Allerorts stehen brennende Ölfässer und Grills, die neben dem Licht auch Wärme spendieren. Eine Welt für sich, in der friedlich und extrem bei den zahllosen kleinen Open-Air-Partys gefeiert wird. Skurille Gestalten säumen den Pfad an der Rennstrecke. Nicht wundern, wenn am Wegesrand im Wald ein benebelter junger Mann in Tarnklamotten steht und eine pinkfarbene „Hello Kitty“ Plastikgitarre um den Hals trägt - auch das gehört irgendwie dazu.
© Foto: Speed Heads
Zelt, Schlafsack, Isomatte, warme Klamotten und ein Feuer zum Grillen müssen auch bei uns im Seat Camp reichen - nicht anders erleben das Rennen die zahlreichen Zuschauer, die überall fast direkt an der Rennstrecke campen, wo sich die Boliden die ganze Nacht hindurch packende Duelle liefern und der grandiose Motorsound einen in den Schlaf wiegt oder man das Renngeschehen aus bester Sicht verfolgt. Ein paar Stunden Schlaf gönne ich mir. Kalt ist es - besonders, wenn man beim Schlaf von der Isomatte rollt.
Großes Favoritensterben: Das Rennen in aller Härte
Frisch gestärkt geht es am Sonntag wieder zurück an die Rennstrecke. Etliche Autos sind von dem Extremeinsatz des langen Rennens auf einer der weltweit härtesten Rennstrecken gekennzeichnet: Tapes halten die Aerodynamik-Kits zusammen, Motorhauben fehlen und ein Audi R8 fährt unbehelligt mit einer stark lädierten Front weiter. Alle Teams haben nur ein Ziel: Hauptsache fahrtüchtig bleiben.
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Die Nacht kennzeichnete ein großes Favoritensterben und die Fans rund um die Nordschleife erleben eines der turbulentesten 24-Stunden-Rennen der vergangenen Jahre. Vom Start weg übernahmen die Vorjahressieger Marc Lieb, Timo Bernhard, Romain Dumas und Marcel Tiemann im Porsche GT3-R die Führung, die sie in den ersten sieben Rennstunden souverän behielten. Nach einer unverschuldeten Kollision mit einem anderen Teilnehmer endete die Fahrt dann aber am Haken eines Abschleppwagens.
Zurück in die Gegenwart: Teamchef Olaf Manthey, dessen Porsche-Rennwagen in den vergangenen vier Jahren jedes Mal den Sieg beim 24h-Rennen holten, blieb anschließend zunächst der Trost, dass der von ihm eingesetzte GT3-R mit Hybrid-Antrieb die Führungsarbeit übernahm. Doch auch dieser fällt knapp zwei Stunden vor dem Zieleinlauf, bis dahin souverän in Führung liegend, aus. Bis dahin konnte der orange-weiße Hybrid-Rennwagen den Beweis antreten, dass die von Porsche entwickelte Hybrid-Technologie auf der Rennstrecke absolut konkurrenzfähig ist und zugleich einen deutlichen Verbrauchsvorteil darstellt.
Hart trifft es ebenfalls die Audi-Fraktion: Mit Abt Sportsline und den Lokalmatadoren von Phoenix Racing initiieren zwei Top-Teams Kundensporteinsätze mit dem Audi R8 LMS, mit denen sie das Renngeschehen über lange Phasen entscheidend mitgestalten. Beide Mannschaften sammeln Führungskilometer; vier der insgesamt fünf eingesetzten Fahrzeuge können in den Kampf um die Spitze des Klassements eingreifen. Doch fast alle werden durch Unfälle oder Defekte zurückgeworfen. Als einzige Speerspitze bleibt zum Schluss jener Audi R8 LMS von Phoenix, der mit der dritten Gesamtposition noch für einen versöhnlichen Abschluss aus Audi-Sicht sorgte.