Kann der Audi A3 2.0 TDI mit Handschaltung eigentlich nicht selbst „Segeln“ (Verbrennungsmotor wird vom Antriebsstrang abgekoppelt und abgeschaltet) emulierten Kai Bösel und Sebastian Bauer die Funktion, um möglichst lange mit abgekoppeltem Motor zu rollen. Sebastian Bauer zur Taktik: „Wir fuhren schon an einigen Stellen ‚Sägezahn‘. Das war genau unser Vorsprung, den wir rausfuhren. Ganz oft koppelten wir aus und ließen uns für ein bis zwei Kilometer rollen, während die anderen der Schubabschaltung des Motors vertrauten.“
© Foto: Regina Brand, Audi
Bei der Sägezahn-Taktik wird, in einfachen Worten gesagt, vorausschauend Gas gegeben, um anschließend möglichst lange im Leerlauf zu rollen - sicherlich stellt das nicht die Fahrweise eines normalen Autofahrers dar, der Sprit sparen möchte, aber bei dieser Challenge ist es erlaubt.
Wer es auf die Spitze treiben möchte, beschleunigt kurz relativ stark bei niedriger Drehzahl, schaltet schnell hoch und lässt sich dann rollen und vermeidet dabei jegliches Bremsen. Für den dahinter fahrenden Verkehrsteilnehmer ohne Überholmöglichkeit stellt das vermutlich eine echte Nervenprobe und einzige Tortur dar.
Fahrspaß oder geldsparende Effizienz?
Zugegeben, ich kehrte nach dem Road Trip bei meiner Fahrweise schnell zum Fahrspaß zurück. Doch jeder Fahrer kann, wenn er nur möchte, effizient fahren, ohne zu schleichen. Mit einer realistischen Fahrweise auf der vielseitigen Route durch Städte sowie über Landstraßen und Autobahnen verfehlten wir mit 4,33 l/100 km nur knapp die Werksangabe des kombinierten Spritverbrauches von 4,1 l/100 km.
Für überzeugt effiziente Fahrer, die intuitiv ihre Fahrweise dem Spritsparen unterordnen, stellt diese Aussage sicherlich keine neue Erkenntnis dar. Doch für uns stellte es eine Erfahrung dar, zu erleben, wie sich ein sonst dynamischer Fahrer ohne Vorbereitungen beim effizienten Fahren anstellen wird.
Die heutigen Autos liefern mit sparsamen Motoren, einer Schaltpunktempfehlung und Start-Stopp-Funktionen die Grundlage, alles andere ist Einstellungssache des Fahrers: vorausschauend fahren und sich diszipliniert mit dem Gasfuß beherrschen. Spaß bringt das nicht, aber es spart bei regelmäßiger Anwendung auf das Jahr hochgerechnet viel Geld.
© Foto: Regina Brand, Audi
Im Rückblick hätte ich vielleicht sogar bewusst die Rolle des dynamischen Fahrers einnehmen sollen. Sicherlich wäre es im Vergleich mit den anderen Teams interessant gewesen, wie sich beim Audi A3 2.0 TDI die Zeit (Geschwindigkeit) in Relation zu den Kosten (Verbrauch) auf einer identischen Strecke entwickelt, wenn ich, ebenfalls vorausschauend und ohne starken Gasfuß, mit einer etwas höheren Geschwindigkeit als die anderen Teams gefahren wäre.
Spritspar-Tipps für Fortgeschrittene
Neben dem Sägezahn-Prinzip gibt es weitere Möglichkeiten, Sprit zu sparen, wie zum Beispiel mit ausgekoppeltem und abgestelltem Motor an die Ampel zu rollen, wenn der Fahrer nicht stärker bremsen muss als bei eingelegtem Gang durch die Motorbremse. Allerdings sollten dies Autofahrer erst üben, um ein Gefühl für das Bremsen ohne Bremskraftunterstützung zu erhalten, statt dem stehenden Vordermann draufzufahren.
Statt beim Ausrollen die Schubabschaltung des Motors zu nutzen, ist es oftmals lohnender, nach Möglichkeit vorausschauend im Leerlauf auf einen langen Rollweg zu setzen. Etliche Spritsparer fahren darüber hinaus so langsam wie möglich im höchsten Gang und bremsen in Kurven nicht ab, um mit der Ausgangsgeschwindigkeit hindurchzufahren.
Frühzeitiges Schalten in einen höheren Gang spart ebenfalls Sprit, um die Motordrehzahl niedrig zu halten. Wer im höheren Gang stärker Gas gibt, spart in der Regel mehr als jemand im niedrigen Gang mit weniger Gas. Überhaupt sollte ein Spritsparer abruptes Gas geben vermeiden, flüssig sowie vorausschauend fahren und in der Stadt am besten im Verkehr „mitschwimmen“, um Bremsen und stärkere Beschleunigungsvorgänge zu vermeiden.
Unterm Strich kommen beim effizienten Fahren, diverse situationsabhängige Spritsparmaßnahmen zusammen, die in der Kombination den Verbrauch auf einer Fahrt senken. Wer Spritsparwettbewerbe gewinnen möchte, sollte viel rollen, den Gang rausnehmen und den Motor ausschalten und dann, sobald erforderlich, den Gang einlegen und das Triebwerk erneut starten. Dazu gehört etwas Übung, damit es dem Fahrer automatisch und intuitiv gelingt. Bei diesen Maßnahmen sollte der Fahrer unbedingt vorher ein Gefühl für das Bremsen und Lenken bei ausgeschaltetem Motor im Rollen besitzen.
Fotos:
Christian Brinkmann, Fabian Meßner, Regina Brand