Der Aufsichtsrat der Volkswagen AG befürwortete gestern in einer außerordentlichen Sitzung die Schaffung eines integrierten Automobilkonzerns mit Porsche unter Führung von Volkswagen. Porsche-Boss Dr. Wendelin Wiedeking räumte mit sofortiger Wirkung seinen Posten als Vorstandschefs der Porsche AG und verlässt das Unternehmen. Die riskante, von Wiedeking initiierte Übernahme von Volkswagen durch Porsche war zu viel und die Folge rund 10 Milliarden Euro Schulden für den Sportwagenbauer.
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Der Volkswagen-Vorstand wird nun Gespräche mit den neuen Verantwortlichen bei Porsche aufnehmen, um gemeinsam ein finales Konzept für die Erreichung des integrierten Automobilkonzerns zu erarbeiten. Zudem sollen durch einen umfassenden Prüfungs- und Bewertungsprozess die Voraussetzungen für die Unterzeichnung einer Grundlagenvereinbarung über die Zusammenführung der beiden Unternehmen geschaffen werden.
Der integrierte Automobilkonzern soll durch die schrittweise Beteiligung von Volkswagen an der Porsche AG und die abschließende Verschmelzung der Porsche Automobil Holding SE mit der Volkswagen AG entstehen. Porsche wird dabei ein eigenständiges Unternehmen mit Sitz in Stuttgart bleiben. Dieses Grundkonzept stellt nach Auffassung aller Beteiligten die bestmögliche Lösung für die beabsichtigte Bündelung der Kräfte dar.
In der nun zu verhandelnden Grundlagenvereinbarung möchten die Macher nun die weitere Vorgehensweise und die einzelnen Transaktionsschritte festlegen. In diesem Zusammenhang wird die Einbindung von Katar als strategischer Partner bei Volkswagen, der das Ziel eines integrierten Automobilkonzerns unterstützt, ausdrücklich begrüßt. Das endgültige Konzept für die angestrebte Zusammenführung von Volkswagen und Porsche wird so ausgestaltet sein, dass die finanzielle Solidität und nachhaltige Handlungsfähigkeit des Volkswagen-Konzerns sowie die Eigenständigkeit von Porsche gesichert bleiben.
Volkswagen begrüßte die Absicht der Familiengesellschafter Porsche und Piëch, den weiteren Prozess intensiv zu begleiten und auch in Zukunft größter unternehmerisch handelnder Aktionär von Volkswagen zu bleiben. Der Aufsichtsrat der Porsche SE begrüßte ebenfalls die Schaffung des integrierten Konzerns und stellte damit wichtige Weichen.
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Prof. Dr. Martin Winterkorn, Vorstandsvorsitzender der Volkswagen AG, erklärte: „Die angestrebte Zusammenführung von Volkswagen und Porsche folgt einer zwingenden industriellen Logik und bietet vielversprechende Perspektiven: Sie macht zwei starke Unternehmen noch stärker. Volkswagen und Porsche verfügen über exzellentes Know-how und können ihre Ressourcen gemeinsam noch besser nutzen. Wir erwarten daher zusätzliche Wachstumschancen. Damit werden bestehende Arbeitsplätze gesichert und neue Arbeitsplätze geschaffen.“
Winterkorn weiter: „Wir können zudem auf unsere große Erfahrung in der Integration erfolgreicher, stolzer Marken mit großer Tradition zurückgreifen. Wie heute schon Audi, würde sich auch Porsche unter dem Dach von Volkswagen weiter eigenständig entwickeln und seine Identität bewahren können. Wir haben großen Respekt vor den Leistungen der Porsche-Mitarbeiter und sind davon überzeugt, dass Porsche eine Bereicherung für den Volkswagen Konzern wäre - ebenso wie Volkswagen eine Bereicherung für Porsche.“
Auch der Vorsitzende des Aufsichtsrates der Volkswagen AG, Dr. Ferdinand K. Piëch, sieht den integrierten Konzern auf einem klaren Erfolgskurs: „Gemeinsam haben Volkswagen und Porsche alle Voraussetzungen, um eine führende Position in der internationalen Automobilindustrie zu erreichen“. Dr. Wolfgang Porsche betonte in Stuttgart, dass man mit den heutigen Beschlüssen eine nachhaltige und zukunftsweisende Richtungsentscheidung erreicht habe. Darüber hinaus sei sichergestellt: „Porsche wird im integrierten Konzern den Mythos und die Identität der Marke Porsche erhalten. Das eröffnet neue Wachstumschancen“.
speedheads
29.07.2009
Die Porsche Automobil Holding SE, Stuttgart, befindet sich in fortgeschrittenen Verhandlungen über die Veräußerung der auf Barausgleich gerichteten Kurssicherungen auf Volkswagen-Aktien an einen oder mehrere Investoren. Zu diesen Investoren zählt insbesondere die Qatar Holding LLC (QH), mit der darüber hinaus Gespräche über einen Einstieg bei der Porsche SE geführt werden. Eine vorbereitende Maßnahme für die Veräußerung der Optionen auf Volkswagen-Aktien stellt deren bilanzielle Abwertung dar. Diese führt zu einer erheblichen buchhalterischen Ergebnisbelastung. Gleichwohl verbessert die Porsche SE mit der Veräußerung der Optionsstruktur ihre Liquiditätssituation. Dem Unternehmen würden dann Barmittel in einer Größenordnung von über einer Milliarde Euro zufließen, die aktuell als Sicherheit für die Optionsstruktur hinterlegt sind. Ein weiterer zahlungsunwirksamer Buchverlust wird sich als Folgewirkung aus der erstmaligen Vollkonsolidierung des Volkswagen-Konzerns ergeben. Mit der Erhöhung der VW-Beteiligung auf 50,76 Prozent am 5. Januar 2009 war Porsche verpflichtet, die Volkswagen AG voll zu konsolidieren und eine sogenannte Kaufpreisallokation durchzuführen. Bei dieser werden alle Vermögenswerte und Verbindlichkeiten des VW-Konzerns ermittelt und mit dem zum Erwerb der Aktien aufgewendeten Kaufpreis verglichen, um den Firmenwert zu bestimmen. Die daraus resultierende Ergebnisbelastung wird ebenfalls deutlich ausfallen. Unter dem Strich dürften die beiden Maßnahmen im Konzernabschluss für das Geschäftsjahr 2008/2009 voraussichtlich zu einem Ergebnis vor Steuern von bis zu minus fünf Milliarden Euro führen. Wichtig ist, dass die Abwertung der Optionsgeschäfte und die Folgewirkungen der erstmaligen Vollkonsolidierung des Volkswagen-Konzerns rein buchhalterische Vorgänge sind. Es ergeben sich auch keine Auswirkungen auf den Bilanzansatz der von der Porsche Automobil Holding SE gehaltenen 50,76prozentigen Beteiligung an den Stammaktien der Volkswagen AG. Der große Vorteil für die Porsche SE liegt darin, dass die Abwertung der Optionsgeschäfte die zur Verfügung stehenden liquiden Mittel deutlich erhöht. Darüber hinaus liegt die Eigenkapitalquote von Porsche nach diesen Maßnahmen bei gesunden 23 Prozent.
speedheads
14.08.2009
Die Aufsichtsräte von Porsche und Volkswagen stimmten am 13. August 2009 der Grundlagenvereinbarung zur Schaffung eines integrierten Automobilkonzerns zu, um im Laufe des Jahres 2011 miteinander zu verschmelzen. Damit ist die Unabhängigkeit von Porsche fast besiegelt; denn jetzt brauchen nur noch die Gläubiger des hochverschuldeten Sportwagenbauers einzuwilligen. Mit der überwiegend kreditfinanzierten Übernahme von Volkswagen scheiterte der ehemalige Porsche-Chef und manövrierte Porsche in die Schuldenfalle. Sodann drehte Volkswagen den Spieß um und befindet sich nun auf dem Weg zu einem neuen Imperium, um die neue Nummer 1 der weltweiten Autobauer zu werden. In einem ersten Schritt erhält Volkswagen eine 42prozentige Beteiligung an der Porsche AG, der 100prozentigen Tochtergesellschaft der Holding Porsche SE. Die Beteiligung erfolgt im Wege einer Barkapitalerhöhung mit einem Gesamterlös von voraussichtlich nur bis zu 3,3 Milliarden Euro - Analysten rechneten ursprünglich mit einem Preis von ca. 8 Milliarden Euro. Den Unternehmenswert von Porsche taxierte man auf 12,4 Milliarden Euro. Zur Refinanzierung des Kaufes will Volkswagen eine Barkapitalerhöhung durch Ausgabe neuer Vorzugsaktien im ersten Halbjahr 2010 durchführen. Eine weitere Barkapitalerhöhung erfolgt aller Voraussicht nach im ersten Halbjahr 2011 bei Porsche durch Ausgabe neuer Stamm- und Vorzugsaktien, um die Schulden wieder in den Griff zu bekommen. Die Porsche-Eigentümerfamilien Porsche und Piech veräußern zudem ihre in Salzburg ansässige Vertriebsgesellschaft an Volkswagen. Für die mit einem Absatz von zuletzt 474.000 Fahrzeugen größte Automobil-Vertriebsgesellschaft Europas wurde ein Unternehmenswert von 3,55 Milliarden Euro ermittelt. Der Verkauf des Vertriebsgeschäfts ist ab 2011 möglich. Die Familiengesellschafter Porsche und Piëch werden den Großteil des Erlöses aus dem Verkauf des Vertriebsgeschäftes der Porsche Holding Salzburg für die Stammkapitalerhöhung bei der Porsche SE verwenden. Diese Kapitalerhöhung soll die finanzielle Situation der Porsche SE weiter verbessern und vor ihrer angestrebten Verschmelzung mit Volkswagen erfolgen. Aber die Familiengesellschafter Porsche und Piëch bleiben auch nach der Verschmelzung die größten Aktionäre bei Volkswagen, das Land Niedersachsen der zweitgrößte Aktionär des Volkswagen-Konzerns. Ferner vereinbarten die Aufsichtsräte, dass für die Zeit bis zum Jahre 2020 kein Gewinnabführungs- und Beherrschungsvertrag zwischen Porsche und Volkswagen abgeschlossen wird, um die Eigenständigkeit von Porsche erst einmal zu sichern. Doch kein Geringerer als Volkswagen-Chef Prof. Dr. Martin Winterkorn übernimmt die Leitung der Porsche-Holding. Die Stellung Niedersachsens als Großaktionär bei Volkswagen soll gemäß der Grundlagenvereinbarung in der Satzung von Volkswagen ausdrücklich verankert sein. Dem Land soll die Entsendung zweier Aufsichtsräte zustehen. Die vorhandene Regelung zur Sperrminorität - bei Volkswagen bedürfen wichtige Hauptversammlungsentscheidungen einer Mehrheit von mehr als 80 Prozent des vertretenen Grundkapitals - soll bekräftigt werden. So behält Niedersachsen seine Sperrminorität von 20 Prozent und damit ein Vetorecht bei wichtigen Beschlüssen. Niedersachsen sicherte sich auf diese Weise wichtige Rechte aus dem VW-Gesetz.
Landy
14.08.2009
Schön, dass der Aktienkurs elegante 25% in den Keller gerauscht ist ;) Aber: immer noch überbewertet...
speedheads
15.08.2009
Das arabische Emirat Katar steigt mit 10 Prozent bei Porsche ein und wird damit neuer Stammaktionär des hochverschuldeten Sportwagenbauers. Die Vertragsunterzeichnung erfolgte am 14. August 2009. Ein zweiter Vertrag, der die Übernahme eines wesentlichen Teils der auf Barausgleich gerichteten Kurssicherungsgeschäfte für VW-Aktien durch das Emirat vorsieht, wurde ebenfalls unterschrieben. Damit wird Katar Großaktionär beim zukünftigen Konzern aus Volkswagen und Porsche.