Wären Supersportwagen Trinker, würden die meisten die feinen, teuren Sachen in homöopathischen Dosen inhalieren. Ein Ferrari 458 mit einem Glas Rotwein, ein Mercedes-Benz SLS AMG mit einem guten Obstbrand oder ein Aston Martin mit einem Malt Whisky - das sind die passenden Bilder. Kaum vorstellbar, dass ein Ford GT irgendetwas anderes trinkt als Bier, und das gleich fassweise - insbesondere dann, wenn Underground Racing den Ford GT derart Steroide verabreicht, die über 1000 PS an die Hinterräder schicken.
© Foto: Ford
Der amerikanische Sportwagen hat außer einer realen, selbst für seine Fahrzeugklasse geradezu bedenklichen Trinkfestigkeit für Benzin, noch ein Image, das genauso bodenständig ist wie die Amerikaner, die ihn zusammenschrauben. Dieses Image ist so akzentuiert, dass Jeremy Clarkson von „Top Gear“ den Wagen in seinem Test als „Working-Class Hero" bezeichnete- einen 170.000-Euro-Supersportwagen, wohlgemerkt.
Der Ford GT besitzt serienmäßig 550 PS an der Kurbelwelle seines 5,4 Liter großen V8-Triebwerkes, die er sauber auf die Straße bringt. Sauber auf die Straße bringen? Das stellt allerdings ein unamerikanisches Konzept dar. Ein Fahrzeug hat erst dann sein optimales Verhältnis von Leistung zu Fahrwerk erreicht, wenn dieses Verhältnis nach europäischen Maßstäben haarsträubend ist.
Jetzt kommt der Auftritt von Underground Racing, die den Ford GT vom kräftigen Arbeiter zu einem gemeißelten Steroid-Monster aufspritzen: 850 PS am Hinterrad mit normalem Tankstellenbenzin (MOZ 93) und 1000 PS mit Rennbenzin (MOZ 117) sind hier mit dem originalen Motor drin, den zwei Turbolader zwangsbeatmen.
Die Kosten der ersten Leistungsstufe fangen bei 39.000 US-Dollar (aktuell ca. 28.750 Euro) an und beinhalten unter anderem gefräste Präzisionsturbolader (62 mm), gefräste, polierte Bypass- und Überdruckventile, eine Leichtbau-Auspuff-Komplettanlage aus Edelstahl und Ansaugtrichter aus Edelstahl plus Luftfilter von K&N. Dazu kommen nachbearbeitete Einlasskanäle, ein modifizierter Luftmassenmesser, eine verbesserte Kurbelgehäuseentlüftung und Kleinkram wie Leitungen und Hitzeschilder.
Für 79.000 US-Dollar (derzeit etwa 66.300 Euro) baut Underground Racing den Motor so um, damit am Ende mit Tankstellensprit 900 PS am Rad ankommen und 1300 PS mit Rennsprit. Die Spurtstärke und neue Top-Speed gab Underground Racing leider nicht bekannt, doch die Insassen dürften regelrecht in den Sitzen festgenagelt werden.
Wie ein Bodybuilder für die Show seine Zeit unter dem Rasierer und auf dem Schlampentoaster (Solarium) verbringen muss, so verbringen einige Teile des Twin Turbo-Kits von Underground Racing ihre Zeit unter einer Exzenter-Poliermaschine, so dass sie für Auto-Shows hochglänzend strahlen. Das ist „Working-Class Art“!