Wenn der Schweizer Autovisionär Frank M. Rinderknecht seinen automobilen Concept Cars einen Namen gibt, dann steckt dahinter mehr als marketinggetriebene Lautmalerei - bei Rinspeed haben die Namen meist eine tiefere Bedeutung. So ist es auch bei der jüngsten Kreation des Eidgenossen: „BamBoo“ heißt die neue Kreation, die einem erwachsen gewordenen Golfcar ähnelt und auf dem Genfer Automobilsalon vom 3. bis 13. März 2011 für reichlich Bewunderung sorgen soll.
© Foto: Rinspeed
Nomen est omen: Im Innenraum bestehen verschiedene Materialien aus Bambusfasern. Doch beim viersitzigen BamBoo schwingt mehr - sozusagen auf der Metaebene. Dieses offene Gefährt weckt den Wunsch nach Sommer, nach Sonne und Strand, nach Leichtigkeit und Unbeschwertheit. Es ist eine Reminiszenz an die 1970er-Jahre, an Südfrankreich und St. Tropez. Und hinter dem Lenkrad in Richtung Tahiti-Strand fahrend, vermutet man Brigitte Bardot mit Playboy Gunther Sachs an ihrer Seite.
Die teilweise abgedeckten Hinterräder vermitteln herrliches französisches Automobildesign der damaligen Zeit. In gewisser Weise erinnert der Rinspeed BamBoo an den offenen Citroën Méhari, ein kultiges Freizeitauto der 1970er- und 1980er-Jahre, das auf Basis des Citroën 2CV entstand und noch heute in Südfrankreich oft anzutreffen ist. Wo Offroader passen mussten, fuhr der Méhari über weichen Untergrund, wie zum Beispiel Sand, zu den schönsten Stränden.
Wer jetzt an simples Retrodesign um der Nostalgie willen denkt, unterschätzt den Boss der Schweizer Konzeptschmiede. Rinderknecht nimmt zwar die automobilen Vorlagen jener Zeit auf, belässt es allerdings nicht dabei. Er interpretiert sie neu, entwickelt sie weiter Richtung Zukunft und fokussiert in ihnen die Sehnsucht nach Ursprünglichkeit, gepaart mit dem unbedingten Wunsch, im Einklang mit der Schöpfung zu sein. Da ist der reine E-Antrieb gesetzt. Dies gilt selbstverständlich ebenfalls für das an Bord mitgeführte faltbare Zweirad für die letzte „Meile“.
Wessen Blick nicht vernebelt ist durch PS-Orgien, Chromlametta und Höchstgeschwindigkeitsrausch, der schaue genau hin. Der Rinspeed BamBoo drückt auf den „Reset“-Knopf, macht den Kopf frei für neues und luftiges Denken; denn er soll durch einfache, sauber gezogene Linien überzeugen. Kein Schnick. Kein Schnack, nichts ist überflüssig. Klare Ästhetik in reinster Form auch im übertragenen Sinne: Bambus eben.
Moman
07.12.2010
Sehr cool, aber der iChange hat mir noch besser gefallen.