Volkswagen landet mit der Studie „Up! Lite“ den nächsten Coup in Sachen Effizienz. Der progressive Viersitzer mit Hybrid-Antrieb benötigt nur 2,44 Liter Diesel auf 100 Kilometern. Mit einer Antriebskonzeption aus TDI (Turbo-Diesel), Elektromotor und 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe (DSG) und einer brillanten Aerodynamik (cw-Wert: 0,237) drückt Volkswagen die CO2-Emissionen auf sensationelle 65 g/km.
© Foto: Speed Heads
Mit diesem niedrigen Verbrauchswert avanciert die dreitürige Studie zum sparsamsten und mit Blick auf die CO2-Gesamtbilanz umweltschonendsten viersitzigen Auto der Welt, das seine Weltpremiere auf der Los Angeles Auto Show (04.12.2009 - 13.12.2009) feiert. Konzipiert wurde der VW Up! Lite als Multitalent, das die Wege in der City, die Fahrten der Berufspendler und sehr lange Reisen deutlich günstiger und umweltfreundlicher gestalten soll.
Mehr Länge für eine bessere Aerodynamik
Der 3,84 Meter lange, 1,40 Meter hohe und 1,60 Meter breite VW Up! Lite mit einem Radstand von 2,45 Metern tritt futuristisch, frech und formal sehr eigenständig auf. Im Vergleich zum dreitürigen Up! ist die neue Studie flacher und aufgrund der nochmals höheren aerodynamischen Anforderungen länger. Im Bezug auf die Länge erreicht der Up! Lite nahezu das Niveau des 3,98 Meter langen VW Polo. Auffallend klein ist mit 1,82 m² die Stirnfläche der eher schmalen Studie. Die Luft hat diesem Volkswagen deshalb nur wenig entgegen zu setzen - und das reduziert direkt den Energie-Verbrauch.
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Geschliffen wurde die Aerodynamik der Karosserie in allen Bereichen. Absolut flächenbündig eingearbeitet sind zum Beispiel sämtliche Scheiben. Kanten und Absätze sucht man an diesem Auto vergebens. Selbst der Kühllufteinlass in der Frontpartie wird nur geöffnet, wenn es der Temperaturhaushalt des Motors erfordert.
Wie kompromisslos die Macher den neuen Volkswagen im Windkanal gestalteten, zeigt ebenfalls ein Blick in Richtung der Außenspiegel: Es gibt sie nicht. Stattdessen übernehmen zwei seitliche Kameras an der Spitze kleiner Winglets und eine Heckkamera im Dachkantenspoiler diesen Job und übertragen das Bild auf den Rückspiegel der Zukunft: ein zentrales Display in der Dachkonsole.
Design: Ein Statement der Zukunft
Das Design selbst zeigt ein Kompakt-Fahrzeug, dem der nachhaltige Antrieb und die progressive Konzeption regelrecht anzusehen sind. Form und Funktion gehen hier eine regelrechte Koexistenz ein. Es sind die Facetten, die den in „Liquidblau Metallic" lackierten VW Up! Lite dabei so außergewöhnlich gestalten.
An der Front verbindet die scharf geschnittenen LED-Scheinwerfer eine Chromleiste mit dem mittig integrierten VW-Zeichen. Die Motorhaube ist dabei auffallend breit. Klar und glattflächig kreierte VW derweil die Silhouette. Außer der oberen Tornadolinie, den Radläufen und einer integrierten Verbindungslinie gibt es keinerlei Kanten.
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Vor dem Fahrtwind zogen sich die praktisch in Zugrichtung sich öffnenden Türgriffe in kleine Mulden zurück. Schmal, lang gestreckt und nach hinten ansteigend wie beim Scirocco verläuft das Band der Seitenscheiben, auch wenn es im hinteren Abschnitt eine völlig eigenständige Linienführung aufweist.
In die Gestaltung der Silhouette zogen die Macher die Gestaltung der Leichtmetallräder ein. Volkswagen favorisiert für die mögliche Serienversion ein 16-Zoll-Format mit Leichtlaufreifen der Dimension 155/60. Doch selbst größere Räder sind denkbar, wie die in Los Angeles präsentierte Studie zeigt. Die hier eingesetzte 18-Zoll-Felge mit Reifen im Format 155/50 wird in einer Mischbauweise aus Leichtmetall und insgesamt 10 Kohlefaserspeichen hergestellt.
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An der Heckpartie gleicht die Studie einem Steilheck-Sportwagen. Die breite, markante Schulterpartie erinnert durchaus an den Scirocco, gleichwohl aber auch an die auf der Frankfurter IAA 2009 präsentierte Studie L1. Darüber hinaus dominieren das Design im hinteren Bereich die große Glasfläche der Heckklappe, die LED-Rückleuchten und die in den Stoßfänger integrierten C-förmigen Nebelrückleuchten.
Wegweisender Leichtbau
Der sensationell niedrige Durchschnittsverbrauch von 2,44 l/100 km wäre ohne eine deutliche Minimierung des Fahrzeuggewichtes nicht darstellbar gewesen. Das Leergewicht des VW Up! Lite beträgt nur 695 Kilogramm. Die Karosserie besteht im wesentlichen aus hochfestem Stahl und Aluminium. Für zusätzliche Sicherheit sorgen unter anderem ESP und Airbags.
Aus Kohlefaserverbundwerkstoff fertigte VW den vorderen Stoßfänger-Querträger und das 1,7 Quadratmeter große Dach, das nur 3,3 Kilogramm wiegt. Zum Vergleich: Die identische Fläche in Stahlbauweise würde etwa 9,5 Kilo wiegen, ein Aluminiumdach dieser Größe käme auf ein Gewicht von schon sehr leichten 5,1 Kilo. Aluminium ist deshalb das Material, aus dem alle anderen Komponenten, inklusive der Türen und der Hauben, bestehen.
Antrieb: Neuer Turbo-Diesel mit Elektro-Motor
Antriebstechnisches Herzstück des VW Up! Lite ist der neu konstruierte Zweizylinder-Turbo-Diesel 0.8 TDI mit einer Leistung von 51 PS und einem maximalen Drehmoment von 120 Nm zwischen 1.800 und 2.250 U/min. Wer das volle Sparpotential nutzen und damit den Durchschnittsverbrauch von 2,44 Litern realisieren möchte, aktiviert über die Eco-Taste einen Betriebs-Modus, der die Leistung des Motors auf 36 PS zurücknimmt. Die Volkswagen-Studie ist 160 km/h schnell und beschleunigt in 12,5 Sekunden von 0 auf Tempo 100.
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Darüber hinaus sorgt der als Impulsstart-Modul (Anlasser, Lichtmaschine und E-Antrieb) ausgelegte Elektro-Motor (10 kW / 14 PS) für eine Entlastung des TDI und für zusätzlichen Schub (Boosten) sowie die Rückgewinnung kinetischer Energie (Rekuperation). Während der sogenannten Boostphasen - etwa beim zügigeren Überholen - ergibt sich eine Gesamtleistung des TDI- und des E-Motors von 65 PS.
Den Hybrid-Antrieb des Up! Lite legten die Macher so aus, dass die Studie in zwei Betriebsphasen gänzlich ohne Antrieb des TDI auskommt. Erste Phase: Beim sogenannten Segeln, aktiviert durch das Loslassen des Gaspedals, das heißt der Wagen rollt, der TDI-Motor ist abgeschaltet. Zweite Phase: Über kürzere Distanzen, etwa in Wohngebieten, ist der E-Motor in der Lage, den Up! Lite allein anzutreiben. Die nötige Energie liefert in diesem Fall eine Lithium-Ionen-Batterie.
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Aufgrund des darstellbaren rein elektrischen Antriebs wird diese Konfiguration als Vollhybrid eingestuft. Die Schaltarbeit übernimmt dabei ein 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe (DSG). Darüber hinaus ist der Volkswagen mit einem Start-Stopp-System ausgestattet.
Über eine Strecke von bis zu zwei Kilometern kann der E-Motor den Up! Lite so autark und emissionslos antreiben; etwa in Wohngebieten. Größere Distanzen wären möglich. Doch dann müsste die Lithium-Ionen-Batterie mitwachsen, was zu einem Plus an Gewicht und damit einen höheren Verbrauch als 2,44 Liter einhergehen würde. Im Hinblick auf das Gewicht hielt VW den Kraftstofftank mit lediglich 20 Litern sehr klein. Dank des geringen Verbrauches sind somit auch große Reichweiten von über 800 Kilometern möglich.
Über das Touchscreen-Navigationssystem kann der Fahrer im Eco-Modus bereits vor der Fahrt die energiesparendste Route wählen. Das System berücksichtigt in diesem Modus zusätzliche Parameter wie die Topografie und damit theoretisch mögliche E-Phasen, die Tageszeit und das Verkehrsaufkommen für die Routenberechung.
Interieur: Kompaktes Raumwunder mit purer Funktionalität
Die Studie bietet im komfortablen Innenraum Platz für vier Erwachsene plus Gepäck. In der Länge ist das Raumangebot mit dem des neuen Polo vergleichbar. Selbst im Fond soll es für Personen von 1,85 Metern Größe noch ausreichend Kopffreiheit geben. Im Vergleich zum VW Polo ist der VW Up! Lite allerdings schmaler, um eine möglichst kleine Stirnfläche zu realisieren. Im Kofferraum lassen sich in der Normalkonfiguration (vier Personen an Bord) insgesamt 217 Liter Gepäckvolumen (bis Sitzlehnenhöhe) verstauen. Wird die Rücksitzlehne komplett umgeklappt, vergrößert sich das Stauvolumen auf 847 Liter (dachhoch beladen).
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Um den Innenraum an warmen Tagen bereits im Stand kühl zu halten, besitzt der Up! Lite eine „passive Standlüftung". Das System macht sich die Tatsache zunutze, dass warme Luft nach oben steigt. Anders als bei praktisch allen anderen Autos wird die Luft deshalb nicht im Bereich der C-Säulen oder Radkästen abgeleitet, sondern viel höher mit einem Kamineffekt direkt über eine Öffnung zwischen Dachende und Dachkantenspoiler / Heckklappe.
Interaktive und intuitive Bedienung
Auf das Wesentliche reduzierte VW die Bestückung der in einer Carbon-Optik ausgeführten Armaturen, um direkt losfahren zu können und ohne Betriebsanleitungen studieren zu müssen. Links neben dem Lenkrad gibt es Drucktasten für die Lichtfunktionen, rechts den Startknopf für die Motoren und das war es schon fast. Alle anderen Informationen und Fahrzeugfunktionen erschließen sich intuitiv über Displays.
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Im Up! Lite kommen drei Displays zum Einsatz, über die das System nahezu alle Fahrzeugfunktionen regelt und Informationen anzeigt. Als Zentralinstrument vor dem Fahrer fungiert dabei ein 7 Zoll großer Monitor, der über die jeweilige Antriebssituation (TDI, E-Motor etc.), die Geschwindigkeit (digital und als horizontaler Bandtacho), die jeweilige Getriebestufe, Basics wie Uhrzeit, Außentemperatur und Tageskilometer sowie eventuelle Warnhinweise informiert.
In der Mittelkonsole sorgt ein 5.7-Zoll-Touchscreen dafür, dass die Klimatisierung, die Kommunikation mit der Außenwelt (Phone) und der Bereich „Infotainment“ mit MP3, Video, Internet funktionieren. Dank einer Bewegungssensorik lässt sich die Bedienung dabei ähnlich intuitiv steuern wie beim bislang erfolgreichsten Multimedia-Internet-Handy der Neuzeit.
Selbst die Bedienung des 7-Gang-DSG konnten die Macher in dieses Konzept unter ergonomischen Gesichtspunkten integrieren. Den klassischen Schaltknauf schaffte VW im Up! Lite kurzerhand ab. Dafür gibt es eine Handballenauflage, die sich anfühlt wie eine große Computer-Maus. Die jeweilige Getriebefunktion wird einfach durch das Vor- und Zurückziehen dieser „Maus" aktiviert. Parallel dient die weich gepolsterte und ebenfalls mit einer carbonähnlichen Oberfläche versehene Handballenauflage dazu, bequem und zielgenau auf den Touchscreen der Mittelkonsole zugreifen zu können.
Das Kamerasystem des VW Up! Lite
Statt des klassischen Innenspiegels und der zwei Außenspiegel verfügt der VW Lite Up über eine Heck- und zwei Seitenkameras, die sich im Dachkantenspoiler und auf Höhe der ehemaligen Außenspiegelposition befinden. Die Bilder der drei Kameras überträgt das System auf das dritte Display des Autos im Bereich des früheren Innenspiegels.
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Während Autobahn- und Landstraßenfahrten wird das Bild der Heckkamera auf das Widescreen-Display mit einem bisher nicht bekannten Breiten-/Höhenverhältnis von 8:3 gespielt, die den gesamten relevanten Bereich hinter dem Fahrzeug erfasst. Sobald der Fahrer den Blinker setzt, blendet das System in das Display parallel auch das Bild der Kamera ein, in deren Richtung geblinkt wird.
In der Stadt respektive bei langsamer Fahrt überträgt das System neben dem Bild der Heckkamera auch die Bilder der seitlichen Kameras auf das Zentraldisplay. Auf diese Weise ergibt sich für den Fahrer ein optimales Abbild des Umfeldes ohne toten Winkel. Gleiches geschieht beim Rückwärtsfahren. In diesem Fall wird jedoch das Bild der Heckkamera vergrößert und das der seitlichen Kameras etwas verkleinert. Die Display-Lösung ist dabei konventionellen Außenspiegeln aufgrund der umfassenden Abbildung des Umfeldes überlegen.
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Sitzkomfort und -variabilität einer neuen Dimension
Vorne besitzt die Studie ergonomisch perfektionierte, in Leichtbauweise hergestellte Schalensitze. Generell zeichnet sich das komplette Interieur und damit auch die Sitzanlage durch hohe Funktionalität aus. Der Zugang zum Fond wird durch eine neuartige Easy-Entry-Funktion der Vordersitze erleichtert. Einfach an einer Schlaufe außen am Sitz ziehen und schon gleitet dieser weit nach vorne, kippt dabei sogar leicht Richtung Armaturen und gibt so eine Öffnung frei, die der eines Viertürers kaum nachsteht.
Mit der Längseinstellung von Fahrer- und Beifahrersitz passt sich automatisch die Sitzhöhe an. Die Schalen der Vordersitze sind einteilig ausgeführt und werden deshalb komplett in der Neigung eingestellt. Alle Sitze bezog VW mit einem titanschwarzen, neoprenähnlichen und atmungsaktiven Stoff. Dieses hochwertige Material befindet sich in Schwarz und Orange ebenfalls im Bereich der Türverkleidungen und Böden. Derweil hielten die Macher die Innenraum-Applikationen in Klavierlack und Galvanosilber.
Einfache, selbsterklärende Bedienmechanismen ziehen sich wie ein roter Faden durch den Innenraum der Studie, wie zum Beispiel der neu konzipierte Entriegelungsmechanismus zum Umklappen der Rücksitzlehne. Volkswagen nennt das Konzept „Easy Switch": Einfach die Kopfstützen nach vorne drücken, und schon ist die Lehne entriegelt. Bei umgeklappter Rücksitzlehne ergibt sich eine ebene Ladefläche mit integrierten Verzurrösen und avanciert damit zum perfekten Begleiter im Alltag.