Natürliche Reize in intensiver Vielfalt bietet der Abschnitt des Ofenpasses, der durch die unberührte Alpenlandschaft des Schweizer Nationalparks führt, in der sich die Serpentinen an die bewaldeten Abhänge schmiegen und runter nach Santa Maria zu dynamischem Fahrspaß einladen. Im Tal angelangt, säumen unzählige Apfelplantagen die Straße nach Meran.
© Foto: Manuel Hollenbach, Audi
Audi Sport quattro: Extrem selten - und ich darf die Legende treten
Er ist eine echte Ikone und ein Traumwagen der 1980er-Jahre, der zur Homologation einer Legende diente: der Audi Sport quattro, den Audi extra für die Alpen-Tour aus seinem Museum holte und ich über Alpenpässe scheuchen darf, um hautnah zu erleben, wie sich dieser Sportler fährt.
Nur 214 Mal von 1984 bis 1985 gebaut, kostete der Audi Sport quattro anfangs 195.000 D-Mark und stellte damals das teuerste deutsche Serienfahrzeug dar. Ab dem 1. Januar 1985 betrug der Preis sogar 203.850 D-Mark. Zum Vergleich: der Porsche 911 Turbo kostete zu jener Zeit lediglich die Hälfte mit rund 100.000 D-Mark. Heute existieren nur noch wenige Exemplare des Audi Sport quattros.
Der „Kurze“, wie der Audi Sport quattro aufgrund seines gegenüber dem Audi quattro um 32 Zentimeter kürzeren Radstandes oft liebevoll genannt wurde, war Mittel zum Zweck. Audi fertigte den Straßenwagen insgesamt 214 Mal von Hand - insgesamt 200 waren nötig, um ein neues Wettbewerbsauto in der Rallye-WM zu homologieren. Die Wettbewerbsausführungen kamen in der berüchtigten „Gruppe B“ der Rallye-Weltmeisterschaft zum Einsatz. Nach dem Sieg des berühmten „Pikes Peak“-Bergrennens 1987 mit Walter Röhrl am Steuer und einem neuen Streckenrekord, der erstmals die 11-Minuten-Marke knackte, avancierte der Audi Sport quattro zur Ikone.
Kompromisslos gelangt der Audi Sport quattro mit seinem 2,1 Liter großen Fünfzylinder-Motor bei durchgetretenem Gaspedal zum Einsatz, der mit 306 PS für damals fulminante Fahrleistungen eines Seriensportwagens sorgte: von 0 auf Tempo 100 vergehen nur 4,9 Sekunden. Die Top-Speed liegt bei 250 km/h.
Kanten, große Überhänge und eine geschlitzte Motorhaube mit Powerdome prägen diese Allrad-Waffe. Der Audi Sport quattro brauchte nicht gut auszusehen, er war auf Leistung gepolt. So fährt er sich auch: wie ein Rennwagen. Einmal auf Touren gekommen und das Turboloch überwunden, kommt der richtig starke Wumms bei über 4.000 Touren - dann aber richtig. Dieser Audi möchte auf Drehzahl gehalten werden.
© Foto: Manuel Hollenbach, Audi
Jaufenpass: Die Sucht nach der nächsten Kehre
In St. Leonhard bei Meran mit dem Audi Sport quattro angekommen, weisen die Schilder bereits auf die erste Etappe hin: den Jaufenpass (2.094 Meter hoch). Leider kann ich den Sportwagen nur langsam hochfahren und mir mit viel Aufmerksamkeit den Weg durch die zahlreichen Kurven suchen: Dichter Nebel hüllt die Südseite des Jaufenpasses ein, so dass sich kaum die Hand vor Augen sehen lässt. Die Windungen der Straße lassen erahnen, welcher Spaß mir hier soeben entgeht.
Aber es geht auch anders: Die Passhöhe erreicht, lichtet sich wie von Geisterhand der Nebel und ich blicke auf ein Alpenpanorama, das ein Künstler nicht schöner hätte gestalten können. Doch das Attraktivste: die sich talwärts durch die Berge windende Straße. Auf Touren gekommen, brüllt der Fünfzylinder des Audi Sport quattro seine Power nur so heraus. Vor mir die erste Kurve: der Audi Sport quattro zeigt durch seinen kurzen Radstand wie agil er ist. Die Gänge bis 7.000 Touren hochgezogen und erst dann geschaltet, bleibt der Sport quattro über 4.000 Touren und bietet damit satten Schub, um wie die „Pikles Peak“-Rennversion den Gipfel zu erstürmen.
Einen Schlüsselfaktor zur Brutalität des Audi Sport quattro stellt der Allradantrieb dar, der den Sportler mit einem hohen Grenzbereich durch die Kurven zieht. Der Sport quattro fährt sich wie ein Rennwagen; von diesem Seriensportwagen stammt ein Rallye-Auto ab und nicht umgekehrt wie bei der Konkurrenz, die mühsam von ihren Rennwagen eine Straßenversion ableiteten. Die Kupplung, die Schaltung und die präzise Lenkung sind schwergängig, aber die Sucht nach der nächsten Kehre treibt mich stetig voran.
Brennerpass und Fernpass: Abfahrt mit Genuss
Den Brennerpass assoziieren viele mit der mautpflichtigen Autobahn. Doch nebenher verläuft die reizvollere Brennerstraße auf einer Höhe von bis zu 1.370 Metern, die nach Innsbruck führt. In den Dörfern entlang der Route fällt auf: Auch heute noch zieht der Audi Sport quattro die Passanten in seinen Bann - sei es Jung oder Alt. Immer wieder zeigen Fußgänger auf den Audi Sport quattro, um Freunde darauf aufmerksam zu machen.
Audi gibt sich nicht damit zufrieden, die aktuelle Etappe der „Land of quattro“-Tour so frühzeitig in Innsbruck zu beenden. Da bietet sich entlang des wunderschönen Achensees ein Abstecher nach Deutschland an, um später bei Jachenau über eine mautpflichtige Privatstraße am Südufer des wunderschönen Walchensees, einem der größten Alpenseen Deutschlands, nach Garmisch-Partenkirchen zu fahren. Höhenkilometer sammelt hier niemand, aber landschaftlich ist diese Route über kurvige Nebenstraßen ebenso attraktiv.
© Foto: Manuel Hollenbach, Audi
Abhängig von der Tageszeit und dem Wochentag kann es auf dem Fernpass (1.2160 Meter hoch) in Österreich ganz in der Nähe der Zugspitze recht voll sein. Wer es schafft, dann einen kriechenden Lkw zu überholen, darf sich über einen entspannten Kurvenspaß auf weiten, gut ausgebauten Kehren freuen. Richtung Inntall fahrend, bietet die Abfahrt richtige Kehren.
Statt weiter nach Imst, sollte jeder Autoenthusiast bei Nassereith die Route über das Mieminger Plateau wählen; denn dort warten weitere schnelle Kehren, auf denen der quattro-Antrieb seine Leistung in schönste Performance umsetzen kann und bei mir das Strahlen aus meinem Gesicht nicht mehr weichen möchte. Nach so vielen Impressionen, Kurven, Pferdestärken und Performance-Erlebnissen bin ich einfach nur glücklich und zufrieden.
Ein ganz Großer für das dynamische Lebensgefühl
30 Jahre Audi Sport quattro - dieser kompromisslose Sportwagen avancierte zur Legende und feierte seine Weltpremiere 1983 auf der Frankfurter IAA. Schneller und sicherer war damals niemand bei jeder Witterung unterwegs - und es war ein großartiges Erlebnis, die Brachialität des Audi Sport quattro in den Alpen selbst erleben zu dürfen.
Heute sind die ebenfalls mit einem Allradantrieb ausgestatteten Audi RS-Modelle stärker, noch schneller und bieten in unserer Zeit neben dem immensen Fahrspaß und der hohen Sicherheit eine große Vielfalt: sei es als Coupé, als Cabrio unter freiem Himmel, als elegante Schrägheck-Limousine, als kompakter Performance-SUV oder als brachialer Kombi.
Die modernen Vertreter können es besser und beweisen die Leistungsfähigkeit der immer weiter entwickelten quattro-Technologie, die seit jeher für ein dynamisches Lebensgefühl steht. Aber an DEN Mythos des „Kurzen“ kommen sie nicht heran. Der Audi Sport quattro bleibt in der automobilen Historie ein ganz Großer!