Toyota blickt auf ein halbes Jahrhundert Leidenschaft für sportliche Performance zurück, die 1962 mit dem Sports 800 begann und 1965 auch den legendären Toyota 2000 GT hervorbrachte, dem ersten Supersportwagen Japans - teurer als ein Porsche. Es folgten im Laufe der Jahrzehnte weitere athletische Meilensteine. Jetzt ist die Zeit reif für einen neuen Sportwagen von Toyota, auf den der FT-86 II Concept den bislang klarsten Ausblick gibt. In Europa kommt der neue Sportler 2012 auf den Markt.
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Ein aggressiver Kurvenräuber für die Straße
Wie sein Urahn setzt die Konzeptstudie FT-86 II auf das klassische Layout mit Frontmotor und Heckantrieb. Mit den Proportionen einer langen, flachen Motorhaube, hoch ausgeschnittenen vorderen Radhäusern und der weit nach hinten gezogenen Kabine bildet der FT-86 II eine Hommage an Toyotas Sportwagen-Geschichte.
Der FT-86 II orientiert sich mit seinen markant geschwungenen Linien voll und ganz an funktionalen Erfordernissen, wobei Toyota die Aerodynamik mithilfe von Formel-1-Technologie entwickelte. Toyotas europäisches Designzentrum ED² bezeichnet das Konzept als „Functional Beauty“. Die flache, rassige Karosserie spannt sich eng über Fahrwerk und Motor und geriet mit einer Länge von nur 4,235 Metern bei 1,795 Metern Breite und 1,270 Metern Höhe besonders kompakt, weist aber einen langen Radstand von 2,570 Metern auf.
An der Front stechen schnittige Scheinwerfer hervor die wie ein Raubtier auf ihre Beute warten, während der große Kühllufteinlass den Asphalt geradezu verschlingen möchte. Muskulös wirken ebenfalls die Flanken.
Wie ein Kurvenräuber kauert der Toyota FT-86 II auf der Straße. Der Fahrzeugkörper wirkt aerodynamisch durchgeformt und suggeriert schon optisch eine starke Vorwärtsbewegung und einen tiefen Schwerpunkt. Das Handling bei hohen Geschwindigkeiten optimieren ein Heckflügel und ein großer Diffusor, in dem die Japaner die zwei Endrohre der Abgasanlage integrierten.
Auf puren Fahrspaß ausgerichtet
Bei der Wahl des Antriebs kehrt Toyota ein Stück zu seinen Wurzeln zurück. So ist der FT-86 II bewusst mit einem drehfreudigen und äußerst kompakten Boxer-Motor ausgestattet, der mit einem manuellen Sechsgang-Schaltgetriebe gekoppelt ist. Diese Kombination begünstigt durch ihren niedrigen Schwerpunkt eine optimale Straßenlage und trägt zugleich zu einem sehr guten Leistungsgewicht bei. Leistungsdaten gab Toyota noch nicht bekannt.
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Sowohl der Antriebsstrang als auch die Sitze wurden von den Machern gezielt tief und weit nach hinten positioniert. Diese Anordnung trägt zu einem ausgewogenen Achslastverhältnis und somit zu einem optimalen Handling bei und erlaubt zudem eine herausragende Fahrstabilität. Im Verbund mit dem klassischen Heckantrieb soll der FT-86 II eine begeisternde Fahrdynamik bieten und mit entsprechenden Fahrleistungen und einem neutralen, präzisen Fahrverhalten für ein Höchstmaß an Fahrfreude.
Die Konzeptstudie Toyota FT-86 II ist voll und ganz auf den Autofahrer zugeschnitten, der das Autofahren weniger als Notwendigkeit begreift, sondern als Leidenschaft. Die Grundlage dafür bilden neben der optimalen Einbindung des Piloten präzise, ansatzlose Reaktionen des Fahrzeugs selbst auf kleinste Lenk- und Gasimpulse.
Toyotas Historie: Sportliche Leidenschaft aus Tradition
Seit dem Modell Sports 800 von 1962 mit einem Zweizylinder-Boxermotor kann Toyota auf eine lange Reihe begeisternder Sportwagen für leidenschaftliche Autofahrer zurückblicken, die auch im Rennsport beachtliche Erfolge erzielten.
Spätestens mit dem Toyota 2000 GT, den die Japaner im Jahre 1965 auf der Tokio Motor Show vorstellten, löste das Unternehmen die Eintrittskarte in den Kreis der hochkarätigen Sportwagen-Hersteller von Weltformat. Der Supersportwagen mit einem 2-Liter-Sechszylinder-Reihenmotor und einer Leistung von 150 PS bei 6.660 U/min zeichnete sich damals durch eindrucksvolle Fahrwerte aus und fuhr beim Großen Preis von Japan 1966 auf den dritten Platz. Danach stellte der Japaner drei Langstreckenrekorde auf, darunter den Geschwindigkeitsrekord über 15.000 Kilometer mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 207 km/h.
Eine Cabrio-Version des Toyota 2000 GT tauchte 1967 im James-Bond-Film „Man lebt nur zweimal“ auf. Leider gab es dieses Fahrzeug nie in Serie: Das offene Filmfahrzeug wurde eigens für den Hauptdarsteller Sean Connery angefertigt. Als Dienstwagen von James Bond zu fungieren, stellt eine besondere Ehre dar, die sich Toyota nur mit Aston Martin, Lotus und BMW teilt. Im fünften Abenteuer mit dem Titel „Man lebt nur zweimal“ (Original: „You only live twice.“) entkommt 007 zahllosen Schurken in einem 2000 GT.
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In den USA nahm der frühere Le-Mans-Sieger Carroll Shelby 1968 mit einem Toyota 2000 GT am Sports Car Club of America Cup bei den Serienfahrzeugen der Kategorie C teil. Shelby erzielte mit dem 2000 GT in dieser Serie vier Siege gegen die bis dahin dominanten Porsche 911.
Beim alljährlichen Großen Preis von Japan lag der Schwerpunkt jedoch auf hubraumstärkeren Fahrzeugen. Hierfür präsentierte Toyota 1968 seinen ersten eigens entwickelten Rennwagen, den Toyota Seven mit einem 3,0 Liter großen V8-Mittelmotor, dessen Hubraum die Japaner später auf 5,0 Liter anhoben. Der Toyota Seven Turbo von 1970 war der erste Rennwagen der Welt mit einem Turbolader.
Toyota nutzt die Erkenntnisse aus dem Motorsport und die analytischen Fähigkeiten von Rennfahrern seit langem bei der Optimierung der für den Straßenverkehr bestimmten Modelle. Zur Entwicklung des 1984 vorgestellten MR2 verpflichtete das Unternehmen daher den legendären amerikanischen Rennfahrer Dan Gurney als Testfahrer. Der MR2 galt zu seiner Zeit als einer der Sportwagen mit der besten Straßenlage weltweit.
In den 36 Jahren von 1970 bis 2006 stellte Toyota sieben Generationen des Celicas vor, die auf der ganzen Welt erfolgreich waren. Die ersten Celicas besaßen einen Heckantrieb und waren bei Sportwagen-Fans besonders wegen ihres Handlings beliebt. Der 1971 in Europa eingeführte Celica ST erhielt ein Fünfgang-Getriebe und breitere Reifen. Der nächste, ganz auf den europäischen Markt zugeschnittene Celica von 1985 kam mit einem Frontantrieb und dem leistungsstarken 2.0-Liter-Motor des Typs 3S-GE.
Auch im Motorsport waren dem Celica bemerkenswerte Erfolge beschieden. Das Modell Twin-Cam Turbo siegte von 1984 bis 1986 dreimal in Folge bei der Safari Rally. Der Celica GT-Four mit Allrad-Antrieb gewann sein erstes Rennen in der World Rally Championship in Australien 1989. 1993 und 1994 folgten in dieser Serie jeweils zwei Titelgewinne - sowohl in der Fahrer- als auch in der Konstrukteurswertung. Der Celica GT-Four war das erste japanische Auto, mit dem dies gelang.
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1979 präsentierte Toyota das Modell Supra. Die ersten beiden Supra-Generationen basierten auf dem Celica. Erst in der dritten Generation von 1986 entwickelte Toyota den Supra zu einem eigenständigen Modell weiter. Der Supra stand klar in der Tradition des 2000 GT: Alle vier Generationen besaßen Sechszylinder-Reihenmotoren und Heckantrieb.
Mit jeder neuen Supra Generation steigerte Toyota den Hubraum, zunächst von 2,5 Liter auf 2,7 Liter und schließlich auf 3,0 Liter. Den vorläufigen Gipfel bildete der serienmäßig 320-PS-Motor mit Doppelturbo von 1993, der den Supra Mk. VI in nur 5,2 Sekunden von 0 auf 100 km/h beschleunigte und bei 250 km/h abgeregelt wurde.
Einen Meilenstein besonderer Art bildet in dieser Reihe der legendäre Corolla Levin AE86, für viele Toyota Fans nach wie vor die Verkörperung des schlichten, erschwinglichen Spaßmobils. So kann es kaum verwundern, dass eben dieser von 1983 bis 1987 produzierte AE86 als Inspiration für die sportliche Toyota-Konzeptstudie diente - für den FT-86 „Future Toyota-86“.