In der Schweiz steht auf dem 2.502 Meter hohen Säntis ein sündhaft teurer Rolls-Royce Phantom II aus dem Jahre 1930 - eine echte Rarität. Der Rolls-Royce Phantom II verfügt dank seines 7,7 Liter großen Sechszylinder-Motors mit 120 PS tatsächlich über die ausreichende Leistung, um einen Berggipfel erreichen zu können. Leider endet die befahrbare Straße auf dem Weg zum Säntisgipfel bereits auf der Schwägalp in der Schweiz. Und nun? Lösung: die britische Rarität schwebte auf den Gipfel.
© Foto: BMW Group / Rolls-Royce
Im Rahmen der Winterausstellung „Museen rund um den Säntis - auf dem Säntis“ in und um die Bergstation der Säntisbahn transportierten die Veranstalter einen Rolls-Royce Phantom II aus dem Rolls-Royce-Museum in Dornbirn auf den Säntis. Die Ausstellung dauert vom 21. Dezember 2012 bis zum 21. April 2013 und ist für Besucher des mit 2.502 Meter höchsten in der Ostschweiz gelegenen Berges kostenlos zugänglich.
Verständlich, dass sich der Transport als nervenstarke Maßarbeit erwies. Von Dornbirn-Gütle in Österreich führte der Transport des Rolls-Royce via LKW auf die Schwägalp und von der Talstation der Säntisbahn mittels Schwebebahn auf den 2.502 Meter hohen Berggipfel. Die Seilbahn fuhr beim Transport auf den Gipfel aufgrund der Unterlast äußerst langsam, für optimale Bedingungen war unbedingte Windstille erforderlich. Zweimal mussten die Macher den Spezialtransport aufgrund starker Schneefälle verschieben. Schneemengen von etwa einem Meter gestalteten die Beladung besonders aufwendig.
Als extrem schwierig erwies sich das Anhängen an die Gondel der Schwebebahn. Der Schwerpunkt des 2,5 Tonnen schweren Rolls-Royce lag so hoch, dass eine Stabilisierung gegen seitliches Verrutschen notwendig war. Die tiefen Temperaturen stellten eine weitere Herausforderung dar, nicht nur für die Menschen, sondern auch für das Material. So versagten Kettenzüge bei minus 15 Grad Celsius und mussten ausgetauscht werden. Aufgrund der Umstände dauerte der Transport von der Talstation auf den Gipfel einen vollen Tag.
© Foto: BMW Group / Rolls-Royce
Das von F. H. Royce konstruierte Chassis des Phantom II bauten die Briten einst im Rolls-Royce-Werk Derby (Großbritannien). H.J. Mulliner, einer der bedeutendsten Kutschenbauer, fertigte den imposanten Aufbau in Form eines zweitürigen Cabriolets. Die Verwendung der besten und teuersten Materialien garantierte höchste Zuverlässigkeit und brachte damals den Fahrzeugen den Ruf „The best car in the world“ ein. Zur gleichen Zeit arbeitete Niklaus Zwingli an einer vergleichbaren Pionierleistung und startete 1933 mit dem Bau der Säntis-Schwebebahn. Nach nur zwei Jahren Bauzeit konnte die Bahn in Betrieb genommen werden.
Rolls-Royce Museum Dornbirn (Österreich)
Das Rolls-Royce-Museum in Dornbirn besteht seit 1982 als Familienbetrieb und befindet sich in einer ehemaligen Textilfabrik im österreichischen Dornbirn-Gütle. Rund 1.000 Exponate, darunter bis zu 80 Fahrzeuge, sind auf drei Etagen ausgestellt. Der überwiegende Teil der Fahrzeuge stammt aus den 1920er- und 1930er-Jahren und befand sich meist in Besitz berühmter Persönlichkeiten. So auch das berühmteste Fahrzeug, ein Phantom 3 von Queen Mum, Baujahr 1936.
Das Museum betreibt eine hauseigene Restaurationswerkstatt, in der sich die Sammlerstücke, sofern notwendig, restaurieren lassen. Besonders die Anfertigung von Teilen und die Ausübung alter Handwerkskunst blieben bis heute erhalten. Ein Besuch der Werkstatt steht im Rahmen des Museumsbesuches mit auf dem Programm, im Zuge einer Führung ist sogar ein Blick hinter die Kulissen möglich.