Fast pünktlich zu Weihnachten gingen bei Saab heute die Lichter wohl endgültig aus. Die ehemalige Konzernmutter von Saab, General Motors (GM), lehnt den Rettungsversuch mit chinesischem Geld ab, so dass ein Großinvestor abspringt. Es ist schade, wenn ein Traditionshersteller seinen Betrieb einstellen muss, weil damit ein Stück bedeutender Autogeschichte zu Ende geht. Aber die erneute Insolvenz überrascht nicht wirklich.
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Saab selbst verfügt über keinerlei Mittel mehr, so dass die etwa 3.500 Mitarbeiter ihre seit Ende November fälligen Löhne bislang nicht erhielten. Seit April 2011 steht die Produktion von Saab aufgrund der hohen Schulden still, so dass die Schweden keine Autos verkaufen konnten.
Nach etlichen Rettungsversuchen mit diversen Investoren, beabsichtigten im Mai 2011 der Autohandelskonzern Pang Da, mit über 1.100 Autohäusern landesweit Chinas größtes börsennotiertes Automobilvertriebsunternehmen, und der chinesische Autohersteller Zhejiang Youngman Lotus Automobile, bei Saab einzusteigen.
Pang Da und Youngman stimmten im Oktober 2011 sogar zu, den schwedischen Autohersteller für 100 Millionen Euro komplett zu kaufen. Von General Motors gab es dazu allerdings ein striktes Nein. Hintergrund: Saab verwendet unter Lizenz wichtige GM-Patente, die nicht auf den neuen Eigentümer übergegangen waren. GM unterbindet damit einen möglichen illegalen Technologietransfer zur Konkurrenz nach China.
Eine riesige Schuldenlast
Experten schätzen, dass Saab über 700 Millionen Euro Schulden habe, davon angeblich 321 Millionen Euro bei General Motors. Dazu kommen etwa 217 Millionen ausgezahlter Kredite durch die Europäische Investitionsbank. Seinen Lieferanten soll Saab ferner etwa 130 Millionen Euro schulden.
Pang Da dürfte Saab schätzungsweise bereits rund 50 Millionen Euro vorgestreckt haben, erwartete dafür 2.512 Autos, erhielt im Gegenzug aber angeblich nur Aktien von Saab Great Britain als Sicherheit. Youngman soll ebenfalls große Summen in Saab gesteckt haben: etwa 60 Millionen Euro.
Im Januar 2010 ging Saab kurz vor Toresschluss an Spyker - eine Rettung in letzter Minute. Die Großinvestoren aus China waren gefunden, doch General Motors verhindert die Übernahme - im Grunde genommen auch in letzter Minute. Experten erwarten nun eine Zerschlagung von Saab und einen Verkauf in Teilen.
Das große Wechseln der Eigentümer
Der niederländische Sportwagenhersteller Spyker unter Leitung des Gründers Victor Muller kaufte am 26.01.2010 die schwedische Traditionsmarke kurzfristig für 400 Millionen Euro von General Motors; sonst wäre das insolvente Unternehmen von der US-Mutter geschlossen worden. Am 16.09.2011 änderte Spyker Cars seinen Namen in Swedish Automobile.
Um sich vom verlustbringenden Sportwagengeschäft zu trennen und sich ganz auf Saab zu konzentrieren, teilte Swedisch Automobile am 29.09.2011 mit, dass die Sportwagen-Division Spyker für 32 Millionen Euro an den US-Investor North Street Capital verkauft wird. Im Februar 2011 war noch geplant, Spyker für angeblich ebenfalls 32 Millionen Euro an die CPP Global Holdings des russischen Billionärs Vladimir Antonov zu verkaufen
Meilensteine von Saab
Saab (Svenska Aeroplan Aktiebolaget) wurde 1937 zur Herstellung von Flugzeugen gegründet. Zehn Jahre später erfolgte im Anschluss an die Einrichtung des Unternehmensbereiches Fahrzeuge die Vorstellung des ersten Pkw-Prototypen. 1990 gliederte man Saab Automobile AB als separates Unternehmen aus, zunächst als gemeinsames Eigentum der Saab Scania Group und von General Motors (GM). Im Jahr 2000 wurde Saab ein hundertprozentiges Tochterunternehmen von GM. Im Februar 2010 übernahm die niederländische Spyker Cars N.V. das Unternehmen, wo es nun als unabhängiger Geschäftsbereich geführt wird.
In den Fahrzeugen von Saab spiegelt sich pure skandinavische Designphilosophie wider, die eng mit der Vergangenheit des Unternehmens im Flugzeugbau verbunden ist. Als weltweiter Hersteller von Premium-Fahrzeugen kann das Unternehmen auf eine Historie bedeutender Innovationen verweisen. So gilt Saab als Vorreiter in der Turbolade-Technik ebenso wie beim Insassenschutz und der Einführung der Flexfuel-Technologie in Form von Saab BioPower.