erfolg der Löwenmarke. 25 Jahre nach dem ersten Erfolg sind die Löwen erneut auf dem Weg zum Gipfel.