Alpenpässe, das sind die Achterbahnen für echte Autoenthusiasten - und die können nicht genug heiße Kurven haben. Zweifellos bieten Ferrari, Porsche und Performance-Fahrzeuge vom Schlage eines Mercedes-AMG, BMW M oder Audi RS eine Menge Spaß in diesen Revieren, sind jedoch für die Masse unerreichbar. Daher heißt es: Wir schnappen uns einen Skoda Octavia Combi RS 2.0 TDI mit 184 PS, um diesen mit nur einem Grund durch die Alpen zu scheuchen. Wir wollen wissen, wie hoch der Spaßfaktor mit einem Diesel-Sportler und viel Raum in den Alpen ist und begeben uns mit dem knallgelben Untersatz auf einen kleinen alpinen Road Trip von Salzburg zum Wörthersee. Und in einer Disziplin lässt der Tscheche selbst den dynamischen Audi S6 Avant blass aussehen.
© Foto: Christian Brinkmann, Speed Heads
Pampersbomber brauchen nicht langweilig zu sein und können sogar …
… den Geldbeutel für das Familienleben schonen. Dieser Sport-Kombi trägt seine sportlichen Gene optisch souverän zur Schau, jedoch ohne zu dick aufzutragen. Bereits ab 31.290 Euro erhältlich, besitzt der serienmäßig gut ausgestatte Skoda Octavia Combi RS einen 2.0-Liter-Diesel mit 184 PS, dessen maximales Drehmoment von 380 Nm zwischen 1.750 und 3.000 U/min anliegt. Die nackten Zahlen: Mit dem 2.0-TDI-Diesel schafft es der Octavia Combi RS mit einem 6-Gang-Schaltgetriebe in 8,2 Sekunden von 0 auf 100 km/h, während die Spitzengeschwindigkeit bei 230 km/h liegt. Der von Skoda angegebene Durchschnittsverbrauch: nur 4,6 Liter Diesel auf 100 Kilometern.
Per Knopfdruck den Motor gestartet, erinnert der Skoda Octavia Combi RS 2.0 TDI beim Anfahren geradezu an einen herkömmlichen Octavia mit Dieselmotor - doch das nur beim Anfahren. Wenn der Turbo ab 1.500 Touren beginnt, den Druck spürbar aufzubauen und bei 1.750 U/min das volle Drehmoment zur Verfügung steht, zeigt der Turbo-Diesel, dass er für mehr als nur für den Alltag gebaut wurde.
Genug vom Schleichen - und was Familienväter süchtig macht
Anfangs gleiten wir mit dem kompakten Sport-Kombi entspannt und zivilisiert von Salzburg über die Tauernautobahn (A10) Richtung Süden. Doch schnell haben wir genug vom Schleichen über die stark frequentierte Strecke. Die Rettung naht mit der Ausfahrt Nr. 63 Richtung Altenmarkt im Pongau: Bereits ein Örtchen weiter beginnt der Radstädter Tauernpass mit einer Höhe von 1.738 Metern, den bereits die alten Römer nutzten.
Mit starken Steigungen und einem besonders abschüssigen Gefälle wartet der rund 47 Kilometer lange Radstädter Tauernpass ebenso wenig auf wie mit scharfen Kehren. Doch niemand sollte sich täuschen lassen: Anfangs unspektakulär, wird die Straße gen Süden enger und schlängelt sich schließlich durch eine tiefe Schlucht, an deren Seite sich die schroffen Felsen steil emporstrecken, während ein reißender Wildwasserbach parallel zur Straße verläuft.
© Foto: Christian Brinkmann, Speed Heads
Seine Power lässt der Skoda Octavia Combi RS den Fahrer bei jedem Druck auf das Gaspedal spüren. Die Emotionen steigert ein Soundgenerator, der den Klang des Motors verstärkt und über einen Aktuator in den Innernaum überträgt - wie eine süchtig machende Symphonie für Familienväter.
Hochprozentige Rampen, kochende Motoren und rot glühende Bremsen
Panorama hin oder her - als passionierte Autofahrer lechzen wir immer mehr nach einem Kurvenparadies und begeben uns auf die historischen Spuren des VW Käfers, bei denen es hochprozentig wird. Als Fortsetzung des Radstädter Tauernpasses dient die 1.641 Meter hohe Katschberghöhe, deren imposante Strecke sich über 25 Kilometer von Sankt Michael im Lungau bis nach Rennweg zieht. Mächtige 30 Prozent Steigung, kochende und rauchende Motoren an der Passhöhe und rot glühende Bremsen im Tal - das war einmal. Damals zählte die Nordrampe der Katschberghöhe zu den steilsten Passstraßen in Österreich und stellte in den 1930er-Jahren sogar eine der wichtigen Versuchsstrecken für die Entwicklung des legendären VW Käfers dar.
Im Vergleich zu früher klingen die heutzutage 15 Prozent Steigung fast zahm. Dennoch: es sind nach wie vor hochprozentige Rampen, deren Wirkung direkt ins Blut geht. Vehement stürmt der 184 PS starke Kombi nach vorne. Doch gegenüber dem 220 PS starken 2,0-Liter-Turbo-Benziner hat der Selbstzünder das Nachsehen: Wenn dem Diesel beim Anstieg die Puste ausgeht, zieht der Turbo-Benziner noch weiter an - da zählt alleine der Leistungsvorsprung. Selbstredend, dass der Benziner auch mehr schluckt.
Bei der Abfahrt gen Süden - ein Wechselspiel scharfer Kurven und Geraden - nimmt die Fahrt bei wenig Verkehr immer mehr an Fahrt auf und das Grinsen steigt. Hier kann sich der Skoda Octavia Combi RS austoben und seine Stärke zeigen, während die Endorphine immer stärker durch den Körper strömen.
© Foto: Christian Brinkmann, Speed Heads
Mit dem griffig in der Hand liegenden 3-Speichen-Lederlenkrad setzt der tschechische Kompaktsportler die Lenkbefehle direkt und präzise um, während die ebenfalls serienmäßig beheizbaren Sportsitze in engen Kurven den passenden Seitenhalt bieten. Dabei fallen insbesondere das einfache Handling und die präzise Spurführung auf, mit dem sich der Octavia Combi RS durch die Kurven dirigieren lässt.
Im „Sport“-Modus, für den sich der typische „RS“-Fahrer meist beim Kurvenwildern entscheiden wird, zeigt sich der Diesel-Sportler von seiner scharfen Seite mit einer entsprechend direkt und straff eingestellten Lenkunterstützung. Ein adaptives Fahrwerk wie beim VW Golf GTI ist für den Skoda Octavia RS leider nicht erhältlich, so dass sich der „Sport“-Modus nicht auf Dämpfereinstellungen auswirkt.
Der Grenzbereich: 52 Kehren und ein kleiner Sprung
Wir schreien nach weiteren Adrenalinkicks und sichten ganz in der Nähe einen berühmten Pass: die Nockalmstraße in den Gurktaler Alpen. Es ist nur ein kleiner Sprung: Parallel zur Tauernautobahn führt uns der Weg über die B99 bis nach Kremsbrücke, wo wir auf die L19 abbiegen. Innerkrems heißt das Ziel und der Spaß in dem äußerst kurvenreichen Revier der Nockalmstraße mit einer Passhöhe von 2.049 Metern kann beginnen. Der Preis für ein Tagesticket: 16,50 Euro pro Pkw. Die Kurven: reichlich und schnell. Der Verkehr auf unserer Tour: so gut wie nicht vorhanden. Die Folge: extremer Kurvenspaß par excellence.