Darüber hinaus ermöglicht das Mentalcoaching, einen Fahrer auf die imaginäre Rennstrecke zu schicken und dort eine perfekte Runde zu fahren. Das bringt laut Aussage von Peter Pyzera einen ungemeinen Vorteil mit sich: Die Technik lässt sich auch anwenden, wenn ein Fahrer zum Beispiel in einer Kurve immer wieder Zeit verliert. Durch das mentale Training kann sich der Fahrer in diese Kurve hineinversetzen und diese dann mehrmals perfekt durchfahren. Es soll tatsächlich funktionieren, wie uns Peter Pyzera bestätigte.
© Foto: Nissan
Sogar die Vorbereitungen auf ein kommendes Rennen oder einen Trainingsstint erweisen sich als mentales Ritual. Den angehenden Rennfahrern wird beigebracht, wie sie mit Hilfe von sogenannten Triggern als Auslösern, eine Checkliste in ihrem Kopf abarbeiten können. Als Beispiel lässt sich eine Ampel mit drei grünen Lichtern anführen: Das erste grüne Licht geht an, wenn die Türe geschlossen wird. Das zweite grüne Licht schaltet sich ein, sobald der Fahrer das Klicken der Gurte hört. Das dritte und letzte grüne Licht wird aktiviert, wenn der Fahrer den Motor startet.
Arbeitet ein Rennfahrer diese Checkliste vor jedem Rennen ab, kann er sich durch eine weitere Technik komplett von Dingen außerhalb des Fahrzeuges bzw. des Rennens befreien und hat somit einen klaren Kopf, um erheblich weniger Fehler zu machen.
iZone: So schaut ein Rennfahrer
Am zweiten Tag unseres Aufenthalts in Silverstone demonstrierte uns Peter Pyzera seine Fähigkeiten an einem Hochleistungssimulator. Dieser dient dazu, Rennstrecken kennenzulernen, ohne dort wirklich hinzufahren. Durch die extrem große Präzision dieses Simulators ist laut Aussagen verschiedener Rennfahrer nahezu kein Unterschied zwischen einer Runde am Simulator und einer Runde in der Realität zu spüren. Ein weiteres Feature dieses Simulators stellt die Möglichkeit dar, durch eine Brille die exakte Blickführung des Fahrers aufzuzeichnen und zu überwachen.
Wie wichtig die richtige Blickführung ist, lässt sich an einem einfachen Beispiel erklären. Wenn man nachts in seinem Auto unterwegs ist und die Straßen unbeleuchtet sind, fährt man immer ein wenig langsamer als tagsüber. Wer allerdings das Fernlicht einschaltet, wird schneller fahren. Da durch das Einschalten des Fernlichtes niemand über einen Zugewinn an fahrerischem Talent verfügt, liegt das nun schnellere Fahren nur an dem Plus an Sicht.
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Überträgt man dies nun auf einen Rennfahrer, wird schnell klar, worin das Ziel dieser Trainingseinheiten besteht: schnellere Rundenzeiten. Wenn der Fahrer den Scheitelpunkt der nächsten Kurve anvisiert, muss er im Kopf bereits bei der übernächsten Kurve sein und spätestens nach dem Überfahren des aktuellen Scheitels mit den Augen diesen Punkt anvisieren.
Peter Pyzera beschreibt diese Blickführung selbst als vorerst schwer begreifbar und auch schwer erlernbar. Wer die Methode richtig anwendet, ist allerdings deutlich schneller, obwohl es sich für einen selbst langsamer anfühlt. Als Nebeneffekt dieser Blicktechnik entwickelt sich im Kopf eine Art Autopilot, da sich der Fahrer zu keiner Zeit im Kopf bei der aktuell ablaufenden Szenerie befindet, sondern immer schon einen Schritt voraus. All dies gilt natürlich nur solange, wie man die Ideallinie halten kann bzw. nichts Unvorhergesehenes, wie zum Beispiel ein Unfall, passiert.
Fitnesstraining: Jeden Tag auf das nächste Level
Die Perfektion des Programms geht beim Fitnesstraining weiter. Nissan stellte den Gewinnern einen erfahrenen Triathleten und Fahrradfahrer zur Seite, der die Jungs jeden Tag auffordert, an ihre Grenzen zu gehen und auch darüber hinaus. Da Konzentration von Kondition kommt, ist es insbeondere für einen Langstreckenfahrer von erheblicher Bedeutung, dass er einen absolut durchtrainierten Körper besitzt. Dies erreichen die Fahrer durch einen ausgeglichenen Trainingsplan mit Kraft- und Ausdauereinheiten.
Auch wenn Peter Pyzera und den anderen drei Gewinnern ein Profiteam aus Trainern zur Seite steht, können diese die Grundeinstellung der Fahrers nicht beeinflussen. Durch seine langjährige und erfolgreiche Sprintkarriere ist es Peter Pyzera allerdings gewohnt, an seine Grenzen zu gehen und vor allem niemals aufzugeben. Das allerwichtigste jedoch ist wahrscheinlich der unbändige Wille, immer besser zu werden und niemals zu verlieren.
Der Hang zur Perfektion, ein großes Talent und vielleicht ein klein wenig Glück brachten Peter Pyzera dahin, wo er heute steht: nach Silverstone in die Rennfahrerausbildung der GT Academy von Nissan und Sony. Wir wünschen Peter Pyzera und den drei anderen Gewinnern alles Gute auf ihrem weiteren Weg, der nach unserer Einschätzung mit der Teilnahme am 24-Stunden-Rennen in Dubai erst seinen Anfang nehmen dürfte. Keep on pushing, Peter!