Schluss mit lustig: Hersteller, Teams und Fahrer machen sich startklar für das große Wüsten-Spektakel. Volkswagen gegen die Japaner, Allrad gegen Heckantrieb, Benziner gegen Diesel oder Frauenpower gegen echte Männer - die Duelle bei der 27. Auflage der berühmt-berüchtigten Rallye Dakar sind vielfältig.
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Vom 31. Dezember 2004 bis 16. Januar 2005 geht das erneute Rekordfeld von insgesamt 695 Fahrzeugen (im vergangenen Jahr waren es gut 100 weniger) auf die wüste Reise. 166 Autos, 233 Motorräder (inklusive acht Quads und einem Seitenwagen), 69 LKWs und 227 Service-Fahrzeuge stellen sich der Tortur über 16 Etappen mit einer Gesamtlänge von 8956 Kilometern - davon 5431 Wertungsprüfungen. Eine knackige Angelegenheit. Denn die kommende Marathonfahrt ist im Gegensatz zur vergangenen Runde zwar um eine Etappe und volle 3000 km Gesamtweg kürzer, die reine Wertungstrecke bleibt aber nahezu unverändert. Nach dem Start im spanischen Barcelona werden Marokko, Mauretanien und Mali durchfahren, ehe der Lac Rose vor den Toren der senegalesischen Hauptstadt Dakar erneut Zielort ist.
© Foto: Speed Heads
Viel vorgenommen haben sich die beiden deutschen Werkspilotinnen Jutta Kleinschmidt und Andrea Mayer. Die 42-jährige Kleinschmidt rückt erneut mit dem Race-Touareg von VW aus. Ihr Ziel: Mit dem neu entwickelten, nun 2,5-Liter-großen Fünfzylinder-TDI will sie ganz vorne mitfahren: "Das Auto fühlt sich gut an. Wir haben das Auto in vielen Bereichen weiterentwickelt und rechnen uns schon etwas aus." Wurde die Dakar-Siegerin von 2001 im vergangenen Jahr nur vom Franzosen Bruno Saby unterstützt, schickt das Wolfsburger Werksteam diesmal zwei weitere Race-Touareg auf die Afrikareise. Neben Kleinschmidt und Saby werden der viermalige Rallyeweltmeister und Dakar-Sieger von 1988 sowie der US-Amerikaner Robby Gordon das VW-Team verstärken.
Konkurrentin Andrea Mayer wird erneut als Werkspilotin von Vorjahressieger Mitsubishi ebenfalls mit einem absoluten Top-Auto antreten. Die Allgäuerin, die am 2. Januar 37 Jahre alt wird, darf bei ihrem dritten Dakar-Start auf vier Rädern einen Mitsubishi L200 Pickup fahren. Andrea Mayer hatte vor ihrem Umstieg ins Auto sechsmal als Motorrad-Pilotin die Dakar bestritten und dabei viermal die Damenwertung gewonnen. "Mein Einsatzfahrzeug ist technisch fast identisch mit dem Mitsubishi Pajero Evo meiner Teamkollegen. Sein Vorteil ist der extrem hohe Grad an Reife. Und Zuverlässigkeit war bei der Dakar schon oft ein entscheidender Faktor", erklärte sie zuversichtlich. Neben Mayer geht das favorisierte Mitsubishi Team mit Vorjahressieger Stéphane Peterhansel, dem zweifachen Dakar-Gewinner Hiroshi Masuoka sowie dem ehemaligen Ski-Gesamtweltcupsieger Luc Alphand und Joan Roma, der im vergangenen Jahr die Dakar noch auf dem Motorrad für sich entscheiden konnte, ins Rennen.
© Foto: Speed Heads
Zu den Konkurrenten von VW und Mitsubishi zählt Nissan, die zwei ihrer drei Werkswagen mit den ehemaligen Rallye-Weltmeistern Ari Vatanen und Colin McRae besetzten. An der Spitze mitmischen wollen auch das deutsche BMW X-raid Team und Jean-Louis Schlesser mit einem Buggy-Eigenbau.
Neu im Kreis der Wüstenladies ist Ellen Lohr. Die 39-jährige Rundstreckenpilotin, die als bisher einzige Frau einen DTM-Lauf gewinnen konnte, geht das Abenteuer Dakar mit einem Buggy des deutschen Teams 2drive an. Die siebenköpfige Truppe um Organisator Timo Schmidt und Techniker Wolfgang Müller spendierte ihrem heckangetriebenen Eigenbau nach gelungener Wüsten-Generalprobe in Dubai (mit dem deutschen Rallyemeister Matthias Kahle am Steuer) noch ein sequentielles Sechsganggetriebe. Ellen Lohr: "Anfang der Woche haben wir nochmals getestet. Mit dem neuen Getriebe gewinnen wir nicht nur ein paar Zehntel bei jedem Schaltvorgang, sondern können uns wegen der einfachen Bedienung noch mehr auf die Strecke konzentrieren. Mein Dakar-erfahrener Co Holm Schmidt zeigte sich jedenfalls beeindruckt. Oberstes Ziel bei meiner ersten Dakar ist jedoch die Zielankunft." Für den 8000 Kilometer langen Höllenritt teilt sich die sächsisch-bayrische 2drive-Mannschaft einen Racetruck (Navigator Thomas Krumey) sowie seinen Service-Lkw mit dem holländischen Kia-Team von Herman Hutten.
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Auch neben dem schnellen Damen-Trio Kleinschmidt, Lohr und Mayer wird bei der 27. Auflage des Marathonklassikers reichlich Deutsch gesprochen. Auf der rechten Cockpitseite agieren die deutschen Wüsten-Asse Andreas Schulz und Dirk von Zitzewitz. Mit zwei Dakar-Siegen gilt der alte und neue Masuoka-Co Andreas Schulz als Fels in der Mitsubishi-Brandung. Ebenfalls in den Kreis der Werksfahrer ist Dirk von Zitzewitz berufen worden. Der 36-jährige ehemalige Enduro-Meister lotste nach drei Motorradstarts in den beiden vergangenen Jahren den US-Amerikaner Mark Miller gegen Dakar. Nun darf er VWs US-Star Robby Gordon den richtigen Weg ansagen, in Englisch versteht sich. Trotz internationaler Fahrerbesetzung wird auch bei den Topteams von x-raid BMW und Mitsubishi Ralliart deutsch gesprochen. Sowohl die BMW-Truppe, die zwei leistungsstarke X5 Diesel ins Rennen schickt, als auch die Kundensportabteilung der Japaner, die deren neun Fahrzeugen betreuen, haben ihren Stammsitz im hessischen Trebur.
Deutlich überschaubarer ist der Aufwand nur beim schwäbischen Abenteurer-Duo Gerhard Walcher und Jürgen Matteis. Die Unerschrockenen nehmen die Tortur mit ihrem "Scam" genannten Fiat Ducato-Pritschenlaster als Einzelkämpfer in Angriff. Auf der Ladefläche des rund 80-000 Euro teuren 180 PS-Allrad-Diesels führen sie gerade einmal 200 Kilo Ersatzteile mit. "Darunter für ganz harte Fälle eine Palette San Miguel Bier", so der 47-jährige Walcher. "Viermal bin ich bisher mit einem Motorradgespann gescheitert. Mit dieser Rallye habe ich eine Rechnung offen, die ich diesmal gerne begleichen will."
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Das illustre Feld bereichern unter anderem der aktuelle Rallye-Europameister Simon Jean-Joseph (Groine-Mercedes ML 430) sowie dessen Vorgänger von 1997, der Pole Krzyszof Holowcyzc (Ralliart Mitsubishi Pajero) und Junior-WM-Pilot Guerlain Chicherit (Bowler), der sich gegen elf Jung-Konkurrenten beim "Volant Dakar" durchsetzte. Ebenfalls wieder mit dabei die Wüstenprofis und Allrounder Marc Duez (Toyota), Ex-Formel-1-Pilot Ukyo Katayama (Toyota) sowie Schauspielersohn und Teilzeitrennprofi Paul Belmondo (Nissan). Große Namen auch bei den Racetrucks. Neben Ex-Rallye-Weltmeister Miki Biasion verpflichtete das Team Motorsport Italia Fast-Weltmeister Markku Alen für einen zweiten Iveco.