VW Milano Taxi: Die Elektro-Studie einer neuen Taxi-Generation

, 20.04.2010

Im Jahre 2013 plant Volkswagen, seine ersten reinen Serien-Elektrofahrzeuge auf den Markt zu bringen. Die Wolfsburger denken dabei nicht nur an die individuelle Mobilität, sondern auch an den öffentlichen Nahverkehr. Wie ein per Elektromotor betriebenes Großserien-Taxi aussehen könnte, zeigt die Studie „Milano Taxi" - ein City-Van, der konzeptionell mit vielen Detailinnovationen, wie etwa einer nach vorne sich öffnenden Schwenktür oder individualisierbaren Taxi-Touchscreens, auf die Bedürfnisse des Fahrers und dessen Passagiere zugeschnitten wurde.

Design: Der Beginn einer neuen Automobil-Ära

Die in Grün und Schwarz gehaltene Zweifarbenlackierung der Studie stellt eine Hommage von Volkswagen an die Modemetropole Mailand dar; dort waren die Taxis einst in genau dieser Farbkombination lackiert. Eine schöne Tradition und ein Beispiel dafür, wie sich diese Studie optisch an die spezifische Taxi-Optik jeder Metropole dieser Welt anpassen ließe. Bis dahin gilt: Noch ist das VW Milano Taxi ein reines Konzeptfahrzeug.

Eine Tür weniger ist mehr für ein Taxi: Die Fahrgäste steigen im Stadtverkehr am sichersten auf der Gehwegseite ein und aus. Deshalb gaben die Entwickler dem Milano Taxi nur auf der Beifahrerseite eine weit sich nach vorne öffnende Schwenktür mit auf den Weg; dank ihrer völlig neu entwickelten, zweiachsigen Kinematik gibt diese Tür ein breites Portal frei. Die Schwenktür reicht bis weit in das Dach hinein, wodurch auch in der Höhe ein Gardemaß der Öffnung erreicht wird. Insgesamt misst das Milano Taxi in der Höhe 1,60 Meter, in der Länge nur 3,73 Meter und in der Breite 1,66 Meter.

Stilistisch dem Volkswagen Samba Bus der 1950er-Jahre ähnlich, führten die Macher die äußeren Dachbereiche (vorne und rechts hinten als Teil der Türen) transparent aus. Dieses Designmerkmal sorgt, zusammen mit einem Panorama-Glasdach, für ein helles und damit freundliches Innenraumambiente. In einem transluzenten Material ausgeführt, ist auch das über dem Glasdach angebrachte Taxi-Schild. Der Taxi-Schriftzug leuchtet grün, wenn der Wagen frei ist, rot im umgekehrten Fall und gar nicht, sobald Wagen und Fahrer eine Auszeit nehmen.

Jedes Detail dieser Studie folgt dem Ziel, ein ansprechendes wie alltagstaugliches Taxi-Konzept zu realisieren. So ragen die Seitenflächen der Karosserie und das Heck steil nach oben; dieses stilistische Merkmal erinnert nicht nur an den VW Bus der ersten Generation, sondern schafft ein Plus an Raum im Interieur. Wie das Dach in einer schwarzen, transparenten Optik ausgeführt, ist derweil die 60:40 geteilte, seitlich aufschwenkende Hecktür.

Die Studie öffnet darüber hinaus ein Fenster in die Zukunft, da die Gene einer zukünftigen Volkswagen Design-DNA bereits im Milano Taxi zu erkennen sind. Nicht zufällig zeigt die Frontpartie ein auffallend freundliches, selbstbewusstes Gesicht mit stilistischen Anklängen an die VW-Ikonen Käfer und Samba Bus. Zu den spezifischen Genen zählen ebenfalls die heruntergezogene Haube und die Abschaffung des klassischen Kühlergrills. Als völlig neues Element erweist sich der transparente Verbindungssteg zwischen den Scheinwerfern.

Antrieb: Emissionsfreies Fahren

Angetrieben wird das 120 km/h schnelle VW Milano Taxi von einem Elektromotor mit einer Spitzenleistung von 85 kW / 116 PS. Die Dauerleistung beträgt 50 kW / 68 PS. Mit Energie versorgt wird der Motor über eine im Unterboden der Studie integrierte Lithium-Ionen-Batterie. Dank der hier realisierten Speicherkapazität von 45 Kilowattstunden (kWh) und des trotz der Batterie relativ niedrigen Fahrzeuggewichtes von 1.500 Kilogramm, lassen sich - je nach Fahrweise - Distanzen von bis zu 300 Kilometern zurücklegen.

In Abhängigkeit von der vorhandenen Ladeinfrastruktur und dem aktuellen Ladezustand ist es möglich, die Speicherbatterie in gut einer Stunde auf bis zu 80 Prozent ihrer Gesamtkapazität nachzuladen. Der Stecker zum Aufladen der Batterie befindet sich unter dem nach oben schwenkbaren VW-Logo auf der „E-Motorhaube".

Innenraum: Intelligente Screens erobern das Automobil

Bewusst gibt es an Bord dieses Taxis keinen Beifahrersitz. Stattdessen befindet sich dort ein Cargobereich für das Gepäck; durch die in diesem Bereich entsprechend angepasste Schalttafel konnte VW zusätzlich Raum gewinnen. Da die Koffer über keine Ladekante gewuchtet werden müssen, können die Passagiere sie leicht selbst verstauen und mittels eines Bügels auf Knopfdruck fixieren.

Der eigentliche Kofferraum hinter der Rücksitzbank wird indes nur noch für kleine Utensilien genutzt, um möglichst viel Raum für die Fondgäste zur Verfügung stellen zu können. Der Knieraum hinter dem Fahrersitz erreicht mit 120 Millimetern das Niveau ausgewachsener Luxuslimousinen. Wer im Fond rechts Platz nimmt, kann seine Beine dank des nicht vorhandenen Beifahrersitzes sogar komplett ausstrecken. Nach oben sind im Fond dank einer Kopffreiheit von 994 Millimetern die Grenzen weit nach oben gesteckt.

Vorbei sind im Milano Taxi auch die Zeiten, in denen die Fahrgäste stets nach vorn auf das Taxameter blinzeln mussten, um den aktuellen Preis zu sehen. Mittig im Fond neben der Sitzlehne des Fahrers befindet sich ein 8-Zoll-Touchscreen, der den Fahrpreis anzeigt und gleichzeitig via Kartenleser die Möglichkeit zum Zahlen per Kreditkarte gibt. Während der Fahrt können die Gäste außerdem in verschiedenen Sprachen Informationen zu „Points Of Interest" (POI) entlang der Route, Navigationsdaten (Routenübersicht, Reststrecke und Ankunftszeit), Wetterdaten sowie Datum und Uhrzeit abrufen. Darüber hinaus lässt sich hier auch das Klima für den Fond regulieren.

Komfort auch für den Taxi-Fahrer

Ein Taxi ist nicht nur ein möglichst bequemes Transportmittel für die Gäste, sondern ebenso der Arbeitsplatz für den Fahrer. Volkswagen legte deshalb auch auf die optimale Gestaltung dieses Bereiches des Milano Taxis hohen Wert. Ein Ergebnis der Entwicklungsarbeit stellt das neue Taxi-Interface dar, bei dem die wesentlichen Anzeigen und Bedienelemente zentral in einem 8-Zoll-Touchscreen im Bereich der Mittelkonsole konzentriert werden.

Der Touchscreen des Taxi-Interfaces lässt sich intuitiv bedienen und umfasst folgende Funktionen: Taxameter, Türöffner für den Fahrgastraum, Bordrechner, Navigationssystem (Zieleingabe per Tastenfeld, Handschrift oder Sprachsteuerung), Energiefluss- und Leistungsstandanzeige des Elektroantriebs, Klimasteuerung (für Fahrer und Fond), Taxifunk und Telefon, Uhrzeit sowie Onlinedaten zum regionalen Veranstaltungskalender und Wetterwerte.

Darüber hinaus kann jeder Taxi-Fahrer seine persönlichen Apps laden, respektive die Reihenfolge der Funktionen im Display individualisieren. Auch das Kombiinstrument vor dem Fahrer (u. a. mit Tacho-, Reichweiten- und Navigationsanzeige) ist mit dem Touchscreen der Mittelkonsole vernetzt.

Der Fahrer selbst sitzt in einem speziell auf ihn zugeschnittenen Bereich. Für einen langen Arbeitstag ausgelegt wurden dabei die Ergonomie des Sportsitzes und die in die feststehende Sitzumrandung (als Abgrenzung zum Fond und Gepäckraum) integrierte Armlehne. Davor befindet sich der Multifunktionsschalter für den Motor (Start/Stopp) und die Getriebefunktion (D, N, R).

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